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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Anflug von Generosität ließ er sich dazu hinreißen, seiner Begleiterin ein kleines Taschengeld zu geben. Er bedauerte, daß er nicht auch das andere Mädchen mitgebracht hatte – flotte Dreier gefielen ihm am besten. In den Hotels hätte sich das Ganze jedoch womöglich als nicht praktikabel erwiesen. Er lernte einige Iren kennen, die ebenfalls zu den Rennen angereist waren, und amüsierte sich großartig mit ihnen. Endlich konnte er sich einmal mit seinem Geld brüsten und den großen Mann spielen.
    Nach seiner Rückkehr rief er sofort bei Kings persönlicher Sekretärin an. Häßlich wie die Nacht und flach wie ein Brett. King hielt Geschäft und Vergnügen stets auseinander. Sie hatte eine überraschende Neuigkeit für ihn.
    »Mr. King ist seit zwei Tagen wieder hier. Er hat versucht, Sie zu erreichen, Mr. Patrick.«
    Joe stieß einen leisen Fluch aus. »Er wollte doch erst Ende der Woche zurückkommen. Gibt es irgendein Problem?«
    »Nicht, daß ich wüßte.« Die Sekretärin klang kühl. Sie mochte Joe Patrick nicht. Sie fand ihn gewöhnlich und dreist. Einmal hatte er versucht, sich an sie heranzumachen. Sie wußte, daß er sich nur einen Spaß mit ihr erlaubt hatte. »Sie rufen ihn besser zurück. Er ist mit seinem Wagen unterwegs zu einem Essen bei BZW.«
    Joe brach der Angstschweiß aus. Fieberhaft überlegte er, wie er seine Abwesenheit erklären sollte – und daß er keine Telefonnummer hinterlassen hatte. Was für ein Fehler! King hatte ihn sprechen wollen, und er war nicht zur Stelle gewesen. »Shit, shit«, fluchte er mehrere Male. Dann faßte er sich ein Herz und wählte Kings Autotelefon an.
    King rief in regelmäßigen Abständen zu Hause an, wenn er auf Reisen war. Er war gut gelaunt, da die Verhandlungen mit der Field Bank ganz zu seiner Zufriedenheit liefen. Es sah so aus, als könne er zum Angriff auf Western International übergehen, ohne allzu große Schuldenberge auf sich zu laden. Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, aber seine Zuversicht wuchs. Er hatte Blut gerochen; auf seine Instinkte hatte er sich bisher immer verlassen können. Seine Frau war zuerst am Apparat. Sie erzählte von den Plänen ihres Vereins für die Krankenhäuser in East London und von dem Telefonat, das sie mit der Prinzessin von Wales geführt habe, um einen Termin für eine große Wohltätigkeitsveranstaltung zu vereinbaren.
    Die Prinzessin – stets bereit, den Leidenden zu helfen – habe ein früheres Datum vorgeschlagen, als es sich der Verein hätte träumen lassen. Ihre Anwesenheit würde für ein großes Spendenaufkommen sorgen.
    King ließ sie noch eine Weile reden – er war schließlich guter Laune –, verlangte aber schließlich nach seiner Tochter. Gloria hatte eine Verabredung zum Dinner und wollte gerade gehen. Als sie jedoch hörte, daß ihr Vater am Apparat war, machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte zum Telefon. Es war ihr egal, wenn sie zu spät kam.
    »Wie geht es meinem Mädchen?«
    »Ich vermisse dich, Daddy. Wie läuft es bei dir?«
    »Bestens. Zähes Verhandeln, aber ich bin zufrieden. Gibt es irgend etwas Wichtiges?«
    Gloria fiel die besondere Postsendung ein. »Letzte Woche ist ein großer Brief für dich angekommen.«
    »Was für ein Brief?«
    »Er scheint irgendwelche Dokumente zu enthalten«, antwortete Gloria. »PERSÖNLICH und VERTRAULICH steht auf dem Umschlag. Ich habe ihn in deine Schreibtischschublade gelegt. Soll ich ihn für dich öffnen?«
    »Nein, nein!« Der veränderte Tonfall alarmierte sie. Er schrie sie regelrecht an. »Seit letzter Woche liegt der Brief bei euch herum? Verdammt, du dämliche kleine …« Gloria blieb die Luft weg, als er sie mit einem vulgären Schimpfwort titulierte. »Warum hast du mich nicht sofort verständigt?«
    »Daddy, ich wußte doch nicht …« Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Du beauftragst jetzt einen Kurierdienst – heute abend noch, damit ich das Ding morgen früh in Händen halte. Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, rief sie weinend. »Ich kümmere mich sofort darum. O Daddy, es tut mir so leid. Es ist nicht meine Schuld …« Aber die Leitung war bereits tot.
    Die Mutter hatte den Raum verlassen, als Gloria den Hörer übernommen hatte. Sie konnte die intimen Gespräche zwischen Vater und Tochter nicht mit anhören. Nun kam sie zurück und fand die Tochter in Tränen aufgelöst vor.
    Sie lächelte. »Was ist los, Darling? Hatten die Turteltauben einen kleinen Streit?«
    Haßerfüllt funkelte Gloria ihre

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