Die Entlarvung
noch ausstanden, sagte er ab. Sie konnten bis zu einem späteren Zeitpunkt warten.
Im Moment mußte er sich um dringlichere Angelegenheiten kümmern. Er packte seine Sachen und flog fast eine Woche früher als geplant nach England zurück.
Während des Fluges arbeitete King. Sein Assistent und seine zwei Sekretärinnen flogen mit einer späteren Maschine, da sie sich um die Verschiebung der Termine mit den anderen Kreditinstituten kümmern mußten. Er hatte zwar der Field Bank seine Zusage gegeben, aber er würde sich trotzdem nach ein paar anderen Möglichkeiten umsehen. Nach Instituten, die es mit der Moral nicht ganz so genau nahmen. Er hatte sich in der ersten Klasse niedergelassen und seine Unterlagen hervorgeholt. Ärgerlich winkte er ab, als ihm eine Stewardeß ein Glas Champagner anbot. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren, wirr gingen ihm seine verschiedenen Probleme durch den Kopf. Der auf Deutsch verfaßte Bericht vermengte sich mit den Tabellen und Zahlen seiner finanziellen Kalkulationen. Er verfolgte Western, aber Western war auch hinter ihm her. Ben Harris und Julia Hamilton hatten seine Spur in Nessenberg aufgenommen. Sie war längst nicht mehr heiß, dank seiner Freunde und seiner Verbindungen. Dennoch hatten die wenigen Worte, die Julia Hamilton und Harris an die Angestellte im Amtsgebäude gerichtet hatten, eine Warnglocke in seinem Kopf ausgelöst.
Danke sehr. Wir sind auf einige nützliche Informationen gestoßen.
Was für Informationen? Was mochten sie gefunden haben, das nicht aus den Akten entfernt worden war? King legte die Papiere in seine Aktentasche zurück und setzte sich eine Augenbinde auf. Er wollte nicht schlafen; die Dunkelheit half ihm, sich besser zu konzentrieren. Irgend etwas mußte Westerns Spürhunden aufgefallen sein. Vielleicht hatte die Frau etwas bemerkt, das ihr Partner bei seinen damaligen Ermittlungen übersehen hatte. Hatten sie deshalb den Nessenberger Hof verlassen und waren nach München gefahren?
Weshalb München? Die Besitzerin des Hotels in Nessenberg hatte arglos alle Fragen des Kontaktmannes beantwortet. Sie hatte ihm sogar das Gästebuch gezeigt und hinzugefügt, daß ihre Gäste im Berner Hof reserviert hätten. Dem vornehmsten Hotel in ganz München.
München. Was hatten sie dort gesucht? Diese Frage ließ ihm keine Ruhe. Er riß sich die Augenbinde vom Kopf und holte erneut den Bericht hervor.
Der Verfasser hatte penibel jedes Wort der Hotelbesitzerin festgehalten, mochte es auch noch so unbedeutend sein. Typisch teutonische Gründlichkeit.
Bevor Julia Hamilton und Harris nach München aufgebrochen waren, hatten sie im Hotel um eine Wegbeschreibung nach Hintzbach gebeten. Die Besitzerin hatte sich gewundert, da es dort nichts für englische Touristen zu sehen gab. Sie waren aber dennoch dorthin gefahren und hatten anschließend den Nessenberger Hof verlassen. Sie waren anscheinend kein Liebespaar. Sie hatten in getrennten Zimmern geschlafen. Nein, dachte King wütend, kein Liebespaar, sondern zwei Journalisten in geheimer Mission. Und Gegenstand dieser Mission war Harold King, alias Hans König. Es paßte alles zusammen. Erst die Notiz mit den Abflugzeiten, die Joe Patrick in Julia Hamiltons Wohnung gefunden hatte, und nun dies. Vor zehn Jahren hatte Western ihm schon einmal nachspüren lassen, war aber gestoppt worden. Und nun begann alles wieder von neuem.
Die Maschine landete in Heathrow.
Er fuhr sofort vom Flughafen aus nach Hause. Er sah sich weder nach seiner Frau noch nach Gloria um, sondern ging direkt in sein Arbeitszimmer und wählte Joe Patricks Nummer. Er hatte dem Bastard einen Auftrag erteilt und nichts von ihm gehört. Wo blieben die Ergebnisse? Er bekam sie weder an diesem Abend noch innerhalb der folgenden zwei Tage.
Niemand wußte, wohin Joe Patrick verschwunden war. Er hatte keine Adresse oder Telefonnummer hinterlassen. Alles, was King jetzt benötigte, war eine Bestätigung seines Verdachts gegen Julia Hamilton und Harris. Eine Bestätigung, die Patrick hatte liefern sollen. Erst dann konnte er entscheiden, wie er weiter vorgehen würde.
Das alte Druckmittel ließ sich nicht ein zweites Mal gegen Western einsetzen. Wahrscheinlich war eine drastischere Lösung vonnöten. Eine Lösung, die die Angelegenheit endgültig regelte.
Joe Patrick ließ den Wutausbruch seines Chefs geduldig über sich ergehen. Er versuchte nicht, sich zu rechtfertigen. Mit gesenktem Kopf stand er da, während die Beschimpfungen wie Hiebe auf ihn
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