Die Entfuehrung der Wochentage
mal nicht ausgehe, dann kann man die Steine in den Kugeln problemlos austauschen. Klever, nicht?«
Sofia ersparte sich und ihm eine Antwort.
Sie stand auf und er half ihr von der Liege.
»Geh zurück in dein Zimmer und lern die Vokabeln. Ich komm heute Abend und inspiziere die zwei Wunden, also Finger weg!«
Sie nickte, bereute es aber sogleich, da ihr Nacken diese Bewegung mit einem fiesen Stechen quittierte. Sie trabte mutlos zurück in ihre Zelle. Gegen so viele, technische Gemeinheiten konnte sie nichts ausrichten und ihre Hoffnung, diese Insel irgendwie wieder verlassen zu können, war in weite Ferne gerückt.
Hoffnungslos
Als Tristan abbog und sie alleine war, blieb sie im Gang stehen und ihre Fingerspitzen glitten zu dem Zeichen, welches sie trug. Sie konnte die Konturen unter dem Pflaster erfühlen und sie atmete leise aus. Sie ließ ihre Arme sinken und lugte um die Ecke. Sie wollte nicht zurück in ihr Zimmer, sondern endlich das Haus erkunden. Je besser sie sich auskannte, desto eher gelang ihr vielleicht die Flucht, auch wenn sie neben dem Armband jetzt zwei Hindernisse mehr an ihrem Körper trug.
Sie witschte durch die Gänge und kam sich wie eine Ausbrecherin vor, die wenn sie entdeckt wurde, harte Strafen zu befürchten hatte. Unsicher machte sie einen weiteren Schritt und entfernte sich immer mehr von ihrer eigentlichen Route, die zu ihrem Zimmer führte.
Die Neugierde tilgte den Schmerz in ihrem Nacken und im Brustbereich. Ein leises Husten erregte ihre Aufmerksamkeit und sie blieb vor einer Tür stehen, auf der das Wort „Freitag“ eingraviert worden war. Sie legte ihr Ohr gegen das Holz und hörte jetzt deutlich das Keuchen eines Mädchens. Sie erinnerte sich an Sonntags Erklärung für Freitags Abwesenheit. Das musste die Zelle der kranken Sklavin sein.
Sofia legte zögerlich ihre Hand auf die Türklinke. Sie überlegte, ob es wirklich eine gute Idee war, einzutreten, anderseits wollte sie wissen, welche Person sich hinter dem Wochentag verbarg.
Mit einem Ruck drückte sie die Klinke hinunter und trat ein.
Ein Mann mit blonden Haaren und blauen Augen fuhr herum und musterte sie fragend. Er saß am Rande eines Bettes, in dem ein rothaariges Mädchen mit geschlossenen Augen und blasser Hautfarbe lag. Ihr Körper war mit Decken bedeckt, sodass nur das Gesicht hervorschaute.
Der Mann zupfte die Bettwäsche ein Stückchen höher. »Na, wer bist du denn?«, wollte er freundlich wissen, während er sie genau studierte.
»Sofia«, antwortete sie ihm, ohne nachzudenken, bis ihr einfiel, dass man ihr untersagt hatte, diesen Namen zu verwenden. »Sonntag«, verbesserte sie sich schnell und setzte noch ein »Entschuldigung« obendrauf.
Er lächelte gelassen. »Kein Problem. Hallo Sonntag.« Seine Hand glitt über Freitags Stirn und verharrte schließlich darauf. »Freitag ist leider nicht in der Verfassung für Besuch. Was möchtest du denn von ihr, Sonntag?«
Sofia starrte das Mädchen an, dann räusperte sie sich und schüttelte leicht den Kopf. »Ich wollte sie nur kennenlernen.«
Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Mannes ab. »Sie wird sich freuen, dich bald persönlich begrüßen zu dürfen. Ich werde ihr ausrichten, dass du nach ihr gefragt hast, sobald es ihr besser geht.«
Sofia nickte und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Sie lächelte den Mann schüchtern an. »Ähm, und du? Bist du ein Sklave?«
Der Blonde zog seine Hand von der Haut des Mädchens und legte stattdessen ein nasses Tuch darauf. »Ja, ich bin ein Sklave. Tom van Darksons Eigentum.«
»Oh«, stieß sie hervor. »Und was machst du hier bei Freitag?«
Ihre Stirn umwölkte sich und ihr Blick blieb misstrauisch an ihm hängen. Obwohl sie deutlich sehen konnte, dass das Mädchen unter vielen Decken - und nicht entblößt vor ihm lag - unterstellte sie ihm sofort böse Absichten.
Er schien ihren argwöhnischen Ausdruck bemerkt zu haben, denn er antwortete schnell: »Ich bin ihr Ausbilder und Vertrauter.«
Die Falten auf Sofias Stirn wurden tiefer. Allein die zwei Begriffe widersprachen sich in ihren Ohren komplett. »Wie kannst du ihr Freund und Feind zugleich sein?!«
Seine Mimik wurde ernst. »Ganz einfach, durch meine Ausbildung schütze ich sie vor harten Strafen. Außerdem bin ich immer für sie da, wenn sie mich braucht. Jedes Mädchen hat ihren „Schattenmann“.«
»Ha! Darauf können die Mädchen bestimmt verzichten! Ich brauche schließlich auch keinen von euch
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