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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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nach seiner Sekretärin. »Ich wünschte, Sie würden mir vertrauen, Lord Western«, rief Julia. »Wenn Sie mir irgend etwas verheimlichen, wie soll ich Sie dann schützen?«
    Unvermutet warf er die Tür wieder zu. Er wandte sich um und musterte Julia. Obwohl er so klein war, strahlte er eine enorme Physische Kraft aus.
    »Sie meinen es gut, meine Liebe. Aber wenn Sie mir genügend Beweismaterial über King liefern, kann ich mich selber beschützen.« Die Sekretärin klopfte an die Tür. Er öffnete und sagte: »Bridget, ich gehe jetzt. Rufen Sie nach dem Wagen.« Dann verschwand er.
    »Sie benutzen den Privataufzug, Miss Hamilton«, ordnete die Sekretärin brüsk an. »Lord Western wird erst in ein paar Minuten das Haus verlassen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte.« Sie trat zur Seite und ließ Julia vorbei.
    Ben war in sein Büro gegangen. Sie betrat ihres, das genau ein Stockwerk unter Westerns Heiligtum lag, und ließ in Gedanken das Gespräch mit ihm Revue passieren.
    Abwesend starrte sie aus dem riesigen Fenster hinaus. Western war aus persönlichen Gründen hinter King her. Nach zehn Jahren Waffenstillstand hatte er erneut mit seiner Jagd begonnen. Dafür gab es nur eine Erklärung: King hatte irgend etwas gegen ihn in der Hand, das ihn bereits damals zum Nachgeben gezwungen hatte. Und nun wurde er erneut bedroht, nur ließ der Feind nicht mehr mit sich verhandeln.
    Worum es auch immer gehen mochte – hier kämpften zwei Gladiatoren gegeneinander, die sich gegenseitig an die Kehle wollten.
    Sie fühlte sich auf einmal sehr müde und niedergeschlagen. Am liebsten hätte sie Ben angerufen, aber sie konnte sich nicht entschließen, zum Telefonhörer zu greifen. Keine Verpflichtungen, hatten sie vereinbart. Sie hatten ein Verhältnis, sie waren Freunde, aber ihr Beruf ging vor. Er konnte keine Gewissensentscheidungen für sie treffen; sie durfte ihn nicht mit ihren Problemen belasten.
    Und dennoch, hatte sie nicht versucht, ihn mit moralischen Gründen zu überzeugen, als er ihr anfangs seine Mitarbeit verweigert hatte? Wenn King so ist, wie du behauptest, dann mußt du mir helfen, ihn aufzuhalten, hatte sie argumentiert.
    Daher durfte sie jetzt nicht aufgeben. Außerdem trug sie keinerlei Verantwortung für Westerns Gewissen. Es gab genug Gründe, daran zu zweifeln, daß er überhaupt eines besaß. Sie war eine Journalistin, die im öffentlichen Interesse nach der Wahrheit suchte. Wenn sie dieses Ziel nicht mehr verfolgte, verlor sie ihre berufliche Integrität.
    Ihr Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer ab.
    »Julia Hamilton.«
    »Wie war es?« erklang Bens vertraute Stimme.
    »Komm zu mir zum Essen, dann erzähle ich es dir«, schlug Julia vor. Sie fühlte sich unendlich erleichtert.
    »War er nicht zufrieden? Was zum Teufel hat er denn erwartet?«
    Bens aufbrausende Art entlockte ihr ein Lächeln. »Mit Komplimenten ist er äußerst sparsam, wie du eigentlich wissen müßtest. Er hat mich für meine Arbeit gelobt, aber das Material reicht ihm noch nicht aus. Er will Beweise für kriminelle Handlungen sehen, damit er King ans Kreuz schlagen kann. So hat er sich ausgedrückt.«
    »Typisch. Vergiß das Kochen heute abend. Wir gehen aus und holen uns eine Pizza oder etwas in der Art. Ich komme gegen acht. Hier ist viel liegengeblieben, und ich habe noch einiges zu tun.«
    »Bye, Ben«, sagte sie. »Und danke, daß du angerufen hast. Ich hatte mich gerade ziemlich schlecht gefühlt …«
    »Du bist bestimmt müde. Warum gehst du nicht nach Hause und ruhst dich ein wenig aus?«
    In all den Jahren, die sie mit Felix verbracht hatte, war dieser nie auf die Idee gekommen, daß sie einmal erholungs- und trostbedürftig sein könnte. Für ihn hatte sie immer in Topform sein müssen. War es ihr wirklich einmal nicht gutgegangen, hatte er nichts davon wissen wollen. »Das werde ich tun, Ben. Bis nachher.«
    Sie verließ das Büro und fuhr nach Hause. Im Treppenhaus begegnete sie der jungen Frau, die in der Wohnung über ihr lebte.
    »Hallo«, begrüßten sie sich. Sie waren Nachbarn, hatten sich aber – wie die meisten Bewohner eines Londoner Mietshauses – nie kennengelernt.
    »Haben Sie Ihre Blumen gefunden?« erkundigte sich die Frau. »Hoffentlich waren sie noch nicht ganz verwelkt.«
    »Blumen? Ich bin für ein paar Tage verreist gewesen …« Julia schüttelte den Kopf. Blumen … sicher nicht von Felix? Auf keinen Fall von Felix.
    »Ich habe die Männer hereingelassen, als sie bei mir geklingelt haben.

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