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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Geschäftspapieren, irgendwelchen Unterlagen, die mit ihrem Job beim Herald zu tun hatten. Anscheinend brachte sie nichts davon mit nach Hause. Die Nachrichten auf dem Band betrafen alle ihr Privatleben. Ein Anruf von der Mutter, zwei von Freunden, die Julia und einen Mann namens Felix – wahrscheinlich der Freund, der ausgezogen war – zum Essen einladen wollten.
    Und dann war da noch eine Notiz von besagtem Felix, auf dem er seine Telefonnummer angegeben hatte. Joe schrieb sich die Nummer auf und durchsuchte dann den Papierkorb im Wohnzimmer. Neben leeren Briefumschlägen und Papierfetzen fand er ein zusammengeknülltes Notizblatt. Jemand hatte darauf seine Reisezeiten festgehalten.
    8.30 Heathrow, Ankunft München 12.15, Verbindung nach Ness. ungefähr 13.00 Uhr. Joe steckte das Blatt in seine Tasche. Er hatte für seine Aktion weniger als zehn Minuten gebraucht. »Okay, kannst zumachen«, wies er seinen Kumpanen an, als er aus der Wohnung herauskam. Der Mann verschloß die Tür, dann verließen sie eilig das Gebäude.
    Die Durchsuchung hatte nicht viel zutage gefordert, aber immerhin besaß Joe nun eine Nummer, die sich als nützlich erweisen mochte. Er wußte jetzt, wo er den Ex-Freund erreichen konnte.
    Von dem Lager, das sich einst am Rande von Nessenberg befunden hatte, war nichts übriggeblieben. An der Stelle, wo früher die Baracken gestanden hatten, war eine Wohnsiedlung errichtet worden. Julia und Ben waren am frühen Morgen losgefahren, um sich den Ort persönlich anzusehen.
    »Es ist schon bemerkenswert«, meinte Julia, »wie hier nach dem Krieg alles wieder aufgebaut worden ist. Mir wird das erst jetzt richtig bewußt – jetzt, wo ich es mit eigenen Augen sehe.«
    »Die Deutschen sind ein zähes Volk«, entgegnete Ben. »Ausdauernd, diszipliniert und fleißig.«
    »Das kann aber doch nicht alles sein«, wandte Julia ein. »Ich habe Filme und Bilder gesehen – das ganze Land ist verwüstet gewesen.«
    »Sie sind sehr stolz«, ergänzte Ben. »Meine Frau hat einmal zu mir gesagt: Man hat uns besiegt, aber geschlagen geben wir uns nicht. Ihre Familie ist während des Krieges ausgebombt worden, zwei ihrer Onkel waren in Rußland vermißt. Ursprünglich stammte sie aus Hamburg. Die Stadt ist wirklich total zerstört gewesen. Aber später, als wir ihre Familie dort besucht haben, waren die meisten Schäden bereits behoben. Ihr Vater und ihre Mutter sind über unsere Heirat nicht gerade erfreut gewesen, haben aber gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Die Enkelkinder haben sie heiß und innig geliebt.«
    »Es ist so schade, daß du deine Kinder nicht mehr siehst«, sagte Julia. »Vielleicht findet ihr wieder zueinander, wenn sie etwas älter sind.«
    »Das glaube ich kaum.« Ben schüttelte den Kopf. »Ich bin kein guter Vater gewesen. Sie gehen jetzt ihren eigenen Weg. Laß uns über etwas anderes reden.«
    Er klang gereizt und verärgert. Aber Julia begann, seine Stimmungen besser zu verstehen. Hinter seiner schroffen Art verbarg er seine tatsächlichen Gefühle. Seinen Schmerz und – wie sie annahm – seine Einsamkeit. Und je mehr sie ihn verstand, desto sympathischer wurde er ihr auch. Wenn er guter Laune war, konnte man sich keinen besseren Gesellschafter vorstellen. Sie hatten den vergangenen Abend in einem vorzüglichen Restaurant verbracht, wo er sie mit deutschen Spezialitäten und interessanter Unterhaltung verwöhnt hatte. Er war ein sehr gebildeter, intelligenter Mann, wie sie hatte feststellen dürfen. Er faszinierte sie.
    Was sie ihm auch sagte, als sie zum Hotel zurückfuhren.
    »Der gestrige Abend hat mir sehr gut gefallen, Ben. Aus den Gesprächen mit dir kann ich viel lernen. Wie überhaupt die ganze Reise sehr lehrreich ist.«
    »Und ich habe schon befürchtet, daß ich dich mit meinen Familiengeschichten langweile«, gestand er. »Mir geht einiges im Kopf herum – jetzt, wo ich wieder einmal in Deutschland bin. Wenigstens hat sich mit Major A. B. Grant eine kleine Spur in unserem Fall aufgetan.«
    »Wann hören wir von deinem Kontaktmann aus dem Kriegsministerium?« erkundigte sich Julia.
    »Ich denke, daß er sich heute meldet. Er braucht ja nicht viel mehr zu tun, als ein paar Tasten auf seinem Computer zu bedienen. Auch die Daten der ehemaligen Armeeangehörigen sind dort alle gespeichert.«
    »Wenn der Major eventuell schon tot wäre, könnten wir wieder von vorne anfangen.« Nachdenklich runzelte Julia die Stirn. »Aber irgendwie glaube ich nicht daran.«
    Ein

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