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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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nach.«
    Es war ganz sicher nicht Alisas Art, einer Unterrichtsstunde fernzubleiben, doch nun erhob sie sich brüsk und stürmte mit rauschenden Röcken hinaus. Franz Leopold folgte ihr. In ihrer Wut achtete sie nicht darauf, welche Tür sie nahm, und stand unvermittelt zwischen den ranghöchsten Dracas im Gelben Salon. Die Empörung, die ihr entgegenschlug, manifestierte sich in einem
Schmerz, der ihren Kopf auseinanderzutreiben schien. Fassungslos starrte sie in die feindseligen Gesichter. Sie konnte ein klägliches Stöhnen nicht unterdrücken. Baronesse Antonia erhob sich langsam von ihrem Polstersessel, ohne Alisa aus ihrem Blick zu entlassen, der einer Schlange zur Ehre gereicht hätte.
    »Ich dachte, wir hätten euch bei unserer Begrüßungsansprache klargemacht, dass ihr hier im Gelben Salon nichts zu suchen habt? Ausgerechnet dich hier zu sehen, wundert mich nicht. Du gerätst ganz nach eurer Dame Elina, der Traditionen und gesellschaftliche Regeln gleichgültig sind und die stets ihren Dickkopf durchsetzen will …«
    Franz Leopold entschied, die Baronesse gar nicht erst richtig in Fahrt kommen zu lassen. Rasch trat er vor und zog Alisas Hand in seine Armbeuge.
    »Verzeiht Baronesse Antonia, wir müssen leider gehen. Die Pflicht ruft.«
    Er schenkte der Schwester seines Clanführers ein knappes Kopfnicken und zerrte Alisa in den Wintergarten hinüber. Alisa registrierte noch, wie die Baronesse mitten im Wort abbrach und sie fassungslos anstarrte, dann schlug die Tür hinter ihr ins Schloss.
    »Was sollte das denn?«, fragte sie, zwischen Verwirrung und Ärger schwankend. Verstohlen rieb sie sich den noch immer schmerzenden Kopf. Die geistigen Kräfte der Dracas waren unheimlich.
    »Ich habe dich vor einer Standpauke bewahrt. Baronesse Antonia kann recht unangenehm werden, wenn sie sich in etwas reinsteigert.«
    »Du meinst, ich sollte dir dankbar sein?«
    Franz Leopold nickte hoheitsvoll. »Allerdings, das solltest du.« Mit dem nachlassenden Schmerz in ihrem Kopf verflogen auch Ärger und Verwirrung. Alisa gluckste. »Also dann, sei meines Dankes versichert, obwohl ich mich frage, was für Sanktionen ein so scheußliches Verbrechen nach sich gezogen hätte. Einen Salon der Familie betreten? Nein, wie fürchterlich. Und das auch noch als Vamalia! Hätten sie mich zur Strafe in einem ihrer Verliese in den Kasematten angekettet und ausgepeitscht?«
    Franz Leopold versuchte sich an seinem hochmütigen Blick,
konnte aber ein Zwinkern nicht unterdrücken. »Wo denkst du hin? Wir sind doch keine Barbaren wie die Nosferas oder die Pyras.«
    »Was bedeutet, dass es bei euch nur geistige oder geistreiche Folter gibt?«, wollte Alisa wissen.
    »Hm, so ähnlich. Wie geht es deinem Kopf?«
    »Danke, wieder ganz gut«, gab Alisa überrascht zurück. Seit wann interessierte sich Leo für das Befinden anderer?
    »Und was machen wir jetzt? Hast du Lust, noch ein wenig durch Wien zu spazieren?«
    Alisa sah ihn misstrauisch an, ob er sich einen Scherz mit ihr erlaubte, doch offensichtlich meinte er den Vorschlag ernst.
    »Au ja! Wohin gehen wir? Kann ich den Dom sehen?«
    Franz Leopold verbeugte sich. »Dein Wunsch ist mir Befehl. Beginnen wir im Herzen der Stadt beim Stephansdom. Interessieren dich mehr die lebenden Wiener oder die toten? Wenn du möchtest, können wir in die Grüfte unter dem Kirchplatz steigen. Dort gibt es noch Verbindungen zu den Katakomben und den Pestgruben vergangener Jahrhunderte. Nicht nur die Pyras in Paris können mit Skelettbergen aufwarten!«
    Alisa lachte. »Ja, das klingt gut. Und dann zu den noch lebenden Wienern. Ich will die wichtigsten Plätze und Gassen sehen und spannende Geschichten darüber hören.«
    Alisa hakte sich bei Franz Leopold unter und ließ sich durch den Wintergarten in das Vorzimmer und dann die Prachttreppe hinunter auf die Seilerstätte hinausführen.
    »Ihr geht noch aus, Herr?« Matthias stellte sich ihnen in den Weg. Sein Tonfall war durchaus ehrerbietig, doch seine Körperhaltung zeigte Entschlossenheit. Und der ehemalige Droschkenkutscher war durchaus von imposantem Körperbau.
    »Ja, wir gehen noch aus«, entgegnete Franz Leopold. »Und wir bedürfen deiner Hilfe nicht. Ich bin durchaus in der Lage, mich in der Stadt zurechtzufinden. Du kannst wieder ins Haus zurückgehen.«
    »Das mag schon sein. Ich fürchte auch nicht, dass Ihr Euch in Wien verlauft und den Rückweg zum Palais nicht mehr findet.«
    »Was fürchtest du dann?«

    Der Diener hob seine massigen

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