Die Erben der Nacht 04 Dracas
Truppen das Dach der Hofbibliothek und setzte sie in Brand. Der Augustinertrakt brannte ab und darin fand auch Soliman eine verspätete Feuerbestattung.«
Alisa lachte, doch schon bald kehrte ihr Unmut zurück.
»Willst du, dass ich es dir ermögliche, an Dame Elina zu telegrafieren, um dich ordentlich über die Dracas beschweren zu können?«
Alisa stöhnte. »Vor dir kann man einfach nichts geheimhalten.«
»Ja, das ist richtig«, bestätigte Franz Leopold nicht ohne Stolz.
»Du würdest es zulassen, dass ich das tue?«, wunderte sie sich.
»Gern sehe ich es nicht …«
»Aber du verstehst meine Gründe? Wir sind nicht hier, um zu lernen, wie man den Degen führt oder Walzer tanzt. Wir sollen von euren einzigartigen geistigen Fähigkeiten lernen und genau die enthält man uns vor.« Alisa blieb stehen und funkelte ihn an. »Das ist gegen die Abmachung!«
Franz Leopold hielt ihrem Blick stand. »Ja, das sehe ich auch so, dennoch liegt es nicht in meiner Macht, den Baron oder die Baronesse umzustimmen. Allerdings könnte man die Sache auf andere
Weise regeln«, fügte er nachdenklich hinzu. »Wenn ihr es über euch bringen könntet, euch mir - einem überheblichen Dracas - anzuvertrauen.«
Alisa legte die Stirn in Falten. »Wie meinst du das?«
»Ich bin durchaus fähig, euch die Grundlagen beizubringen.«
Alisa starrte ihn einige Augenblicke sprachlos an. »Du willst uns unterrichten?«
»Ja, traust du mir das nicht zu?«, erwiderte Franz Leopold ein wenig steif.
Ein Lächeln begann sich über Alisas Gesicht auszubreiten. »Das ist es nicht. Ich hätte nur nicht für möglich gehalten, dass du - na, egal. Was laufen wir hier noch unnütz in der Gegend herum?« Sie packte ihn beim Arm. »Los, lass uns zurückgehen und gleich anfangen.«
Über so viel Eifer musste Franz Leopold lachen, ließ sich aber bereitwillig in Richtung Coburger Palais dirigieren.
»Hast du dir schon überlegt, wie du es anstellen willst, ohne dass der Baron Wind davon bekommt? Ich meine, er hat sicher etwas dagegen einzuwenden, sonst würde er uns ja einen seiner Vertrauten als Professor zur Verfügung stellen.«
»Ich habe nicht vor, die ganze Sippschaft zur unterrichten«, entgegnete Franz Leopold. »Ich dachte nur an uns vier, das heißt eigentlich an dich und Luciano. Ivy muss ich in der Hinsicht ja nichts mehr beibringen.«
Alisa nickte. Sie überlegte, ob sie ihn bitten sollte, auch Tammo in die Runde mit aufzunehmen, entschied sich dann aber dagegen. Ihr Bruder war nicht gerade ein eifriger Schüler. Und selbst wenn er sich ihnen anschließen wollte, würde er sicher Joanne und Fernand mitschleppen. Ob das gut gehen konnte? Der Dracas und die Pyras?
Zweifelnd sah Alisa Franz Leopold von der Seite an. Nein, vielleicht war es wirklich besser, wenn sie es zuerst in kleinem Kreis versuchten. Später konnte man die Sache immer noch ausweiten. Das Akademiejahr war noch lang.
Als sie am Palais Coburg anlangten, war der Deutschunterricht bereits beendet. Sie fanden Ivy mit einer Zeitung in der Hand im kleinen Salon unter dem Dach, wo sie sich mühte, den Inhalt des Artikels zu verstehen. Alisa stürmte auf sie zu.
»Wo ist Luciano?«
Ivy hob die Schultern. »Wenn ich das nur wüsste.«
»Er kann ja nicht weit sein«, meinte Alisa zuversichtlich. »Kann nicht Seymour ihn suchen? Er ist dabei sicher schneller.« Sie sah den Wolf bittend an. »Sag nun nicht, dass dies unter deiner Würde ist. Es geht wirklich um etwas Wichtiges!« Doch der Wolf rührte sich nicht vom Fleck.
»Wie kann man nur so stur sein«, murrte Alisa.
Ivy nahm ihn wieder mal in Schutz. »Er ist nicht stur. Er weiß nur nicht, wo er Luciano suchen sollte.«
»Na, das kann doch nicht so schwer sein«, entrüstete sich Alisa. »Er braucht nur die frische Spur aufnehmen, die vom Blauen Salon wegführt. So etwas kann selbst ein junger Vampir!«
»Dort gibt es aber keine frische Spur«, gab Ivy widerstrebend zu.
»Ich habe es geahnt«, stöhnte Franz Leopold, während Alisa sie verwundert anstarrte.
»Was willst du damit sagen?«
»Dass Luciano den Unterricht geschwänzt hat«, antwortete der Dracas an ihrer statt.
»Ja, und das nicht zum ersten Mal«, gab Ivy bedrückt zu. »Ich fürchte, das wird nicht mehr lange gut gehen. Der Altehrwürdige Guntram hat zwar nichts dazu gesagt, aber bemerkt hat er sein Fehlen sehr wohl und ich vermute, dass er den Baron oder die Baronesse darauf ansprechen wird.«
Die drei sahen einander an. Das konnte sehr
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