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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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holen es ein anderes Mal nach. Warburton möchte, daß ich heute abend zu der nächtlichen Debatte gehe. Ich komme also nicht nach Hause. Er selbst nimmt an einem Essen teil, der Glückliche. Bis später.«
    Julia legte den Hörer auf. Es machte Felix nichts aus, daß sie nicht mit ihm verreisen konnte. Eigentlich sollte sie froh darüber sein, daß er weder eifersüchtig noch besitzergreifend war.
    Er nahm das Leben, wie es kam. Sein Privatleben, korrigierte sie sich selbst. Bei seiner Karriere überließ er nichts dem Zufall. Er schien zu erwarten, daß sie ähnlich fühlte und dachte wie er. Sie hatten Spaß miteinander, hatten gemeinsame Freunde, obgleich die meisten eher in Felix' Alter waren und seine Interessen teilten. Aber er war ein wunderbarer Begleiter für alle wichtigen Anlässe. Wenn er wollte, konnte er sehr charmant und höflich sein. Man fangt Fliegen besser mit Honig als mit Essig, zitierte er gerne. Sie führten eine offene Beziehung und waren beide zufrieden damit. Sie hätte sich nur gewünscht, daß er nicht ganz so gelassen auf den Wegfall des gemeinsamen Wochenendes reagiert hätte.
    Die Wohnung, die sie sich teilten, lag ein gutes Stück entfernt von Julias erster Londoner Behausung – einem Kellerloch in Pimlico – und von Felix' schäbiger, chaotischer Unterkunft in Islington. Es handelte sich um eine elegante, völlig neu modernisierte Wohneinheit am Chelsea Square, die Julia gekauft hatte. Auch die Möbel und die zeitgenössischen Gemälde, die sie aus verschiedenen Galerien zusammengetragen hatte, gehörten ihr. Felix hatte für das Geschmiere, wie er die Bilder abfällig bezeichnete, wenig übrig. Auch zu der Einrichtung hatte er nichts weiter beigesteuert als eine hochwertige Stereoanlage, die beinahe so viel gekostet hatte wie Julias Bilder. Julia war der Star und verfügte über ein entsprechendes Gehalt.
    Felix kümmerte das Ungleichgewicht nicht. Es störte ihn nicht, daß Julia für Dreiviertel ihres Lebensunterhaltes alleine aufkam. Er wurde immer noch relativ schlecht bezahlt, hatte aber gute Aussichten für die Zukunft. Er hatte sich an Clive Warburton herangekämpft. Sein Durchbruch würde kommen. Und dann, so hatte er verkündet, würde er alle Rechnungen übernehmen und Julia dazu. Danach war er in unbeschwertes Gelächter ausgebrochen. Manchmal kam er ihr wie ein großer, sorgloser Junge vor, der noch daran glaubte, daß die Welt nur auf ihn gewartet hatte. Aber er stellte keinerlei Forderungen an sie. Er lebte sein Leben und erwartete von ihr, daß sie sich um ihres kümmerte.
    Sie kam ins Wohnzimmer und stellte ihren Koffer ab, in dem sie alles für die Übernachtung zusammengepackt hatte. Der Koffer war aus dunkelblauem Leder; auf einer Seite waren ihre Initialen eingraviert.
    »Ich mach' mich jetzt besser auf den Weg«, sagte sie. »Hoffentlich ist der Verkehr nicht allzu schlimm.« Er war nach Hause gekommen, als sie noch unter der Dusche gestanden hatte. Er hatte ihr eine Begrüßung zugerufen und sich dann vor dem Fernseher niedergelassen, um das Fußballspiel England gegen Deutschland zu verfolgen. Er war ein fanatischer Sportfan; Fußball und sein Training gingen ihm über alles.
    Sie mochte zwar mit ihm zusammenleben, aber sie würde ihn nie besitzen. Das hatte er von Anfang an klargestellt. Im Büro hatten sie ihn allerdings als ihr Spielzeug bezeichnet. Julia hatte davon gehört und sich sehr darüber geärgert. Felix aber hatte mit den Schultern gezuckt und gleichmütig konstatiert: »Sie sind neidisch, weil ich schneller war als sie. Mich läßt es völlig kalt, was die Leute reden.« Und so war es auch.
    Er sah vom Bildschirm auf und erhob sich aus seinem Sessel. »Komm und gib mir einen Kuß, meine Schöne. Wir haben gerade den Ausgleich erzielt.«
    Er küßte sie immer sehr intensiv und setzte geschickt seine Zunge ein. Sobald er sie nur berührte, liefen ihr wohlige Schauer den Rücken hinunter. Er war sich seiner Wirkung wohl bewußt und verließ sich auf sie. »Ich muß meinen Megastar doch bei Laune halten«, neckte er sie gern und zog sie lachend aufs Bett.
    Er war ein wunderbarer Liebhaber, allerdings auf seine eigene Art. Er hatte ihr noch nie gesagt, daß er sie liebte – nicht einmal in ihren intimsten Momenten.
    »Ich frage mich, was der alte Fuchs diesmal im Schilde führt«, überlegte Felix und gab sie aus seiner Umarmung frei. »Ich wünschte, du hättest noch ein kleines Plätzchen auf deiner Karriereleiter für mich frei. Du wirst

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