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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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»Wollen Sie für mich arbeiten?«
    Der Mann entblößte seine schlechten Zähne – die Folge einer einseitigen Ernährung und unzureichender Pflege – und lächelte breit. »Gern. Sehr gern.«
    »Und Sie sind nicht zimperlich bei der Arbeit?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Bin nicht anspruchsvoll. Mach' eigentlich alles.« Er sprach mit einem starken Dubliner Akzent, der Kings Ohren beleidigte. Es würde amüsant sein, aus diesem Stück Müll einen neuen Menschen zu machen.
    »Dann gehen Sie als erstes zum Zahnarzt und lassen sich Ihre Zähne richten. Wenn Sie für mich arbeiten wollen, müssen Sie auch so aussehen, wie ich mir das vorstelle. Sie sollten sich Ihren Akzent abgewöhnen und andere Anzüge tragen. Haben wir uns verstanden?«
    Joe Patrick war daran gewöhnt, daß man so mit ihm sprach. Er hatte keinen Stolz, nur seinen Preis.
    Er fuhr sich mit den Fingern durch seine Locken.
    »Sie sind der Boß, Mr. King. Mir ist alles recht.«
    Er war schon halb zur Tür hinaus, als King ihn noch einmal ins Büro zurückrief.
    »Und lassen Sie sich Ihre Läusemähne abschneiden!«
    Seitdem hatte Joe nur noch für King gearbeitet. Er war jetzt ein gepflegter und gutgekleideter Mann, der mit einem schnittigen BMW durch die Gegend fuhr. Außerdem hatte er sich einen gekünstelten amerikanischen Akzent zugelegt. Er besaß eine elegante Wohnung in der Nähe des Hyde Park, in der er mit zwei farbigen Mädchen zusammenlebte. Von Berufs wegen bezeichnete er sich als Geschäftsmann und legte zum Beweis seine Visitenkarte vor: Joseph G. Patrick, Export-Import; hinzugefügt war eine Geschäftsadresse in Covent Garden. Er handelte immer noch mit Mädchen und hatte King seit dessen Heirat mit Frischware versorgt. Keines der Mädchen hatte es je gewagt, über die Schäferstündchen mit King zu plaudern. Dafür wurde gesorgt – sowohl mit Geld als auch mit Gewalt, wenn es denn sein mußte.
    Und nun wollte King, daß er dieses Hamilton-Mädchen überprüfte. Ein Routinejob für Joe, der über die Jahre viele vergleichbare Aufträge für King ausgeführt hatte. Gelegentlich hatte er sich auch komplizierterer Angelegenheiten annehmen müssen. Angelegenheiten, die ihm seinen eigentlichen Wohlstand eingebracht und ihn in der Welt herumgeführt hatten. Er kannte sich sowohl in den Staaten als auch in weiten Teilen Europas sehr gut aus.
    Die Verantwortung, die er trug, verlieh ihm eine gewisse Autorität. Er wirkte selbstsicher und hatte gelernt, sich Leuten gegenüber zu behaupten, die aus einer besseren Schicht stammten als er. Er hatte sich zu einem Chamäleon entwickelt, das sich jeder Situation anzupassen vermochte.
    Die Wohnung stand leer – also galt es, nicht allzulange zu warten. Julia Hamilton konnte jederzeit zurückkommen. Er entschloß sich, die Durchsuchung an diesem Nachmittag vorzunehmen.
    Die Tür war durch eine doppelte Verschlußvorrichtung gesichert. Für Joes Experten stellte dies jedoch keinerlei Problem dar. Im Nu hatte er beide Verriegelungen geöffnet und trat zur Seite, um Joe Platz zu machen.
    »Du bleibst hier«, flüsterte Joe ihm zu. Sie befanden sich im ersten Stock des Wohnhauses. Die Eingangstür war ihnen von einer Bewohnerin des Dachgeschosses geöffnet worden. Unvorsichtigerweise hatte die Frau den Türöffner betätigt, bevor sie sich über die Sprechanlage nach den Namen der Besucher erkundigt hatte. Joes Begleiter hatte sich bereits eine Erklärung für die Dame zurechtgelegt.
    »Entschuldigung, Interflora hier«, rief er sicherheitshalber. »Ich habe eine Sendung für Hamilton aus Nummer zwei. Dort macht keiner auf. Ich stelle die Pflanze vor der Wohnung ab. Danke sehr.«
    Auf diese einfache Weise waren sie in das Haus gelangt. »Wenn jemand kommt, rufst du mich«, befahl Joe. Dann verschwand er in Julias Wohnung.
    Er verstand es, etwas zu durchsuchen, ohne Spuren zu hinterlassen. Er öffnete Schubladen, hob Kleidungsstücke hoch, tastete die Böden ab. Er sah unter die Matratze des Doppelbetts, überprüfte die Schränke und öffnete den Koffer, der in der Wohnung zurückgeblieben war, sowie eine Hutschachtel. Er wußte, an welchen Stellen die Leute bevorzugt ihr Geld, ihren Schmuck und ihre Papiere versteckten. In dieser Wohnung fand er nichts bis auf zwei kleine Schmuckstücke und ein wenig Bargeld. Er rührte die Sachen nicht an.
    Neben dem Telefon entdeckte er einen Anrufbeantworter, dessen Band er abhörte und es dann wieder zum Anfang zurückspulen ließ. Er suchte nach

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