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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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komm, es geht zum Markieren.«
    »Nein!« Sie krallte ihre Finger in die Türrahmen, das Stromseil spannte sich bedrohlich, als Tristan an ihrem Arm zerrte.
    »Du wirst dir wehtun«, prophezeite er und machte eine Geste zu dem Sicherheitsarmband hin. Aber sie ließ sich nicht einschüchtern. Sie stemmte sich gegen seinen Zug und fauchte: »Wenn ich einen Stromschlag kriege, dann du auch!«
    Er ließ sie verblüfft los. »Du bist wirklich nicht dumm, ich vergesse immer, dass Tom mich vor deiner Gerissenheit gewarnt hat.«
    »Das Kompliment kann ich nicht zurückgeben! Er hat dich in unseren Gesprächen nie erwähnt.«
    Tristan seufzte tief und seine Hand schlang sich erneut um ihren Oberarm. Er drängte sie gegen die Wand und beugte sich zu ihrem Ohr herab. »Du kleine Schlampe. Du wirst jetzt mitkommen oder ich überlass dich Ron, soweit ich weiß, hat er sich von Toms Bestrafung erholt und ist ganz heiß darauf, es dir heimzuzahlen. Also? Was meinst du, ist erträglicher er oder das Zeichen?«
    Ihr Körper versteifte sich, in ihr existierte nichts mehr als grausame Leere. Er konnte sie mühelos an sich heranziehen, denn sie hatte jeglichen Widerstand eingestellt. Sie lag in seiner Umarmung, ihre Leiber waren so dicht aneinandergepresst, dass sie seinen Herzschlag an ihrer Wange fühlen konnte.
    Er hielt sie eine Weile fest, dann rückte er sie ein Stückchen von sich fort und sah ihr tief in die Augen. »Ich wollte dich nicht so ängstigen, verzeih mir.«
    Sie hob träge ihren Kopf, um ihn anschauen zu können. Ihr Geist war immer noch versteinert, es kostete sie viel Mühe, sein entschuldigendes Lächeln zu erwidern. Als sie es schließlich tat, wirkte es sehr gequält.
    Er streckte seine Hand aus und strich ihr über die Wange. »Nicht weinen.«
    Sie blinzelte ihn an. Sie weinte nicht, oder? Erst jetzt registrierte sie die nassen Spuren auf ihrer Haut und die großen Tränen, die ihr die Sicht verschleierten.
    »Ich weine nicht«, schniefte sie.
    »Mhm«, flüsterte er nur betroffen und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen weg, dann zog er sie wieder zu sich heran und umschlang sie mit seinen Armen. In seiner unmittelbaren Nähe, umfangen von seiner Wärme, brachen alle Dämme und sie schluchzte laut los. Er hielt sie schweigend fest, bis ihre Schultern aufgehört hatten, zu zucken und ihr Wimmern leiser wurde.
    »Geht’s wieder?«, fragte er sie sanft, während seine linke Hand ihr Haar liebkoste.
    »Ja«, sagte sie mit einem gewissen Ärger in der Stimme. Es wurmte sie, dass sie in seiner Anwesenheit zu einem hilflosen Lämmchen mutierte.
    Sie stieß ihn abrupt weg.
    Tristan sog scharf die Luft ein, beließ es aber bei einem grimmigen Aufbrummen. »Schön, dir geht es wirklich besser, dann bist du ja jetzt bereit.«
    Er winkte ihr, ihm zu folgen und sie gehorchte. Nicht, weil er sie eingeschüchtert hatte, sondern weil sie ihm zeigen wollte, dass sie eine stolze und mutige Frau war. Sie würde nicht betteln, schreien oder wieder in Tränen ausbrechen, wenn er in der Nähe war. Mit erhobenem Haupt folgte sie ihm und erntete dafür nur ein abfälliges Grinsen seinerseits. Er schien nicht viel auf ihr neues Auftreten zu geben.
    Sie hielten vor einer weißen Tür und Sofia musste sich eingestehen, dass ihr Herz augenblicklich anfing, zu rasen.
    »Wird es wehtun?« Sie hatte diese Frage stellen müssen, obwohl der Trotz in ihr groß war, kam sie nicht umhin, es wissen zu wollen.
    Seine rechte Hand wanderte zum Türknauf, während die Linke sich zwischen Sofias Schulterblätter drückte und sie, kaum, dass die Tür geöffnet war, in den Raum schob.
    Grelles Neonlicht blendete sie.
    »Es tut kaum weh.«
    Sie versuchte, in der Helligkeit etwas auszumachen, aber außer ein paar dunklen Schemen konnte sie nichts erkennen.
    »Aber so ein Brandzeichen … «, setzte sie im zittrigen Tonfall an, wurde aber von Tristans ungeduldiger Stimme unterbrochen: »Gibt es nicht! Wir sind keine Barbaren. Ihr seid zwar Sklavinnen, aber kein Stück Vieh, wir haben andere Methoden! Ich weiß nicht, wie du auf einen solchen Quatsch kommst! Und wärst du vorher nicht so frech gewesen, hätte ich dich schon längst aufgeklärt, wie wir das machen, aber jetzt ...« Er stieß sie weiter in das Zimmer hinein.»... darfst du es selbst herausfinden.«
    Die Tür fiel ins Schloss und langsam gewöhnten sich Sofias Augen an die extreme Helligkeit des Neonlichts.
    Der Raum sah nicht gerade vertrauenserweckend aus, als Sofias Augen sich endlich an

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