Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
Moment«, sagte er. »Schau, ich bin genauso aufgeregt und enthusiastisch wie du. Du hast das Rätsel gelöst und großartige Arbeit geleistet. Deine Instinkte haben dich nicht getäuscht. Aber wir haben keine Beweise!«
    Sie starrte ihn an. »Natürlich haben wir welche«, brach es aus ihr heraus. »Wir brauchen uns nur in die oberste Etage dieses Gebäudes zu begeben. Ich gehe jetzt sofort nach oben und rede mit ihm.«
    »Wenn du das tust«, entgegnete Ben leise, »wird er dir den Fall entziehen. Mit der gleichen Begründung, mit der er auch mich damals zurückgepfiffen hat.«
    »Das kann er nicht«, widersprach sie. »Du kanntest nicht die ganze Wahrheit. Ich dagegen schon. Er kann mich nicht mehr aufhalten.«
    »Du irrst dich. Er wird dich stoppen, mein Wort darauf. Du willst Harold King überführen, entlarvst damit gleichzeitig aber auch ihn. Das wird er niemals zulassen. Du hast das Ganze nicht richtig durchdacht«, fuhr er fort. »Mach dir nichts vor. Western ist ein gerissener Fuchs. Er wird sich mit allen Mitteln schützen, die ihm zur Verfügung stehen. Überleg doch mal – wenn du recht haben solltest, hat Western gewußt, daß King die Kriegsgefangenen niedergeschossen hat. Wieso hat er dann nichts gesagt, als du ihm davon erzählt hast? Wieso wollte er, daß du weiter nach Beweisen suchst, wenn er selbst dieser Beweis ist – er, der einzige Zeuge? J., glaub mir, irgendwas haben wir übersehen, irgend etwas fehlt uns noch. Wir wissen beide nicht, was es ist, aber es bringt uns nicht weiter, wenn du mit dem Kopf durch die Wand gehst. Western hätte beinahe einen wehrlosen Kriegsgefangenen erstochen. So weit, so gut. Danach sind er und seine Kameraden selbst in Gefangenschaft geraten und von ihren Offizieren getrennt worden. Er behauptet, daß seine Kameraden im Gefecht umgekommen sind und er als einziger überlebt hat. Nach deiner These würde er den Übeltäter decken, der das Blutbad angerichtet hat. Weshalb?«
    »Genau das möchte ich ihn fragen«, sagte Julia zornig.
    »Warte einen Augenblick. Laß uns alles noch einmal Schritt für Schritt durchgehen. Wir nehmen an, daß King auf die gleiche Art und Weise auf Richard Watson gestoßen ist wie wir, als er nach dunklen Stellen in Westerns Lebenslauf gesucht hat. Er hat Watsons Geschichte gehört und daraufhin versucht, Western zu erpressen. Was ist neu daran? Irgend etwas muß sich geändert haben, sonst würde Western jetzt nicht zurückschlagen. Damals, als ich mit dem Fall betraut war, hat er klein beigegeben und vor King gekuscht. Jetzt aber wehrt er sich. Er hat dich und mich mit ins Spiel gebracht. Er hat uns ermutigt und alle unsere Nachforschungen gutgeheißen. Er wollte dich doch sogar feuern, wenn du King nicht bis zur Dezemberausgabe an den Pranger stellen kannst.«
    »Er setzt alles auf eine Karte«, sagte Julia. »Vermutlich hofft er, daß ich Kings Kriegsverbrechen aufdecke, von seinem eigenen Fehlverhalten aber nichts erfahre. Das Ganze ist doch sehr einfach: Er hat nichts zu verlieren, da King ihm sowieso alles nehmen will. Also geht er das Risiko ein, selbst entblößt zu werden, und wehrt sich.«
    »Aber die Gefahr, bloßgestellt zu werden, droht ihm ja nicht nur von dir, sondern vor allem auch von King. Nein, irgendwie paßt das alles nicht zusammen.«
    »Es bleibt uns letztlich doch nur ein Weg, um Klarheit zu gewinnen«, meinte Julia, während sie aufstand. »Wir müssen Western fragen. Was ich jetzt sofort tun werde.«
    »Lord Western ist geschäftlich in Rio de Janeiro unterwegs.« Die Sekretärin ließ sich deutlich ihren Unmut darüber anmerken, daß Miss Hamilton einfach so – ohne Voranmeldung – in ihr Büro hereingeschneit war.
    »Ich stehe täglich mit ihm in Verbindung. Wenn Sie möchten, kann ich ihm etwas ausrichten.«
    »Nein, nein – danke«, erwiderte Julia. »Wann kommt er zurück?«
    »Das kann ich nicht sagen. Er hat mir kein konkretes Datum genannt. Ich nehme jedoch an, noch vor Weihnachten.« Sie lächelte Julia herablassend zu.
    »Das nehme ich auch an«, zischte Julia und verließ das Büro.
    Rio de Janeiro. Eine Rückkehr nicht in Sicht. Am liebsten wäre Julia in Tränen ausgebrochen. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr sie dies alles mitnahm. Die Auseinandersetzung mit Ben Harris hatte ihr auch nicht gerade gutgetan. Die Enttäuschung, die Frustration – ausgerechnet jetzt, wo sie das letzte fehlende Stück des Puzzles gefunden hatte. Ben war da allerdings anderer Meinung …
    Sie ging zurück in

Weitere Kostenlose Bücher