Die Entscheidung
Einwände nichts übrig. »Gibt es ein Problem, Max?«, fragte er.
»Ja. Rudin ist das Problem.«
»Wie bitte?«, fragte Brown noch ernster als gewöhnlich.
»Der Abgeordnete Rudin ist ein frustrierter kleiner Mann, dem diese Agency schon immer ein Dorn im Auge war.«
Brown fand diesen persönlichen Kommentar offenbar nicht angebracht, und zwei der anwesenden Abteilungschefs mussten ihre zustimmenden Reaktionen unterdrücken, die ihnen angesichts der freimütigen und treffenden Worte von Salmen auf der Zunge lagen. Irene Kennedy behielt wie immer ihre ausdruckslose Miene bei.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie dem Abgeordneten aus Connecticut etwas mehr Respekt entgegenbringen würden«, stellte Brown fest.
Salmen lachte laut auf. »Der Abgeordnete und ich haben seit Jahren ein Verhältnis, das auf gegenseitigem Hass beruht. Wenn ich jetzt plötzlich anfangen würde, ihn zu respektieren, dann wäre er, glaube ich, richtig enttäuscht.«
Brown zog es vor, nicht auf Salmens Bemerkung einzugehen. Er wandte sich Charles Workman, dem Leiter der Abteilung Intelligence, zu. »Ich will bis fünf Uhr einen Bericht auf meinem Schreibtisch haben, in dem alles steht, was Sie über die Vorfälle in Deutschland haben.« Workman versicherte, dass er sich persönlich darum kümmern würde. Brown wandte sich Salmen zu. »Ist es wahr, dass wir Hagenmüller observiert hatten?«
Salmen zuckte die Achseln. »Diese Information kann ich nur an Personen weitergeben, die sie unbedingt brauchen.«
Browns Gesicht rötete sich angesichts der respektlosen Bemerkung. »Ich brauche diese Information zufällig, und ich erwarte bis fünf Uhr Ihren Bericht auf meinem Schreibtisch.«
Salmen ließ sich nicht einschüchtern. »Ich werde Ihnen keinen Bericht abliefern, solange Direktor Stansfield nicht sagt, dass ich das tun soll.«
»Hören Sie, Max, ich habe Ihnen nichts getan. Ich bin der stellvertretende Direktor und stehe im Moment aufgrund der Umstände sogar an der Spitze der CIA. Wenn ich Ihnen sage, dass ich bis fünf Uhr einen Bericht auf dem Schreibtisch haben will, dann meine ich es auch so.«
Salmen schien ein klein wenig einzulenken. »Jonathan, ich will nicht respektlos sein, aber ich mache meinen Job schon um einiges länger als Sie den Ihren. Einer der Grundsätze dieser Agency lautet, dass bestimmte Informationen nur denen zugänglich gemacht werden sollen, die sie unbedingt brauchen – und sonst niemandem. Wenn Direktor Stansfield mir sagt, dass Sie diese Information bekommen sollen, dann gebe ich sie Ihnen.«
»Max, Direktor Stansfield ist nicht ewig hier, um seine schützende Hand über Sie zu halten. Und wenn er weg ist, wird es mir ein Vergnügen sein, auf Ihre Dienste in Zukunft zu verzichten.«
Salmen erhob sich. »Ja, aber bis dahin, Euer Ehren, können Sie mich mal.« Der Direktor der Operationsabteilung drehte sich um und verließ das Konferenzzimmer mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
In der peinlichen Stille, die auf Salmens Abgang folgte, war es Irene Kennedy, die sich an Brown wandte. »Sir, ich möchte mich für Max entschuldigen. Er steht in letzter Zeit unter großem Stress. Wie Sie wissen, ist er mit Direktor Stansfield seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Der schlechte Gesundheitszustand des Direktors geht ihm sicher nahe.«
»Sie müssen sich nicht für ihn entschuldigen«, sagte Brown. Er schätzte es an Irene Kennedy sehr, dass sie stets die angemessenen Worte fand und darüber hinaus auch in ihrer Arbeit überaus kompetent war. Es tat ihm Leid, dass sie eines der Opfer dieser ganzen unschönen Sache sein würde.
»Ich weiß, Sir, aber Sie dürfen das wirklich nicht persönlich nehmen. Max ist ein wenig schrullig, und er kann außerdem den Abgeordneten Rudin nicht besonders gut leiden.«
»Ja, ich weiß. Ich kann Ihnen versichern, dass es dem Abgeordneten mit Max nicht anders geht.« Brown blickte kurz auf seine Notizen und sagte schließlich: »Ich möchte, dass Sie ganz offen Bericht erstatten, wenn Sie morgen vor den Ausschuss treten. Das Letzte, was wir jetzt wollen, ist, dass Direktor Stansfields Laufbahn mit einem schalen Beigeschmack zu Ende geht.«
Kennedy nickte zustimmend, doch sie ahnte sehr wohl, was Browns wahre Beweggründe waren. Stansfield hatte angedeutet, dass er noch gut sechs Monate, vielleicht auch ein ganzes Jahr vor sich habe. Irene wusste, dass es in Wirklichkeit, wenn er Glück hatte, noch ein Monat war. Browns Sorge galt weniger Stansfields Ruf
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