Die Entlarvung
Kopie des Testaments gezeigt. Dann haben wir ihm fünfhundert Pfund angeboten, falls er sich bereit erklärte, das Haus zu verlassen und uns fortan in Ruhe zu lassen. Er hat nicht versucht, uns umzustimmen. Er hat lediglich mit den Schultern gezuckt und gesagt: ›Ich kann mich gegen Sie nicht wehren. Ich bin nur ein mittelloser Ausländer‹. Wir haben ihn eine Einverständniserklärung unterschreiben lassen und ihm dann das Geld gegeben. Er hat behauptet, daß er nach Deutschland zurückkehren würde, was wir ihm glaubten. Kurz darauf haben wir das Haus verkauft und meine Tante nach Sussex gebracht, wo wir uns bis zu ihrem Tod um sie kümmerten.«
Sie stand auf und stellte die Kaffeetassen auf ein Tablett. Beide Frauen schwiegen eine Weile. Dann ging Jean Adams zur Tür und sagte: »Einige Jahre später tauchte Harold King in der Öffentlichkeit auf. Über Nacht war er zum Star geworden, überall erschienen Berichte und Fotos über ihn. Wir erkannten Hans König in ihm, aber es war zu spät, um irgend etwas zu unternehmen. Er war bekannt und besaß Millionen, wir dagegen waren eine einfache Familie, die viel zu verlieren hatte. Mein Ehemann war eher der Typ des vorsichtigen Menschen. Er hielt es für das beste, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich habe dem zugestimmt, weil ich meine Tante schützen wollte. Mit den Jahren habe ich diesen Entschluß allerdings oft bereut. Ich bringe nur eben das Tablett in die Küche.«
Julia folgte ihr. Ein junger Labradorhund, schwarz wie die alte Hündin am Kamin, kam ihnen entgegengesprungen. »Daisys Enkelin«, erklärte Jean, wobei sie den Welpen am Halsband festhielt. »Bob ist vor zwei Jahren gestorben, und die Hunde sind alles, was mir geblieben ist. Daisys Tochter lebt bei meinem Sohn. Er und seine Familie haben mir Poppit zu Weihnachten geschenkt. Sie ist noch ziemlich wild, bereitet mir aber große Freude. Ich würde Ihnen gerne etwas zum Lunch anbieten, aber ich bin schon mit einer Freundin verabredet. Wir gehen nachmittags zum Bridge und vorher essen wir immer zusammen. Sie ist Witwe wie ich.«
»Danke, Mrs. Adams, aber ich muß sowieso ins Büro zurück. Wären Sie eventuell bereit, eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben, in der Ihre Aussage genau protokolliert ist?«
Jean Adams zögerte. »Da muß ich erst meinen Anwalt fragen. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich mit ihm gesprochen habe.«
»Ist dieser Vertrag noch in Ihrem Besitz, den King als Gegenleistung für die fünfhundert Pfund unterschrieben hat?«
»Die Firma müßte ihn haben. Bob hat derartige Dokumente nie zu Hause aufbewahrt – wegen der Feuer- oder Einbruchsgefahr. Aber ich bin sicher, daß das Schriftstück noch existiert.«
Ein vorsichtiger Mann, wie seine Frau gesagt hatte. Sie begleitete Julia zur Tür.
»Was für ein elegantes Auto«, rief sie aus. »Die jungen Frauen haben heutzutage so viele Möglichkeiten.«
»Haben Sie vielen herzlichen Dank«, sagte Julia leise. Sie gab Jean Adams die Hand. »Es tut mir so leid, was Ihrer Tante widerfahren ist. Ich hoffe, es hat Sie nicht zu sehr belastet, darüber zu sprechen.«
»Nein, aber es macht mich wütend«, erwiderte Jean. »Hoffentlich bekommt dieser Mistkerl eines Tages das, was er verdient. Ich drücke Ihnen beide Daumen, daß Sie Ihr Ziel erreichen!«
»Ich werde mein Bestes geben, das verspreche ich Ihnen. Sie lassen mich wissen, was Ihr Anwalt gesagt hat?«
»Natürlich. Auf Wiedersehen.« Sie ging ins Haus zurück und schloß die Tür. Nachdenklich setzte sich Julia in ihr Auto. Sie fühlte sich bedrückt – als hätte die Erzählung der anderen Frau ihr eine Last auferlegt. Die Last des Bösen, das nie gesühnt worden war. Eine merkwürdige, altertümliche Phrase, der sie irgendwo einmal begegnet sein mußte und an die sie sich jetzt passenderweise erinnerte.
Was immer sie Ben Harris auch versprochen hatte, sie würde sich bestimmt nicht mehr aus dem Fall zurückziehen.
Es gab nichts, was Joe tun konnte, solange sich der Boß noch in Amerika aufhielt. Er hatte die gewünschten Informationen eingeholt, aber sie schienen nicht besonders dringlich zu sein. Der Herald hatte immer noch nicht mit seiner Serie begonnen. Die Leser wurden jedoch weiterhin darauf neugierig gemacht. Daher fuhr er mit einem seiner farbigen Mädchen nach Frankreich, um sich die Pferderennen anzusehen. Er hatte die Taschen voller Geld, konnte sich gute Hotels und gutes Essen leisten. Auch bei seinen Wetten war ihm das Glück hold. In einem
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