Die Entscheidung
hoch, wie er sie bisher nicht gekannt hatte. Rapp zog sein Handy hervor und wählte die Nummer der O’Rourkes. Nach nur einem Klingeln nahm Michael ab.
»Michael, hier spricht Mitch Rapp. Es tut mir Leid, dass ich so spät noch anrufe, aber ich muss mit dir sprechen.«
»Ich höre.« Seine Stimme klang reserviert und kühl.
»Nicht am Telefon.«
»Wann?«
»Jetzt. Ich bin ganz in der Nähe. Es dauert nicht lange. Ich möchte dir nur ein paar Dinge erklären.«
»Okay, aber wir müssen leise sein. Liz schläft schon.«
Eine Minute später lenkte Coleman den Explorer auf die kurze Zufahrt zum Haus. O’Rourke wartete vor der Haustür mit dem Labrador an seiner Seite. Rapp und Coleman sprangen die Stufen hinauf, ohne dabei die Straße aus den Augen zu lassen, und traten rasch ins Haus ein. O’Rourke hob den Zeigefinger an die Lippen und schloss die Tür. Er signalisierte den beiden Männern, ihm zu folgen, und sie gingen über den Flur zur Küche.
Rapp ging gleich zur Hintertür weiter und zog den Vorhang zurück. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand im Garten war, setzte er sich an den Küchentisch. Sofort kam Duke zu ihm getrottet und legte die Schnauze auf sein Knie. Der Hund kannte ihn bereits und schien ihn zu mögen. O’Rourke fragte, ob sie etwas trinken wollten, was beide verneinten. O’Rourke holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und öffnete es, doch er zog es vor, stehen zu bleiben.
»Die Sache mit der E-Mail tut mir Leid«, begann Rapp. »Ich habe nie die Absicht gehabt, dich zu erpressen. Ich habe das nur geschrieben, damit du mich ernst nimmst.«
O’Rourke musterte Rapp aufmerksam. »Für wen arbeitest du, Mitch?«
»Ich bin nicht hergekommen, um über das alles zu sprechen, Michael. Ich wollte dir vor allem sagen, dass dein Geheimnis bei mir vollkommen sicher ist. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum ich irgendjemandem von deinem Großvater und Scott erzählen sollte.«
O’Rourke blickte zu Coleman hinüber und schüttelte den Kopf. »Gut, dann sag ich dir jetzt was: Dein Geheimnis ist bei mir auch vollkommen sicher. Also, erzähl mir, was du wirklich machst – und wir sind quitt.«
»Michael, ich kann dir nicht sagen, was ich mache. Du kannst mir aber trotzdem vertrauen. Deine Frau und die Frau, die ich heiraten werde, sind die besten Freundinnen. Ich mag dich, ich mag Liz, und ich würde nie etwas tun, was dir oder deiner Familie schaden würde.«
O’Rourke nahm einen Schluck von seinem Bier und dachte über das nach, was Rapp soeben gesagt hatte. »Weißt du, ich mag dich auch, Mitch, aber ich will ganz ehrlich zu dir sein. Ich habe da so eine Vermutung, mit was für Sachen du zu tun haben könntest – und wenn das stimmt, dann bin ich nicht gerade scharf darauf, dass du meiner Familie in irgendeiner Weise nahe stehst.«
Diese Worte schmerzten sehr. Rapp ließ es sich nicht anmerken – doch es tat wirklich weh. Er wollte sein altes Leben hinter sich lassen. Er wünschte sich ein ganz normales Leben mit einer Frau und Kindern. »Das respektiere ich natürlich. Wenn du es so willst, werde ich mich von euch fern halten. Trotzdem kannst du sicher sein, dass ich dein Geheimnis immer für mich behalten werde.«
»Wenn du es wirklich ehrlich meinst, dann kannst du mir auch verraten, für wen du arbeitest.«
»Michael, du bist Kongressabgeordneter. Es gibt gewisse Dinge, die du besser nicht weißt.«
»Das kannst du ruhig mir überlassen«, erwiderte O’Rourke und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe auch ein bisschen in deiner Vergangenheit herumgestöbert. Es gibt keine Hinweise, dass du in der Army warst – trotzdem habe ich das Gefühl, dass du eine paramilitärische Ausbildung hinter dir hast.«
»Was hilft es dir, wenn du das weißt?«
»Ich will wissen, mit wem ich es zu tun habe. Mach dir keine Sorgen wegen dem Ausschuss. Eher würde ich mir eine Hand abhacken, als dass ich Rudin auch nur ein Wort davon erzähle.«
»Na gut, Michael«, sagte Rapp schließlich lächelnd, »ich werde dir sagen, was ich mache, aber es muss unter uns bleiben. Nicht einmal Liz darf es erfahren. Ich weiß von dieser Sache mit deinem Großvater und Scott schon seit einiger Zeit, und ich habe nicht einmal Anna auch nur ein Wort davon erzählt.«
»Was immer du mir sagst – es bleibt unter uns.«
Rapp überlegte, wie er es ihm sagen sollte; dabei fiel ihm etwas ein, das er bei einer Krisensitzung während des Geiseldramas im Weißen Haus zu der früheren
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