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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die Boote den überfluteten Anleger vor dem Tor erreicht und die Männer platschten durch das Wasser, ihre Karabiner im Anschlag. Säbel glänzten an ihrer linken Seite. Es musste sich um eine Spezialtruppe handeln, die der zuständige Commissario für diesen Einsatz angefordert hatte. Der Mann an der Spitze, der keine Uniform trug, öffnete das Tor mit einem Schlüssel und winkte seiner Truppe, die unter den Bögen der Arkade im Palastinnern verschwand. Die Männer, die von der Piazza gekommen waren, zogen sich dagegen unter die Arkade der Bibliothek zurück, wo Clarissa sie nicht mehr sehen konnte. Doch sie zweifelte nicht daran, dass sie ihre Waffen im Anschlag hatten und den Dogenpalast nicht aus den Augen ließen.
    Clarissa unterdrückte einen Seufzer. Was sollte sie tun? Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, dass diese Nacht für ihre Freunde und für ihren Liebsten gut ausging.
    ***
    Die Erben und Nicoletta sahen Alisa aufmerksam an.
    »Erzähl, was hast du für eine Idee«, bat Hindrik. »Rasch!«
    Doch gerade als Alisa den Mund öffnete, vernahmen sie ein Geräusch. Die Erben sahen sich um und legten dann die Köpfe in den Nacken. Es kam von oben! Er klang nicht nach menschlichen Schritten, eher so, als würden Möwen über das Bleidach spazieren, doch die Erfahrung mit den Larvalesti hatte sie gelehrt, ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht zu unterschätzen. Sie sahen Nicoletta an, die nickte.
    »Die Oscuri kommen«, hauchte sie.
    »Und es sind ziemlich viele«, bestätigte Anna Christina, deren Miene ungewöhnlich konzentriert wirkte. »Ich würde sagen um die zehn.« Sie sah zu Nicoletta. Die nickte.
    »Das könnte stimmen. Wenn alle dabei sind, mein Vater, seine drei Brüder und die Cousins, dann sind es zwölf  – nein elf«, korrigierte sie, als ihr der Tod ihres Cousins Cassio wieder einfiel. »Und vielleicht ist Enrico mit seiner verletzten Schulter nicht mit dabei.«
    Für einen Moment wirkte sie verstört, doch dann straffte sie den Rücken und konzentrierte sich.
    »Sie werden hier irgendwo hereinkommen. Durch ein Dachfenster oder  … «
    » …  eine Lücke im Dach, die sie selbst vorbereitet haben«, ergänzte Leo, als es irgendwo über ihren Köpfen leise scharrte.
    »Sie nehmen eine der Bleiplatten ab«, kommentierte er das Geräusch.
    »Schnell, weg!«, drängte Alisa. Sie sah sich hektisch um.
    »Wir können uns in den Zellen dort hinten verstecken«, schlug Nicoletta vor und lief schon voran. Die Erben folgten ihr. Alisa wartete auf Tammo, der voller Spannung den Kopf in den Nacken gelegt hatte und das Geräusch zu lokalisieren versuchte. Sein Finger schoss nach vorn.
    »Da! Siehst du das?«
    Alisa nickte. Es fiel bereits ein schwacher Lichtschein auf den Dachboden. Es scharrte noch einmal. Dann erschienen ein Paar Beine in schwarzen Hosen in der Öffnung.
    Alisa packte Tammos Arm und zog ihren Bruder zu der Zelle, in der die anderen bereits warteten. Sie schoben die Gittertür bis auf einen Spalt zu und beobachteten mit angehaltenem Atem die Öffnung im Dach.
    Ein Schemen nach dem anderen schlüpfte nahezu lautlos durch das Loch und ließ sich auf die Holzbohlen fallen. Die Vampire ahnten, wie die Oscuri den Boden überquerten und auf die Tür am Ende einer Biegung zustrebten. Die Vampire und Nicoletta warteten, bis sie sich hinter ihnen geschlossen hatte, dann folgten sie den Oscuri genauso leise nach.
    Es war nicht schwer zu erraten, was ihr Ziel sein würde. Die Ausstellung zog sich im Molo- und Rioflügel über die verschiedenen Säle, in denen die Gremien der Republik getagt hatten und die  – im Gegensatz zu den so einfach gehaltenen Arbeitskammern im Flügel zur Piazetta hin  – mit Deckengemälden und kunstvollen Wänden und Böden in ihrer Pracht miteinander wetteiferten. Die wertvollsten liturgischen Gerätschaften der Ausstellung waren jedoch in der Halle des großen Rats ausgestellt, der nahezu den gesamten Flügel zur Mole hin einnahm.
    Vorsichtig durchquerten die Vampire den Senatssaal und den kleineren Sala del Collegio. Das riesige Bild der Seeschlacht gegen die Türken bei Lepanto hinter dem Thron des Dogen wirkte im schwachen Licht beunruhigend lebendig.
    Aufmerksam gingen die Vampire weiter. Sie schlichen die Treppe hinunter und durch die dunklen Räume, bis sie die Tür zum großen Ratssaal erreichten, die nur angelehnt war. Vorsichtig lugten sie hinein.
    Die schwarz verhüllten Gestalten huschten zwischen den mit Samttüchern

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