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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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rechnen, dass sie uns gleich nachgelaufen kommen.«
    »Hm«, meinte Ivy nur, doch ehe sie darüber nachdenken konnte, was sie daran störte, lenkte Alisas Frage an Anna Christina sie ab. »Wohin gehen wir eigentlich?«
    »Die teuersten und damit auch die besten Geschäfte finden wir in der Rue Faubourg St. Honoré oder auch in der Avenue Montaigne. Aber ich denke, wir fangen mit Ersterer an, das ist näher.« Zielstrebig führte die Dracas sie über die Seinebrücke und dann im Untergrund direkt zu ihrem Ziel. Wieder staunten die Vampirinnen, dass Anna Christina sich so gut auskannte und mit der Orientierung und den Himmelsrichtungen der Gänge keinerlei Schwierigkeiten hatte. Durch einen Kanaldeckel in der Rue Faubourg St. Honoré verließen sie die Unterwelt. Zum Glück trug Anna Christina keines ihrer Reifrockungetüme, sonst wäre sie stecken geblieben. Sie gönnte ihrem schmutzig-nassen Rocksaum nur einen kurzen, ärgerlichen Blick, dann strebte sie auf ein prächtiges Gebäude mit einem einladenden Schaufenster zu.
    »Hier sind wir richtig«, sagte sie zufrieden und zeigte auf die Auslage. »Das ist genau mein Geschmack!«
    Alisa drängte sich zum Schaufenster vor. »Das ist ja unglaublich. Ich habe noch nie so ein Kleid gesehen.«
    »Das glaube ich gern!« Anna Christina sah sie abschätzig an. »Und du meinst, du schaffst es, damit in die Oper zu gehen, ohne über den Rocksaum zu stolpern?«
    »Jetzt hör aber auf! Sie ist modisch nicht auf dem Laufenden, aber
kein tollpatschiger Mensch«, verteidigte Franz Leopold die Vamalia. Alisa sah ihn erstaunt an.
    »Willst du nicht die Tür öffnen?«, unterbrach Luciano.
    »Wenn es nicht geht, kann ich mich auch in eine Fledermaus wandeln«, bot Ivy an. »Dort oben ist ein Fenster einen Spalt breit geöffnet.«
    Doch das war nicht notwendig. Alisa hatte das Schloss innerhalb weniger Augenblicke mit ihrem Dietrich geöffnet. Neugierig betraten die Vampire die Verkaufsräume. Sie waren prächtig eingerichtet mit plüschig bequemen Sesseln und Fußbänken, nur die vielen hohen Spiegel, die nichts von den Eindringlingen zeigten, waren ihnen unangenehm. So zogen sie sich in die hinteren Räume zurück, wo sie eine Fülle von noch mehr Kleidern, Taschen, Schuhen, Fächern, aber auch Anzügen und Fräcken erwartete. Alisas Blick fiel auf ein Kleid in verschiedenen Blautönen, das nicht ganz so üppig mit Rüschen und Schleifen dekoriert war wie das Wunderwerk im Schaufenster. Ivy entschied sich für ein ebenfalls etwas schlichteres Modell aus weißer Seide, dessen langer Unterrock und Ärmel wundervolle Silberstickereien aufwiesen. Auch Luciano hatte keine Schwierigkeiten, etwas zu finden, wobei sein erster Griff zu senfgelben Hosen, einer gestreiften Weste und einer kräftig roten Jacke mit langen Schößen Franz Leopold wie unter Schmerzen aufstöhnen ließ.
    »Das kannst du meinen Augen nicht antun!«, rief er.
    Luciano sah an sich hinunter und dann verständnislos zu dem Dracas. »Meinst du wirklich, das ist zu auffällig?«
    »Ja, das denke ich. Wenn du meinen Rat hören willst, dann bleibe bei Schwarz, klassisch elegantem Schwarz.« Er reichte ihm einen Frack.
    »Wenn du meinst«, gab Luciano ein wenig enttäuscht nach. »Ich finde das hier aber eleganter.« Alisa kicherte hinter vorgehaltener Hand, während Luciano sich dem Rat des Dracas beugte. Allerdings ließ es sich der Nosferas nicht nehmen, die anderen Kleidungsstücke ebenfalls einzupacken.
    Anna Christina dagegen war nicht leicht zufriedenzustellen. Sie probierte verschiedene Kleider an, hatte aber an allen etwas auszusetzen.
Das eine zu kurz, das andere zu eng, beim nächsten die Schleifen zu klein, die Schleppe zu kurz, der Ausschnitt zu tief.
    Franz Leopold hatte bald genug. »Dann lass es doch. Wozu brauchst du ein Kleid? Du kommst doch eh nicht mit in die Oper.«
    Anna Christina nahm das achte Kleid vom Bügel. »Nein? Rede keinen Blödsinn. Natürlich komme ich mit. Ich habe schon einen Höhlenkoller und will endlich wieder einmal kultivierte Wesen um mich haben - selbst wenn es nur Menschen sind.«
    Alisa war deutlich anzusehen, dass sie von dieser Wendung nicht begeistert war, und auch Luciano verdrehte die Augen.
    Schließlich entschied sich Anna Christina für vier Kleider mit unterschiedlichen Verzierungen und Schleppen, zwei Fächer, drei Hüte und natürlich passende Schuhe, ein Ridikül und diverse andere Dinge, die eine Dame unbedingt bei sich haben musste.
    »Glaube ja nicht, dass ich dir den

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