Die Entmündigung (German Edition)
Schmutz und Blut gemacht, den abzuwaschen meine Beschäftigung ist. Ich entdeckte das Geheimnis in den auf das Vermögen der Nègrepelisse bezüglichen Urkunden und in den Bündeln ihrer Korrespondenz.«
In diesem feierlichen Augenblick sprach der Marquis ohne Stottern. Es entschlüpfte ihm keine der Wiederholungen, die ihm sonst eigen waren; jeder kann beobachten, daß, die im gewöhnlichen Leben mit diesen beiden Fehlern behaftet sind, sie ablegen, sobald irgendeine Erregung ihre Sprache belebt.
»Die Zurücknahme des Edikts von Nantes erfolgte«, fuhr er fort. »Vielleicht wissen Sie nicht, mein Herr, daß das für viele Günstlinge eine Gelegenheit war, ein Vermögen zu erwerben. Ludwig XIV. schenkte den Großen seines Hofes die eingezogenen Güter der protestantischen Familien, die sich nicht den Vorschriften beim Verkauf ihrer Güter unterwarfen. Einige in Gunst stehende Personen gingen, wie man damals sagte, auf die Protestantenjagd. Ich habe die Gewißheit erlangt, daß das gegenwärtige Vermögen der beiden herzoglichen Familien sich zusammensetzt aus konfiszierten Gütern unglücklicher Kaufleute. Ich werde Ihnen, einem Juristen, nicht auseinandersetzen, welche Manöver angewendet wurden, um den Refugiés, die große Vermögen zu retten hatten, Fallen zu legen: es genüge Ihnen zu wissen, daß der Landbesitz der Nègrepelisse, der aus zweiundzwanzig Kirchdörfern und dem Stadtrecht bestand, daß der Besitz von Gravenges, der einst uns gehört hatte, sich in den Händen einer protestantischen Familie befand. Mein Großvater erhielt ihn durch Schenkung, die ihm Ludwig XIV. machte. Diese Schenkung beruhte auf Handlungen, die den Stempel erschreckender Unbilligkeit an sich trugen. Der Eigentümer dieser beiden Besitzungen, der glaubte, nach Frankreich zurückkehren zu dürfen, hatte einen Verkauf vorgeschützt und ging nach der Schweiz, um mit seiner Familie zusammenzutreffen, die er dorthin vorausgeschickt hatte. Er wollte jedenfalls von allen Aufschüben, die durch Verordnungen bewilligt wurden, profitieren, um seine geschäftlichen Angelegenheiten zu ordnen. Dieser Mann wurde auf Anordnung des Gouverneurs festgehalten, der Fideikommissar sagte die Wahrheit, der arme Kaufmann wurde gehängt, und mein Vater erhielt die beiden Güter. Ich wollte, es wäre mir möglich gewesen, nichts von dem Anteil zu wissen, mit dem mein Großvater an dieser Intrige beteiligt war; aber der Gouverneur war sein Onkel mütterlicherseits, und ich habe unglücklicherweise einen Brief gelesen, in dem er ihn bat, sich an Deodat zu wenden, ein unter den Höflingen verabredetes Wort, wenn sie vom Könige redeten. Es herrscht in diesem Briefe in bezug auf das Opfer ein scherzhafter Ton, der mir Schrecken eingeflößt hat. Endlich, mein Herr, wurden die von der Familie des Refugiés gesandten Summen, die das Leben des armen Mannes retten sollten, von dem Gouverneur behalten, der den Kaufmann darum nicht weniger schnell erledigte.«
Der Marquis d'Espard machte eine Pause.
»Dieser Unglückliche hieß Jeanrenaud,« fuhr er dann fort. »Dieser Name wird Ihnen mein Verhalten erklären. Ich habe nicht ohne tiefen Schmerz an die heimliche Schande gedacht, die auf meiner Familie ruhte. Dieses Vermögen gestattete meinem Großvater, eine Navarreins Lansac, die Erbin des Vermögens der jüngeren Linie, die viel reicher als die ältere war, zu heiraten. Mein Vater sah sich von da ab als einen der beachtenswertesten Großgrundbesitzer des Königreichs. Er konnte meine Mutter heiraten, eine Grandlieu von der jüngeren Linie. Obgleich in übler Weise erworben, hat uns dieses Vermögen seltsamerweise Nutzen gebracht! Entschlossen, sofort dem Übel abzuhelfen, schrieb ich nach der Schweiz und hatte nicht eher Ruhe, als bis ich auf der Spur der Erben des Protestanten war. Ich erfuhr schließlich, daß die Jeanrenauds, ins äußerste Elend geraten, Freiburg verlassen hatten und nach Frankreich zurückgekehrt waren. Endlich entdeckte ich in Herrn Jeanrenaud, einem einfachen Kavallerieleutnant unter Bonaparte, den Erben dieser unglücklichen Familie. In meinen Augen, mein Herr, war das Recht der Jeanrenauds klar. Damit die Proskription sich vollzöge, mußten die Besitzer da nicht angegriffen werden? Und an welche Macht sollten sich die Refugiés wenden? Ihr Gerichtshof war dort oben, oder vielmehr, ihr Gerichtshof war hier,« sagte der Marquis und schlug sich auf die Brust. »Ich wollte nicht, daß meine Kinder von mir dasselbe denken sollten, was ich
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