Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
Wort sprach.
    Er antwortete nicht, sondern starrte sie weiterhin unverändert an. In seinen Augen lag etwas, das sie nicht deuten konnte und sie ängstigte.
    »Tristan?!«, sprach sie ihn lauter an, aber er reagierte nicht, sondern stand auf und verließ stumm das Zimmer.
    »Tristan«, rief sie ihm hinterher und wollte aufspringen, da bemerkte sie erst, dass sie gefesselt war. Eine weitere Inspektion ihres Körpers erbrachte, neben der Fixierung, auch einen großen Klebeverband, der auf ihrer Brust pappte.
    Stöhnend ließ sie sich zurück in die Kissen sinken. Langsam kamen die Erinnerungen an ihren Nervenzusammenbruch zurück und mit jedem Bild, welches seinen Weg in ihren Geist fand, stieg die Scham an.
    Sie hatte Tristan ernsthaft verletzen wollen, sie hatte sich selbstverletzt und ihr Zimmer verwüstet. Aus dem Stöhnen wurde ein langgezogenes Seufzen. Vielleicht war es ganz gut, dass Tristan nicht mehr neben ihr saß, sondern gegangen war. Er würde wohl eine Zeitlang nicht sehr gut auf sie zu sprechen sein.
    Sie zählte die Fliegen an der Decke, die in der Mittagshitze den Schatten des Hauses suchten. Es waren genau vier Stück, die sie immer wieder zählte und ihnen schließlich sogar Namen gab. Die Langweile war unerträglich. Zur Bewegungslosigkeit verdammt blickte sie den Viechern fast enttäuscht nach, als sie durch das angelehnte Fenster hinaus in den Garten entschwanden. Ihr Unterhaltungsprogramm hatte sich somit aus dem Staub gemacht. Zurück blieb die kahle, nackte, weiße Wand. Kein Fleck, kein Punkt, nichts, was ihre Ödnis durchbrechen konnte.
    Ihr Rücken und ihre Glieder schmerzten vom langen, ruhigen Liegen. Sie hätte sich gerne auf die Seite gedreht, aber die Fesseln ließen das nicht zu.
    Endlich hörte sie Schritte und Tristan kam wieder herein. Seine Miene war unverändert, sodass Sofias Freude über etwas Gesellschaft schnell verebbte.
    Wieder sprach er kein Wort, sondern hielt ihr nur ein Wasserglas an die Lippen und bedeutete ihr, zu trinken.
    »Tristan«, flüsterte sie zwischen den Schlucken und schielte auf den Verband an seinem Unterarm, der wie ein blütenweißes Mahnmal ihrer Tat erstrahlte. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich will gar keinen Menschen verwunden.«
    Die Mimik des Sklaven blieb versteinert und in gewisser Weise ausdruckslos. Als das Glas leer war, entfernte er sich wieder und ließ sie alleine zurück.
    Sofia biss sich auf der Unterlippe herum. Lange würde sie die Fesselung nicht mehr aushalten. Gerade als sie dachte, ihr Rückgrat würde durchbrechen, kam Samir herein.
    Er setzte sich zur ihr aufs Bett und musterte sie. »Bist du wieder ansprechbar?«
    »Ja«, erwiderte sie rasch. »Bitte, kannst du die Fixierung öffnen?«
    »Einen Moment«, erwiderte er und beugte sich vor. Da sie damit nicht gerechnet hatte, kam der Stich in ihren Oberarm relativ überraschend.
    »Was?«, fuhr sie ihn an, aber Samir begann schon die Schlösser der Lederbände aufzuschließen und emotionslos zu erläutern: »Ich habe dir nur ein sehr starkes Beruhigungsmittel gespritzt. Es wird dich sehr benommen machen, aber du wirst das Medikament solange morgens und abends bekommen, bis van Darkson entschieden hat, was mit dir passieren soll. Bis dahin bleibst du allein im Zimmer, der Kontakt mit den anderen Wochentagen ist dir verboten, ebenfalls das Verlassen des Raums. Wehrst du dich gegen die Verabreichung des Mittels oder zeigst nur den Ansatz von Widerstand, wirst du an das Bett gebunden, bis du denkst, deine Extremitäten sterben dir ab. Haben wir uns verstanden?«
    Die Ansage war deutlich und unmissverständlich gewesen. Daher tat sie das einzig Richtige in ihrer momentanen Situation und nickte zaghaft.
    »Tristan«, raunte sie und bemerkte, wie die Droge seine Wirkung entfaltete, denn es fiel ihr zunehmend schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. »Sag ihm, dass es mir leid tut.«
    »Das ist nicht mehr wichtig«, meinte Samir und zog den Klebeverband von ihrer Brust. »Er hat darum gebeten, dich abgeben zu dürfen.«
    Die Worte drangen dank der Betäubung, die man ihr verabreicht hatte, nur zäh zu ihrem Verstand vor, der die Information nur unzulänglich bearbeiten konnte.
    »Abgeben?«, wiederholte sie langsam.
    Samir betupfte die Schnitte mit einer Creme, die ziemlich brannte, und antwortete, ohne aufzusehen oder seine Arbeit einzustellen: »Im Falle, dass dich Tom van Darkson behalten will, wird Tristan nicht mehr für dich zuständig sein.«
    »Wie … «, quälte sie die

Weitere Kostenlose Bücher