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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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Sklaven!«
    Noch während sie den Satz aussprach, beschlich sie ein ungutes Gefühl und raubte ihr den Atem. Der Blonde beobachtete ihre Reaktion nachdenklich und mit einem sorgenvollen Ausdruck.
    Die Erkenntnis sickerte langsam, aber beständig in ihren Geist vor und der Kummer nahm ungeahnte Ausmaße an. Plötzlich wurde ihr einiges bewusst.
    »Tristan«, wisperte sie mit erstickter Stimme. »Er ist mein Ausbilder. Nicht wahr?«
    Der Sklave nickte bedächtig.
    »Und mein Vertrauter … «, flüsterte sie weiter und riss ihre Augen auf. Die Wahrheit über seine Nettigkeit und Zuwendung schmerzte mehr, als sie ertragen konnte. Plötzlich konnte sie sein Verhalten mühelos entziffern, sein ganzes Gehabe, wie er sie beschützte, umarmte und umsorgte, diente nur dem Zweck, sie an ihn zu binden. Vertrauter. Schauspieler!
    »Es ist alles nur Kalkül«, sprach sie mit brüchiger Stimme aus und zeigte auf Freitag. »Empfindest du überhaupt etwas für sie? Oder ist es nur eine lästige Pflicht, die es zu erfüllen gilt, um ihr Vertrauen zu gewinnen?«
    Der angesprochene Sklave stand langsam auf und kam auf Sofia zu, die zurückwich.
    »Wieso stellst du diese Frage nicht Tristan?«
    »Ich hab aber dich gefragt«, schrie sie ihn an. »Bist du wirklich ihr Freund?«
    »Nein«, antwortete er heiser und packte Sofia an den Schultern. »Und jetzt raus mit dir!«
    Er schubste sie so hart aus dem Zimmer heraus, dass sie auf den Knien landete und sich die Metallspitzen des Armbands gefährlich heftig gegen das Silikon pressten. Die Tür schlug mit einem lauten Krachen hinter ihr zu.
    Sie rappelte sich auf und rannte durch den Flur. Ihre Gedanken rasten, überschlugen sich in ihrem Kopf und all die Momente mit Tristan überfluteten ihr Gedächtnis. Der junge Sklave war nie besonders liebevoll, aber doch stets zärtlich und fürsorglich gewesen, sie wollte nicht wahrhaben, dass alles nur ein Trugbild war, dass er nur die Pflicht eines Schattenmanns erfüllt hatte.
    Sie weinte. Dann verzweifelte sie. Sie war vollkommen alleine, nur von Lügnern und Monstern umgeben.
    Sie stürmte in ihr Zimmer. Kaum war sie in ihrer Zelle angekommen, überkam sie eine Hoffnungslosigkeit, die ihren Verstand übermannte.
    Völlig von Sinnen packte sie den Holzstuhl und hieb ihn gegen den Tisch. Die Stuhlbeine splitterten mit einem lauten Poltern ab und auf der Tischplatte bildete sich ein kleiner Riss.
    »Ihr Schweine«, brüllte sie und die Überreste des Sessels krachten erneut auf die Holzplatte. Die Splitter stoben meterweit, ein daumengroßer Spreißel bohrte sich in ihren Unterarm, aber der Schmerz machte sie nur noch rasender.
    Mit einem wilden Ausdruck schmetterte sie die spärlichen Holzreste immer wieder gegen die Platte, bis der Riss tiefer und tiefer wurde. Dabei schrie sie ihren Zorn, den Hass und die Verzweiflung heraus.
    »Ihr Schweine … ihr Schweine … ihr verfluchten, verfickten Schweine.«
    Die Tischplatte knackte bedrohlich, aber der Stuhl in ihren Händen zerbröselte, bevor der Tisch zusammenbrechen konnte.
    In ihren blutigen Händen hielt sie nur noch einen nutzlosen Stummel, mit dem sie auf die Kanten des Tisches einschlug, solange bis sich dicke Beulen und Kerben bildeten.
    Eine Hand fing den nächsten Schlag von ihr ab. Tristan hatte sie am Handgelenk gepackt und hielt sie fest. »Sofia«, sprach er sie mit ihrem richtigen Namen an. »Hör auf.«
    »Lass mich los«, kreischte sie ihn an und trat nach seinen Schienbeinen.
    Er schüttelte fassungslos den Kopf und wich ihren Attacken geschickt aus. Mit Gewalt zwang er ihre Arme hinunter, aber sie drehte und wandte sich in seinen Griff
    »Nimm deine dreckigen, verlogenen Finger von mir. Nimm sie weg! Nimm sie verdammt noch mal weg. Nimm sie weg, sofort!«, schrie sie sich heiser.
    Sie versuchte, ihn mit dem Holzstummel, den sie immer noch umklammert hielt, zu treffen. Ihre Hand schnellte nach vorne, aber er verstärkte seinen Griff um ihre Handgelenke, sodass sie ihn nicht erreichen konnte.
    »Du bist ja völlig verrückt«, raunte er und drückte sie auf die Bettkannte.
    Sie spuckte nach seinem Gesicht und strampelte mit ihren Beinen, ziellos drehte sie ihre Arme und probierte, sich aus seiner stahlharten Umklammerung zu befreien.
    Stoisch hielt er sie fest. »Beruhig dich«, mahnte er sie.
    Sie dachte nicht daran. Wild zappelte sie.
    »Ich hasse dich!«, weinte sie und ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung. »Hörst du, ich hasse dich! Du bist ein verlogenes

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