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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Dracas etwas lernen kannst.
    »Doch, sie sind uns in ihren Fähigkeiten der Gedankenbeeinflussung voraus«, beharrte Ivy, aber der Wolf ließ sich nicht beirren.
    Du bist kein Erbe der Lycana. Mervyn ist der Einzige, den sie noch haben. Du bist nur eine Unreine, die sich unter Lügen bei ihnen eingeschlichen hat.
    »Was bezweckst du damit? Willst du mich kränken?«
    Seine Stimme klang nun ganz weich in ihrem Kopf. Nein Ivy-Máire, meine geliebte Schwester. Du weißt, dass ich immer an deiner Seite bin, um dich zu beschützen und Schaden von dir zu wenden. Wenn ich dir nun die grausame Wahrheit so hart vor Augen führe, dann geschieht das einzig und allein, um dich zu retten. Geh fort, Schwester! Verlasse diesen Ort, der für dich zum Verhängnis werden wird, wenn du zu lange zögerst. Nimm Abschied! Es wird Zeit. Sieh dir deine Freunde an. Sie werden reif und erwachsen, du bleibst ein Kind. Es wird immer schwieriger.
    »Es ist nur mein Äußeres! Daran nehmen sie keinen Anstoß.«
    Dein Körper ist zu jung, dein Geist zu alt. Sieh es ein, Ivy, und stell dich den Tatsachen. Und lass deine Liebe los. Franz Leopold und du, ihr könnt nicht zusammenkommen. Er hat sich längst von dir abgewendet und ist im Begriff, sein Herz für immer zu verschenken, das weißt du. Schwindle mir nicht vor, du hättest nicht in den Gedanken und Gefühlen deiner Freunde gelesen.

    »Gib dir keine Mühe. Du wirst mich nicht überzeugen. Ich bleibe hier. Wenn unsere Mutter es für zu gefährlich erachten würde, hätte sie uns nicht hierher geschickt. Ich habe den Auftrag, mit den anderen die Akademie zu besuchen!«
    Auch Tara ist nicht allwissend.
    Ivy antwortete nicht mehr. Sie ließ es zu, dass nun auch sie die Starre übermannte und ihre Gedanken und Gefühle zum Erliegen kamen. Zumindest bis zum Abend, wenn die Sonne im Westen hinter Wien versank. Dann würde sie sich Seymour und seinen Befürchtungen wieder stellen müssen.

    Bereits kurz nach ihrer Abreise aus London begann Latonas Widerstand zu schmelzen. Natürlich verzehrte sie sich noch immer nach Malcolm und nahm es Bram Stoker übel, dass er sich unaufgefordert als ihr Beschützer aufspielte. Bisher hatte er erfolgreich verhindert, dass sie sich auf die Suche nach Malcolm machte. Er meinte, sich einem Vampir in die Arme zu werfen und sich zu seinesgleichen machen zu lassen, sei kein geeignetes Vorhaben für ihre Zukunft. Latona war da anderer Meinung.
    Anderseits kamen ihr manches Mal Zweifel, ob Malcolm sie so sehr liebte und begehrte wie sie ihn. Was wusste sie schon über Vampire und ihre Gefühle? Alles, was ihr Onkel Carmelo über diese Wesen der Finsternis beigebracht hatte, war, wie man sie aufspüren und vernichten konnte. Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee, Bram auf seiner Forschungsreise nach Wien zu begleiten und von diesem ungarischen Professor mehr über Vampire zu erfahren.
    Das Rütteln des Zuges machte Latona schläfrig. Die Lider sanken herab und sie überließ sich ihren wandernden Gedanken. Sie wurden wie ihre Träume von einem Paar blauer Augen beherrscht, die sie begehrlich, ja hypnotisch fixierten. Sie sah Malcolms feines weißes Gesicht mit dem blonden Haar, das ein wenig rötlich schimmerte. Eine Weile gab sich Latona der Erinnerung an seine Umarmung und seinen Kuss hin. Dann grübelte sie wieder über ihre Reise nach. So zwischen Wachen und Traum fühlte es sich an,
als wäre ihr Onkel noch am Leben. Sie waren wieder auf Reisen, um eine neue Stadt kennenzulernen. Sich auf ein neues Abenteuer einzulassen. Langweilig war es an seiner Seite nie gewesen.
    Als Carmelo sie nach dem Tod ihrer Eltern aus dem Internat befreit hatte, waren aufregende Zeiten für sie angebrochen, oft gefährlich, manches Mal voller Entbehrungen, aber nie langweilig. Nun war er tot. Wie nicht anders zu erwarten, war er auf seiner Jagd nach Vampiren im Kampf gefallen und sie stand alleine auf der Welt.
    Was wäre geschehen, hätte sich Bram Stoker nicht so selbstlos ihrer angenommen? Das Erbe, das ihre Eltern und Carmelo hinterlassen hatten, war nicht so groß, als dass sie bequem davon hätte leben können. Sie sah sich mit Entsetzen im grauen Gewand einer Gouvernante, die sich mit den Launen irgendwelcher verzogener Gören rumschlagen musste, stets auf der Hut, bei der Herrschaft nicht in Ungnade zu fallen und gar ihre Stelle ohne Zeugnis zu verlieren. Nein, sie musste Bram Stoker dankbar sein, dass er sie vor diesem Los bewahrte. Zumindest im Moment. Latona öffnete

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