Die Entmündigung (German Edition)
von meinem Vater und von meinen Ahnherren gedacht habe; ich wollte ihnen eine Erbschaft und ein Wappen ohne Flecken hinterlassen, ich wollte nicht, daß der Adel durch meine Person Lügen gestraft werde. Und endlich, politisch gedacht, dürfen die Emigranten, die gegen die revolutionären Konfiskationen ihren Einspruch geltend machen, noch die Güter behalten, die die Frucht von Konfiskationen find, die auf einem Verbrechen beruhen? Ich bin bei Herrn Jeanrenaud und seiner Mutter einer strengen Rechtschaffenheit begegnet: wenn man auf sie hören wollte, so schiene es, als ob sie mich beraubten. Trotz meines Drängens haben sie nicht mehr angenommen als den Wert, den die Güter an dem Tage hatten, wo meine Familie sie vom Könige erhielt. Der Preis wurde zwischen uns auf den Betrag von elfhunderttausend Franken festgesetzt, den ohne Zinsen zu zahlen sie in mein Belieben stellten. Um das zu erreichen, habe ich für lange Zeit auf meine Einkünfte verzichten müssen. Hier, mein Herr, begann der Verlust etlicher Illusionen, die ich mir über den Charakter der Madame d'Espard gemacht hatte. Als ich ihr vorschlug, Paris zu verlassen und in die Provinz zu gehen, wo wir mit der Hälfte unseres Einkommens anständig hätten leben können und auf diese Weise schneller zu der Rückgabe, von der ich ihr sprach, zu kommen, ohne daß ich sie über die schwerwiegende Bedeutung der Tatsachen aufklärte, behandelte mich Madame d'Espard wie einen Verrückten. Ich erkannte so den wahren Charakter meiner Frau: sie hätte ohne Bedenken das Verhalten meines Großvaters gebilligt und sich über die Hugenotten lustig gemacht. Erschreckt über ihre Kälte, über ihre geringe Anhänglichkeit an ihre Kinder, die sie mir ohne Bedauern überließ, beschloß ich, ihr ihr Vermögen zu überlassen, nachdem ich unsere gemeinsamen Schulden beglichen hatte. Es sei übrigens nicht ihre Sache, meine Dummheiten zu bezahlen, sagte sie zu mir; da ich nicht genug Einkommen hatte, um zu leben und für die Erziehung meiner Kinder zu sorgen, entschloß ich mich, sie selber zu erziehen und aus ihnen Männer von Herz und Edelleute zu machen. Indem ich mein Vermögen in Staatsfonds anlegte, konnte ich mich viel schneller, als ich gehofft hatte, meiner Verpflichtungen entledigen, denn ich nutzte die Chancen aus, die mir die Heraufsetzung der Renten darbot. Indem ich mir viertausend Franken für meine Söhne und mich vorbehielt, hätte ich nur zwanzigtausend Taler jährlich bezahlen können, was beinahe achtzehn Jahre beansprucht hätte, um meine Befreiung zu vollenden, während ich letzthin die geschuldeten elfhunderttausend Franken bezahlt habe. So genieße ich das Glück, diese Rückgabe vollzogen zu haben, ohne meinen Kindern im geringsten Unrecht getan zu haben. Das, mein Herr ist der Grund für die Zahlungen, die Frau Jeanrenaud und ihrem Sohne zugeflossen sind.
»Also kannte«, sagte der Richter, während er die Bewegung unterdrückte, die diese Erzählung bei ihm hervorgerufen hatte, »die Frau Marquise die Beweggründe Ihres Sichzurückziehens?«
»Jawohl, mein Herr.«
Popinot fuhr ziemlich ausdrucksvoll in die Höhe, stand plötzlich auf und öffnete die Tür des Arbeitszimmers.
»Noël, gehen Sie nach Hause«, sagte er zu seinem Schreiber. »Mein Herr,« fuhr der Richter fort, »obgleich das, was Sie mir eben mitgeteilt haben, genügt, um mich aufzuklären, möchte ich Sie noch gern in bezug auf die andern, in der Klageschrift angeführten Tatsachen hören. Sie haben hier also eine geschäftliche Angelegenheit unternommen, die außerhalb der Gewohnheiten eines vornehmen Mannes liegt.«
»Ich möchte hier nicht über diese Sache reden«, sagte der Marquis und machte dem Richter ein Zeichen, daß sie hinausgehen wollten. »Nouvion,« fuhr er fort und wandte sich an den Alten, »ich gehe hinunter zu mir, meine Kinder werden zurückkommen, und du wirst mit uns essen.
»Herr Marquis,« sagte Popinot auf der Treppe, »dies ist also nicht Ihre Wohnung?
»Nein, mein Herr, ich habe die Zimmer gemietet, um hier die Bureaus meines Unternehmens unterzubringen. Sehen Sie,« fuhr er fort und wies auf eine Anzeige, »diese Geschichte wird unter dem Namen eines der ehrenwertesten Verleger von Paris herausgegeben und nicht unter meinem Namen.«
Der Marquis ließ den Richter in das Erdgeschoß eintreten und sagte zu ihm: »Hier ist meine Wohnung, mein Herr.«
Popinot war bewegt von der natürlichen Anmut dieser Räume. Das Wetter war herrlich, die Fenster standen
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