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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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bringen.
     
    Sally führte Dr. Kennedy in das Arbeitszimmer und ließ sie dann mit ihrem Vater allein. Irene trat zu Stansfield, der in seinem Stuhl saß, und küsste ihn auf die Stirn. Solche kleinen Gesten gab es zwischen ihnen erst, seit er erfahren hatte, dass er Krebs hatte. Sie hatten beide festgestellt, dass der Tod die wahren Gefühle zum Vorschein brachte. Irene setzte sich ihrem Chef gegenüber und erkundigte sich nach seinem Befinden.
    »Ganz gut, aber reden wir nicht von mir. An diesen Dingen können wir sowieso nichts ändern.« Stansfield betrachtete sie einen Augenblick. »Was ist passiert?«, fragte er schließlich.
    Irene Kennedy wusste nicht recht, wo sie anfangen sollte. »Die Operation, die wir in Deutschland durchgeführt haben …«, begann sie zögernd.
    »Ja.«
    »Die Dinge sind nicht ganz planmäßig gelaufen.«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Mitch hat sich noch nicht gemeldet, und das BKA fahndet nach drei Personen, von denen die Ermittler annehmen, dass sie für den Tod von Graf Hagenmüller verantwortlich sind.«
    »Das war zu erwarten.«
    »Ja, schon, aber das ist noch nicht alles.« Irene erzählte ihm von dem Brand und auch von der seltsamen Information, die sie vom BKA erhalten hatten – dass Rapp allem Anschein nach das Anwesen erst nach den Hoffmans verlassen hatte und einen Wagen stehlen musste, um von dort wegzukommen.
    Als sie fertig war, sagte Stansfield: »Klingt so, als wäre irgendetwas nicht nach Plan gelaufen. Vielleicht hat Rapp die Hoffmans aufgefordert, ohne ihn loszufahren, und danach hat er ein kleines Ablenkungsmanöver gestartet.«
    Irene Kennedy nickte. »Das habe ich mir zuerst auch gedacht, aber Mitch hat sich noch nicht gemeldet, und ich habe erst vor kurzem eine Mitteilung von den Hoffmans bekommen«, sagte sie. »Sie haben gesagt, dass der Auftrag ausgeführt ist, dass es aber einen Verlust gegeben hat«, fügte sie kopfschüttelnd hinzu.
    »Mitch.«
    Irene nickte traurig. »Ja.«
    »Was ist mit der dritten Person, von der das BKA gesprochen hat?«
    »Darüber wissen wir noch nichts Näheres.«
    Stansfield lehnte sich überrascht zurück. Er hätte eigentlich angenommen, dass Irene sehr wohl in der Lage sein müsste, über ganz bestimmte Kanäle Genaueres in Erfahrung zu bringen. »Warum?«
    »Es gibt da noch ein Problem. Als ich heute Morgen in die Zentrale kam, hat mir Tom Lee mitgeteilt, dass Außenminister Midleton mich sprechen will.«
    Der gebrechliche Stansfield richtete sich in seinem Stuhl auf. Es war nicht üblich, dass sich der Außenminister an die Leiterin der Anti-Terror-Zentrale wandte, ohne vorher Stansfield selbst zu kontaktieren. »Was hat Midleton gewollt?«
    »Wie es scheint, haben er und der Graf eine gemeinsame Leidenschaft – die Kunst.«
    Stansfield sah aus dem Fenster und erinnerte sich daran, dass der arrogante Außenminister ziemlich stolz auf seine Fünfzig-Millionen-Dollar-Sammlung war. »Warum wollte er dich sprechen?«
    »Angeblich wusste er, dass wir den Grafen überwacht haben, und jetzt möchte er, dass wir so gut wie möglich mit den deutschen Behörden zusammenarbeiten.«
    »Woher kann er wissen, dass wir den Grafen überwacht haben?«
    Irene zuckte die Achseln. »Wie es aussieht, haben wir irgendwo eine undichte Stelle.«
    »Oder einen Maulwurf.«
    »Ja.«
    »Irgendwelche Vermutungen?«
    »Im Moment nicht, aber Tom Lee war genauso verdutzt wie ich. Er hat gesagt, er würde der Sache nachgehen.«
    »Glaubst du, dass du Mr. Lee vertrauen kannst?«, wollte Stansfield wissen.
    »Ich denke schon, aber ich werde mich natürlich selbst um die Sache kümmern.«
    »Gut. Hast du dem Präsidenten schon von Mitch erzählt?«
    »Nein. Ich möchte zuerst wissen, was wirklich passiert ist.«
    »Das sehe ich auch so. Ich nehme an, du hast auf unsere Kontakte beim BKA deshalb nicht zurückgegriffen, weil du nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns lenken möchtest.«
    »Ja. Ich versuche alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Informationen zu sammeln. Unser Plan funktioniert so weit ganz gut. Die meisten Leute bei uns glauben, dass Saddam Graf Hagenmüller auf dem Gewissen hat. Einige denken sogar, dass es die Israelis waren. Die Hagenmüllers waren im Zweiten Weltkrieg Nazis, und sie haben hochsensible Güter an Israels gefährlichste Feinde verkauft. Es gäbe also ein handfestes Motiv. Ich schätze, es gibt auch einige schlaue Leute bei uns, die sehr wohl vermuten, dass wir unsere Hände im Spiel haben – aber sie werden das

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