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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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bestimmt nicht offen aussprechen.« Irene runzelte die Stirn. »Wenn herauskommt, dass wir ihn überwachen ließen, dann sieht es nicht gut aus.«
    »Das stimmt. Ich werde mich um den Außenminister kümmern. Wie willst du es anstellen, mehr über Mitch herauszufinden?«
    »Die Hoffmans kommen heute Abend in die Staaten zurück. Ich werde nach Denver fliegen und mich persönlich mit ihnen unterhalten.«
    »Wen nimmst du mit?«
    »Niemanden. Ich habe bereits mit den beiden zu tun gehabt. Ich komme allein zurecht.«
    Stansfield sah sie missbilligend an. Irene Kennedy hatte wenig Erfahrung, wenn es darum ging, außerhalb von Langley zu agieren.
    Irene Kennedy las ihrem Chef vom Gesicht ab, was er dachte. »Das ist mein Schlamassel«, sagte sie, »und ich muss die Sache selbst in Ordnung bringen. Außerdem ist es besser, wenn sich möglichst wenige von uns damit befassen.«
    Stansfield schüttelte den Kopf. »Wenn du jetzt nach Denver fliegst, lenkst du noch mehr Aufmerksamkeit auf dich. Außerdem werden Leute wie die Hoffmans, die nicht zu uns gehören, leicht nervös, wenn eine Operation schief läuft. Ich schicke ein paar Leute hin, die sie nach Washington holen werden.«
    Irene Kennedy sah ein, dass er Recht hatte. »Was soll ich deiner Ansicht nach tun?«
    Stansfield überlegte einen Augenblick. »Als Erstes möchte ich, dass du dir um Mitch keine Sorgen machst. Wenn einer weiß, wie man aus einer solchen Situation herauskommt, dann Mitch. Er findet schon allein zu uns zurück.« Der CIA-Direktor beugte sich etwas vor und sah Irene mit seinen grauen Augen an. »Außerdem möchte ich, dass du möglichst rasch und unauffällig herausfindest, woher Außenminister Midleton seine Informationen bezieht.«
     
    Die Sonnenstrahlen fluteten durch das Küchenfenster von Liz und Michael O’Rourkes Haus in Georgetown. Liz O’Rourke tippte auf ihrem Laptop eifrig vor sich hin. Zu ihrer Linken stand ein Glas Preiselbeer-Apfelsaft, und zu ihrer Rechten türmte sich ein wackeliger Stapel von Dokumenten und Akten. Ihr Labrador namens Duke lag vor der Verandatür und machte an seinem sonnigen Plätzchen ein Nickerchen. Das Einzige, was Liz störte, war, dass kein Kaffee in Reichweite war. Wenn man aber bedachte, dass sie im fünften Monat schwanger war, dann wurde sie für den Verzicht auf Kaffee reich entschädigt.
    Liz arbeitete an ihrem ersten Buch, das den Titel »Die korruptesten Politiker Amerikas« trug. Da ihr Mann Kongressabgeordneter war, benutzte sie ihren Mädchennamen Scarlatti, wenngleich Michael nichts dagegen gehabt hätte, wenn der Name O’Rourke auf dem Cover des Buches gestanden hätte. Sie hielt das ganz einfach für eine kluge Maßnahme. Mithilfe eines Freundes, der Literaturagent war, hatte sie einen Vertrag mit einem New Yorker Verlag abgeschlossen, nachdem sie zehn Seiten ihres Manuskripts vorgelegt hatte. Mit diesem Nebenjob, wie sie es nannte, fiel es ihr nicht schwer, die Arbeit bei ihrer Zeitung aufzugeben. Ihr Mann kam aus einer ziemlich wohlhabenden Familie. Liz hätte nicht arbeiten müssen, aber sie tat es gern. Sie glaubte nicht, dass sie es ausgehalten hätte, ihre Arbeit mit einunddreißig Jahren ganz aufzugeben.
    Sie trug eine graue Trainingshose und ein knapp geschnittenes blaues T-Shirt, das kaum ihren Nabel bedeckte. Das T-Shirt brachte Michael immer wieder einmal auf die Palme. Er sah sie sehr gern darin, solange sie im Haus war – aber wenn sie damit auch nur hinausging, um die Zeitung zu holen, warf er ihr schon einen väterlich besorgten Blick zu. Liz beendete gerade einen Absatz, als sie das Klimpern von Dukes Hundemarke hörte. Sie schaute über den Laptop hinweg und sah, dass der beste Freund ihres Mannes zur Tür hinüberstarrte. Als er hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, sprang er kläffend auf die Beine und flitzte zur Tür hinüber.
    Auf der Uhr an der Küchenwand war es 12.32 Uhr. Liz staunte, dass ihr Mann nur um zweiunddreißig Minuten zu spät kam. Er besserte sich allmählich. Während sie noch rasch zählte, wie viele Seiten sie heute geschrieben hatte, lauschte sie den beiden Jungs, die einander überschwänglich ihre Zuneigung zeigten. Wenn Michael ihr nicht auch immer wieder ausgiebig seine Zuneigung bewiesen hätte, wäre sie fast ein wenig eifersüchtig gewesen.
    Einige Augenblicke später kam ihr dreiunddreißig Jahre alter Mann in die Küche; er hatte das Grinsen eines fünfjährigen Jungen auf den Lippen. Michael O’Rourke trat in der

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