Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung liegt bei dir!

Die Entscheidung liegt bei dir!

Titel: Die Entscheidung liegt bei dir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
Vom Netzwerk:
zukünftig sein wird. Im Berufsleben lassen sich viele durch das Versprechen auf Beförderung dazu verführen, auf den nächsten Karriereschritt (morgen) zu warten und sich dafür (heute) besonders anzustrengen, sich angepasst zu verhalten oder eine Menge Missliebigkeiten in Kauf zu nehmen. Es kommt in der Erwartung, Karriere zu machen, zum Teil zu jahrelangen Selbstausbeutungen.
    Natürlich kann man bei entsprechendem Anreiz noch »ein Schippchen drauflegen«. Das Problem tritt jedoch massiv bei Dauerbelastungen auf. Denn Dopingmittel wie Prämien, Status, Boni und Beförderung können eine Leistungsreserve verfügbar machen, die unter normalen Umständen durch Erschöpfung geschützt ist. Wenn jemand, etwa um seiner Familie einen angemessenen Lebensstandard zu sichern, so viel arbeitet, dass er kaum noch Zeit hat, sich seiner Familie zu widmen, wenn jemand gar neun Monate pro Jahr auf Geschäftsreisen ist, dann ist das Ergebnis häufig ein belastetes Familienleben. Die Motivierung zielt aber genau auf diese Leistungsreserve. Sie will dazu anreizen, mehr zu geben als die übliche, vertraglich geregelte und insofern auch »familienverträgliche« Leistung.
    Erst angereizt, dann
    ausgereizt.
    |116| Ausgebrannt und abgehalftert steht er nun nicht nur vor dem Trümmerhaufen seiner Karriere, sondern ist auch noch körperlich angeschlagen, bis zur Erschöpfung ausgemolken. Indianer spüren keinen Schmerz? Vielleicht sind sie deshalb beinahe ausgestorben.
    Motivierung durch Belohnungen aller Art produziert fortwährend neue
Abhängigkeit
von diesem System: eine Dynamik, die in die immer gleiche Richtung drängt und die freie Entscheidung aus der Hand zu nehmen scheint. Menschen werden so nahezu mechanisch zu Dauerpatienten am Motivierungstropf. Es besteht kein Zweifel: Die Motivierung macht das Kinderzimmer, den Klassenraum und den Arbeitsplatz zur Drogenszene. Nicht zufällig spricht man von der Motivations-»Spritze«. Im Erziehungsprogramm, das »Belohnen und Bestechen« heißt, werden Bedürfnisse geschaffen, die nur für kurze Zeit, niemals aber in ausreichendem Maße befriedigt werden. Die Wirkung der Droge »Belohnen« ist dabei anregend und dämpfend zugleich, und ihr »Genuss« kann für den Bedürftigen so bedeutsam werden, dass er meint, nicht mehr ohne die durch die Droge stimulierten Gefühle leben zu können. Abhängigkeit ist die Folge.
    Das zeitweilige Absetzen der Droge (bei unerwünschtem Verhalten) führt zu Entzugserscheinungen, zu psychischen Krankheitssymptomen und zur Willkür des Mitteleinsatzes, um sich die Droge wiederzubeschaffen. Ist es dem Abhängigen aus irgendwelchen Gründen unmöglich, sich die Droge auf legalem (Leistungs-)Weg zu verschaffen, resigniert er, wandert in die Demotivation ab oder versucht, sich die Belohnung zu erschleichen. Ein harmloses Beispiel dafür: Wenn Kinder im Wettkampf unfair werden, weil sie unbedingt Erster werden wollen. Ein weniger harmloses Beispiel: Wenn man den Gang |117| des verletzten Arbeitskollegen zum Betriebsarzt zu verhindern sucht, weil sonst die Arbeitssicherheitsprämie entfällt. Ein skandalöses Beispiel: Wenn bei der Verteilung kommunaler Aufträge gewisse »Gefälligkeiten« den Ausschlag geben. Und können Sie noch einem Arzt vertrauen, der Ihnen gerade einen Blutdrucksenker verschrieben hat? Wo Sie doch wissen, dass der Arzt (nebst Gattin) von der Pharmafirma, die dieses Medikament herstellt, letzten Monat nach New York eingeladen wurde – zu einer »Informationsveranstaltung« selbstverständlich?
    Ein erneuter Genuss der Droge beseitigt die Entzugserscheinungen schnell, aber nicht nachhaltig. Da – wie gezeigt – bei konstanter Drogendosis die Wirkung allmählich nachlässt, steigern Drogendealer und Konsument die Dosis – um die
bisherige
Wirkung zu erzielen!
    Es gibt keine harmlosen Drogen. Jeder Drogenkonsum, auch die Verwöhnung durch Belohnungen, ist nichts anderes als Selbstzerstörung. Warum fühlen sich wohl so viele Menschen ausgebrannt und erschöpft? Der Burn-out ist vollständig – ich betone: vollständig! –
un
abhängig davon, was, wie viel oder wie lange wir arbeiten. Er ist ausschließlich ein
Resultat erlebter Fremdbestimmung
. Weil Menschen sich kontrolliert, manipuliert, ohnmächtig und unfrei fühlen. Sogar die oft geschmähte Schulmedizin verortet die höchste Herzinfarktgefährdung bei Menschen, die Autonomieverluste und unzureichende Kontrolle über ihre Lebenssituation beklagen.
    Das Gefühl der Kontrolle

Weitere Kostenlose Bücher