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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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vorzustellen, dass jedes einzelne von ihnen sich an einem ganz anderen Ort befindet als dort, wo die Fotos aufgenommen wurden. Dann laufen Sie weiter, und es gibt noch eine Wand mit Fotos von Kindern. Aber diesmal steht über den Fotos nicht das Schild Vermisst , sondern da steht: Wiederaufgefunden . Sie können gar nicht anders, als erleichtert und froh aufzuatmen. Bis Ihnen klar wird, dass Wiederaufgefunden nicht unbedingt bedeutet: lebend gefunden.
    Und jetzt multiplizieren Sie dieses Gefühl - diese Enttäuschung - mit dem Faktor zehntausend. So fühle ich mich im Moment.«
    » Allison, nach einem Erlebnis wie diesem ist es ganz natürlich, dass Sie die ganze Skala von Gefühlen durchmachen. Aber Schuldgefühl sollte keins davon sein.«
    »Zu spät«, schnaubte sie. »Ich habe mir schon mindestens hundertmal gesagt, dass Emily nie entführt worden wäre, hätte ich Peter nicht in mein Leben gelassen. Und wenn ich nicht dauernd im Wahlkampf gewesen wäre, hätte ich vielleicht die Warnsignale bei Peter gesehen. Vielleicht hätte ich ihm Hilfe besorgen können, bevor es so weit kommen musste.«
    »Tun Sie sich das nicht an. Man kann einer Frau nicht vorwerfen, dass sie einen perfekten Mann heiratet, der sich nachher als Kindesentführer entpuppt. Sehen Sie, Peter war intelligent. Er hat seine Probleme nicht nur vor Ihnen versteckt, sondern auch vor den Medien, Ihrer eigenen Partei, Lincoln Howes Wahlkampfhaien, dem FBI, und jedem anderen, von dem er unter die Lupe genommen wurde, seit Sie in die nationale Politik eingestiegen sind. Sie hätten es nicht wissen können.«
    Sie nickte, weil sie einsah, dass er recht hatte. Aber ihr war immer noch übel. »Was glauben Sie - ist der Schütze mir gefolgt oder Peter?«
    »Eindeutig Ihnen. Wenn er Peter gefolgt wäre, hätte er wahrscheinlich die Agenten bemerkt, die Ihren Mann beschatteten. Er hätte nie abgedrückt, wenn er geahnt hätte, dass FBI-Leute in der Nähe sind.« »Und wieso ist er da überhaupt aufgetaucht?« »Er beschattet Sie. Wahrscheinlich will er sich vergewissern, dass Sie sich an seine Anweisung halten, das FBI herauszuhalten. Er folgt Ihnen in den Park und stellt fest, dass Sie Ihren Mann treffen. Welchen Reim konnte er sich darauf schon machen? Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass Peter Sie hierher gebeten hat, um Sie fernab vom FBI oder sonst irgendwem zu treffen - um Ihnen unter vier Augen alles zu beichten, ohne belauscht zu werden. Er konnte nun nicht einfach abwarten, bis Peter Ihnen erzählte, wen er beauftragt hatte. Deshalb hat er ihn umgelegt.« »Wie konnte er denn hören, worüber wir sprachen?« »Er brauchte nichts zu hören. Ein Blick auf Ihr Gesicht hat ihm wahrscheinlich klargemacht, dass Sie nicht hier waren, um Vögel zu beobachten.«
    Allison erschauerte, als sie sich Peters Worte in Erinnerung rief. »Ich verstehe es immer noch nicht ganz. Er hat gesagt, er könnte mir dabei helfen, Emily zu finden. Warum sollte er meine vier Monate alte Tochter entführt haben?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie gesagt, dass er sich ziemlich schnell in Sie verliebt hat und dass Sie nicht so reagiert haben, wie er sich das vorgestellt hatte. Ich meine, ein Baby zu adoptieren und zu erklären, dass Sie nicht die Absicht haben zu heiraten, weckt nicht gerade große Hoffnungen bei einem Mann.«
    »Na gut, aber muss er deshalb gleich mein Kind rauben?«
    »Vielleicht hatte er einen ähnlichen Plan wie bei der Sache mit Kristen Howe. Er hat jemanden beauftragt, Emily für ein paar Tage aus dem Verkehr zu ziehen. Gerade mal so lange, dass er als der große Held auftreten kann, indem er eine Belohnung aus seiner eigenen Tasche aussetzt. Dieses ganze mutige Auftreten, das schließlich dazu führte, dass Sie sich in ihn verliebten.«
    »Und warum hat er mir dann Emily nicht zurückgegeben?«
    »Vielleicht gefiel ihm die Situation ganz gut. Eine starke, schöne Frau, die völlig hilflos ist. Sie braucht ihn, ist von ihm abhängig, übersteht den Tag nicht ohne ihn. Emily zurückzubringen hätte all das zerstört.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist ja grotesk.«
    »Das ist psychopathisch. Aber es passiert jeden Tag. Manche Männer schlagen ihre Frauen. Manche Männer erwürgen Prostituierte. Manche Männer verbrennen das High-School-Jahrbuch und die Fotoalben ihrer Freundin. Herrschaft und Kontrolle. Davon werden sie getrieben.«
    Allison massierte ihre pochenden Schläfen.
    »Wenn Sie auf Ihre Beziehung mit Peter zurückblicken«, sagte

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