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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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fest, daß sie an etwas Derartiges vorher nie gedacht hatte. Die Zusammenarbeit mit Ben Harris an dem Rätsel King hatte sie feinfühliger, bewußter werden lassen. Sie legte den Weg zu der Kneipe zu Fuß zurück. Die Vorfreude auf Ben beschleunigte ihre Schritte. Es war schon eigenartig, daß sie es kaum erwarten konnte, Ben wiederzusehen, obwohl sie sich doch erst vor ein paar Stunden getrennt hatten. Glücklich dachte sie an den Abend, der vor ihr lag. Sie würde Bens Katze kennenlernen, die er von der Straße aufgelesen hatte. Und sie würde die Nacht bei ihm verbringen und am nächsten Morgen gemeinsam mit ihm frühstücken. Sie bahnte sich einen Weg durch das Lokal. Ben erwartete sie bereits.
    Felix dachte, daß er nie zuvor einem schmierigeren Typen begegnet war. Er ließ sich weder von den teuren Kleidern noch von dem aufgesetzten amerikanischen Akzent täuschen.
    Instinktiv mißfiel ihm dieser Mann mit dem scheinheilig freundlichen Gehabe. »Ich bin Joe«, hatte er sich vorgestellt. »Joe Patrick. Freut mich, Sie kennenzulernen. Was möchten Sie trinken?«
    »Bier«, antwortete Felix. Mißtrauisch sah er sich in der Soho-Kneipe um, die Joe als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Die Wände waren über und über mit Boxkampfpostern bedeckt. Außerdem gab es zahlreiche Fotos, auf denen verschiedene Boxer zusammen mit einem kleinen, untersetzten Mann – vermutlich dem Kneipenbesitzer – abgebildet waren.
    »Waren Sie schon einmal hier?« erkundigte sich Joe Patrick.
    »Nein«, erwiderte Felix und nippte an seinem Bier. Joe Patrick trank Whisky pur ohne Eis. »Wie sind Sie an meinen Namen gekommen?« wollte Felix wissen.
    »Durch einen befreundeten Journalisten. Ich hab' ihm meine Geschichte erzählt, aber er meinte, Sie wären der richtige Mann. Deshalb habe ich Sie angerufen. Ich denke, die Sache wird Ihnen gefallen.«
    »Was verlangen Sie dafür? Sie müssen nämlich wissen, daß mein Boß an Informationen dieser Art nicht interessiert ist und daß das Geld aus meiner eigenen Tasche kommt.« Vor allen Dingen, dachte Joe und lachte in sich hinein. Sein Urteil über dieses Würstchen Sutton stand fest. Ein größenwahnsinniges Machoschwein, dessen Gehirn in der unteren Körperhälfte angesiedelt war. Mit seiner gebrochenen Nase sah er aus, als habe er geboxt oder Rugby gespielt. Joe legte den Kopf schief. »Ist das wahr? Sie würden aus eigener Tasche bezahlen?« Felix nickte. »Tja …« Joe tat, als ob er zögerte. Dann lächelte er Felix breit an, wobei er die perfekten weißen Zähne entblößte, die ihm auf seine Stummel aufgesetzt worden waren. »Weil Sie es sind, mache ich Ihnen ein besonders günstiges Angebot. Wer weiß, vielleicht können wir uns gegenseitig noch nützen. Fünfzig Pfund in bar.«
    »Erst will ich die Story hören«, wandte Felix ein. Joe streckte ihm seine Hand mit den manikürten Fingernägeln und dem protzigen Goldring am Mittelfinger entgegen. »Fünfzig Pfund nach meinem Bericht und fünfhundert, falls die Sache gedruckt wird. Fairer Deal, oder?«
    »Fair genug.« Felix schlug in Joes ausgestreckte Hand ein und besiegelte damit das Geschäft.
    »Worum geht es also?«
    »Dort drüben«, schlug Joe vor und führte Felix an einen kleinen Tisch. »Hier können wir ungestört reden. Ich beginne mit dem Namen der Person, um die es sich handelt.«
    Felix sah überrascht auf. Ein führender Politiker der Commons, kein Zweifel. Ein Mann, der sich einem ganz speziellen Versandservice angeschlossen hatte: Videos, pornographische Fotografien – einige der Kinder waren erst drei oder vier Jahre alt. »Eine sehr, sehr schlimme Sache«, murmelte Joe und mimte den Entrüsteten. Sein Journalistenfreund – ein Freiberufler, der ausschließlich für die Sensationspresse arbeitete – hatte die Informationen angeblich von Mitarbeitern der Sittenpolizei zugespielt bekommen. Sie waren auf den Mann gestoßen, weil sein Name auf der Kundenliste eines bekannten holländischen Anbieters aufgetaucht war. Ein Teil seiner Post war konfisziert worden. Der Politiker hatte eine Abmahnung erhalten, aber man gab sich größte Mühe, den Fall vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten. Man fürchtete mehr als nur Sympathieverluste, sollte doch etwas von dem Skandal nach draußen dringen.
    »Wenn Ihr Freund für die Sensationspresse arbeitet«, unterbrach Felix, »wieso bringt er dann die Geschichte nicht selbst bei einem seiner Blätter unter? Seine Arbeitgeber würden sich doch bestimmt darum reißen. Ich sehe

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