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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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das jetzt wegmachen?
    Bei der dummen Pute Tracey war ihm die Sicherung durchgebrannt. Als er sie mit dem Armband gesehen hatte, das er Tina geschenkt hatte, war die ganze blinde Wut aus ihm herausgebrochen, die sich als Folge seiner eigenen Ohnmacht und Angst bei ihm angestaut hatte. Er hatte der Schlampe eine tüchtige Abreibung verpaßt. Und auch Tina, die es gewagt hatte, sich einzumischen, würde ihre Lektion nicht so schnell vergessen.
    Er war sicher, daß die beiden zurückkommen würden. Er machte sich keine Gedanken. Die beiden wußten, was mit ihnen geschehen würde, sollten sie sich beklagen oder gar zur Polizei gehen. Wenn sie sich wider Erwarten doch nicht mehr blicken ließen, war ihm das auch egal. Mädchen dieser Sorte gab es wie Sand am Meer. Eine Veränderung würde ihm nur guttun. Er kündigte King seinen Besuch an und machte sich gleich mit seinem Mercedes auf den Weg. Je schneller er diese unangenehme Aufgabe, King Bericht zu erstatten, hinter sich brachte, desto besser.
    »Sie hat Urlaub gemacht«, erklärte er. »Hat ein paar Tage auf Jersey verbracht und ist heute morgen zurückgekommen.«
    Harold King starrte ihn an. Sein Gesicht schien die Farbe zu wechseln, aber vielleicht bildete sich Joe das nur ein. Er war immer noch sehr nervös und aufgeregt. »Jersey«, murmelte King. »Verstehe. Was wollte sie dort?«
    »Einfach Urlaub machen«, wiederholte Joe. Er beschloß, ein wenig dazuzudichten. »Sie hat Freunde besucht. Harris ist zu Hause geblieben.«
    »Freunde«, knurrte King. Er stand auf, ging zum Fenster und starrte – Joe den Rücken zuwendend – auf die Londoner Skyline. »Sie war auf Jersey, bei Freunden …«
    »Ja«, hörte er den Iren bekräftigen. »Sie ist ein vergnügungssüchtiges Weibsbild, ganz wie Sie gesagt haben. Und ihre Zeitung bringt unsere Geschichte in der Novemberausgabe.« Joe lachte. »Sie haben mir gutes Geld dafür gezahlt.«
    King kehrte ihm weiterhin den Rücken zu. »Mit wem hat sie sich auf Jersey getroffen?«
    »Mit niemandem«, versicherte Joe. »Sie hatte Ferien.«
    »Sie ist nie ausgegangen, hat niemanden gesehen, ja?« Kings Stimme klang verdächtig ruhig.
    »Genau. Sie ist hingeflogen, hat ein paar Tage ausgespannt und ist dann wieder zurückgekommen. Ihr Liebhaber-Freund hat sie am Flughafen abgeholt. Die beiden sind jetzt im Büro.«
    Harold King wirbelte herum. »Sie hat diese dämlichen Versager abgehängt, nicht wahr? Sie ist ihnen entkommen und auf der Insel untergetaucht. Sie hat die letzten Tage völlig unbeaufsichtigt verbracht. Erst heute morgen in Heathrow haben sich die Kerle wieder an ihre Fersen geheftet. Ist es nicht so gewesen, Joe? Sie haben sich abhängen lassen!«
    Joe mimte den Erstaunten. »Großer Gott, davon haben sie mir nichts gesagt.« Seine Stimme schwoll vor Entrüstung an. »Sie haben mir nur die Informationen zukommen lassen, die ich auch an Sie weitergegeben habe, Boß. Hören Sie …« Er war so erregt, daß ihm beinahe die Luft wegblieb. »Hören Sie, wenn die Typen Mist gebaut haben und jetzt versuchen, sich herauszureden …«
    »Raus hier!« brüllte King. »Raus! Ich bin fertig mit dir!«
    Joe stand auf. Weinerlich versuchte er, sich zu rechtfertigen: »Es ist nicht meine Schuld … Ich habe immer alles für Sie getan. Alles. Kopf und Kragen habe ich für Sie riskiert. Sie meinen das nicht ernst. Sie können mich nicht einfach rausschmeißen.«
    »Was hast du schon für mich getan? Nichts, was dich nicht für den Rest deines Lebens hinter Gitter bringen könnte, du miese kleine Ratte. Oder willst du mir etwa drohen, mich erpressen?« Zu Joes Entsetzen brach King in schallendes Gelächter aus. »Du Stück Dreck, versuch es, und du wirst sehen, was passiert. Zerstückelt wird man dich vom Bürgersteig auflesen. Ich habe Freunde, die mir noch einen Gefallen schuldig sind. Du kennst sie, Joe. Und du weißt hoffentlich, wie schnell du von der Bildfläche verschwindest, wenn ich nur ein Wörtchen zu ihnen sage.«
    Joe Patrick biß sich auf die Unterlippe. Er hatte das Gefühl, erneut vor dem Leiter des Waisenhauses zu stehen, der ihn gleich mit dem Riemen schlagen würde.
    »Ich geh 'ja schon«, stieß er hervor. »Ich mache Ihnen keine Schwierigkeiten … keine Schwierigkeiten. Vielleicht brauchen Sie mich mal wieder. Ich bin nicht nachtragend. Sie haben mich immer fair behandelt.«
    »Raus!« befahl King. »Und halt deinen Mund, wenn dir dein Leben lieb ist.« Er wandte sich erneut zum Fenster. Er hörte nicht,

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