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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Schultern. »Ich weiß nicht recht. Etwas geht hier vor sich, das mir nicht gefällt. Ich habe so eine Ahnung.«
    Franz Leopold wischte die Bedenken leichtfertig beiseite. »Seit wann ist es Fiakern gegeben, in die Zukunft zu schauen? Geh aus dem Weg!«
    Matthias trat mit sichtlichem Unwillen beiseite. »Und was ist mit den Raben?«, hörte Alisa ihn murmeln. »Ich habe noch nie erlebt, dass sie sich so seltsam verhalten.«
    Franz Leopold ging nicht darauf ein. Er führte Alisa am Franziskanerkloster vorbei die Weihburggasse hinunter. Beiden war bewusst, dass sich Matthias über die Anweisungen, die der Dracas ihm gegeben hatte, hinwegsetzte und ihnen in einigem Abstand folgte.

DÜSTERE AHNUNGEN
    Seymour, was ist mit dir? Du zürnst mir doch nicht etwa, dass ich ohne dich der Vorstellung im Burgtheater beigewohnt habe?
    Ivy lag in ihrem Bett auf dem Rücken, die Hände vor der Brust gefaltet, die Augen geschlossen. Es irritierte sie immer noch ein wenig, hier auf einer weichen Matratze und unter einer Daunendecke zu liegen, deren Wärme sie nicht brauchte, statt in ihrem einfachen Sarg. Nicht dass sie sich fürchtete, von Sonnenlicht getroffen zu werden und untertags während ihrer Todesstarre Schaden zu erleiden. Sie hatte sich die Lage der Fenster und den Bau der gegenüberliegenden Gebäude genau angesehen. Selbst wenn jemand während des Tages die undurchlässigen Vorhänge beseitigen würde, konnte keines der Betten, in dem ein Vampir ruhte, von einem Sonnenstrahl getroffen werden. Die Dracas waren weder leichtsinnig noch dumm. Viele hatten gar ihre Lager in den zahlreichen Boudoirs des Hauses aufgeschlagen, die nicht an eine Außenwand
grenzten und daher keine Fenster aufwiesen. Ivy konzentrierte sich auf Alisas Schwingungen. Sie regte sich nicht mehr. Ihr Atem stockte. Die todesähnliche Starre hatte Besitz von ihr ergriffen. Selbst ihre Gedankenströme waren erlahmt. In diesem Zustand konnte ein Vampir nicht einmal träumen. Er konnte bei Gefahr nicht aufschrecken und sich nicht verteidigen. In diesen Stunden bis zum Sonnenuntergang war jeder Vampir völlig wehrlos.
    Seymour?
    Der Werwolf ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Nein, ich zürne dir nicht. Auch wenn ich es nicht gutheißen kann, dass du alleine unterwegs bist. Wie soll ich dich beschützen, Schwester, wenn ich nicht in deiner Nähe bin?
    »Ach Seymour, ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich stecke nur in einem solchen Körper - das müsstest du eigentlich wissen. Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen. Unterschätze meine Kräfte nicht. Sie hatten einhundert Jahre Zeit zu wachsen.«
    Ich weiß durchaus, wozu du fähig bist, Schwesterchen, doch ich wittere etwas, was mir nicht gefällt und mir die Ruhe raubt.
    »Ja, die Raben. Sie sind mir nicht entgangen.«
    Ich spreche nicht von ein paar schwarzen Vögeln! Ein düsterer Schatten senkt sich über Wien. Mit jeder Stunde kommt er näher. Spürst du es nicht?
    Ivy schwieg eine Weile und horchte in sich hinein. Da war etwas Dunkles, Bedrohliches, das sie nicht zu fassen wusste … Das konnte nur eines bedeuten. War ihr das bisher wirklich entgangen oder hatte sie es nur nicht wahrhaben wollen?
    »Der Schatten«, flüsterte sie. Sie konzentrierte sich und versuchte ihn zu erspüren. »Er ist nicht in der Nähe. Nicht in Wien, da bin ich mir sicher.«
    Vielleicht spüren wir seine begehrlichen Gedanken, die er aus der Ferne auf dich richtet.
    Ivy umfasste den steinernen Armreif aus grünem Connemaramarmor, den sie noch immer um ihr Handgelenk trug.
    Seine Kraft ist am Schwinden. Er ist beinahe erloschen.
    Ivy seufzte. »Ja, der Stein kann mich nicht mehr schützen. Wir sind ganz auf uns gestellt.« Wieder schwieg sie eine Weile und
spürte den unheimlichen Schwingungen nach, die sie jetzt deutlich empfing.
    »Seymour, es ist, wie du sagtest. Der Schatten senkt sich über uns herab. Selbst wenn er jetzt noch weit entfernt ist, so ist sein Sinn bereits auf Wien gerichtet. Er kommt! Und wir müssen uns bereit machen, ihm zu begegnen.«
    Müssen wir das wirklich? Vielleicht ist es Zeit, Abschied zu nehmen und dorthin zurückzukehren, wohin wir beide gehören. In Irland bist du geschützt. Unsere Mutter Tara würde es nicht zulassen, dass der Schatten Hand an dich legt.
    »Das Akademiejahr hat gerade erst angefangen. Mein Platz ist hier bei den anderen Erben!«
    Der Werwolf knurrte. Das ist nicht wahr und das weißt du auch. Du gehörst nicht zu den Erben und du bist auch nicht hier, weil du von den

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