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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ganzen Kram bis zum Val de Grâce trage«, murrte Franz Leopold. Überraschenderweise bot Luciano an, ihr beim Transport der sperrigen Bündel behilflich zu sein.
    »Pass aber auf, dass du das eine Ende nicht ins Wasser hängen lässt«, fuhr sie ihn an.
    Sie machten sich auf den Rückweg. Inzwischen war es so spät, dass an einen Besuch bei Erik nicht mehr zu denken war. Ivy war darüber fast ein wenig froh. Was hätte er dazu gesagt, dass sie Anna Christina mitbrachten? Sie war nicht gerade für ihr Taktgefühl bekannt, und Ivy ahnte, dass es Dinge gab, die Erik nicht ertragen konnte. Wenn Anna Christina allerdings vorhatte, sie in die Oper zu begleiten, dann war die Begegnung nur aufgeschoben. Ivy bekam ein mulmiges Gefühl. Hoffentlich kam es bei der Aufführung von Aida nicht zu einem Eklat. Sie überlegte gerade, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, das zu verhindern, als sie entdeckte, dass Alisa nicht nur ihr Kleid unter dem Arm trug.
    »Was ist das andere?«
    Alisa schien ein wenig verlegen. »Ein Frack.«
    »Ein Frack? Überlegst du dir, im Frack in die Oper zu gehen?« Ivy kannte Alisas Vorliebe für die bequemeren Männerkleider, doch ob das das Richtige für diesen Anlass war?

    »Natürlich nicht!«, wehrte sie ab. »Der ist für Malcolm.«
    Ivy sagte erst einmal nichts, und so fuhr Alisa hastig fort: »Wenn Anna Christina sich uns anschließt, dann kann auch keiner was sagen, wenn ich Malcolm einlade. Er wird sich sicher freuen. Ich denke, so eine Aufführung hat er auch noch nicht erlebt, und außerdem ist das Opernhaus wirklich sehenswert und …« Sie brach ab. Anscheinend fielen ihr keine weiteren Argumente ein.
    »… und außerdem möchtest du ihn gerne dabeihaben«, ergänzte Ivy. »Ist das nicht Grund genug?«
    »Wenn du es so siehst«, meinte Alisa mit Erleichterung in der Stimme, blickte aber zu Boden.

    Am nächsten Abend hielt Sébastien halbherzig ein paar Übungen mit ihnen ab, aber er war nicht bei der Sache. Sie erhielten weder Lob noch Tadel, egal wie sie sich anstellten.
    »Wie sollen wir vorankommen, wenn wir weder Anleitung noch Kritik bekommen?« Alisa war erbost.
    »Ich kann gerne ein wenig auf deinen Schwächen herumreiten«, bot Franz Leopold an.
    »Ich verzichte!«, zischte die Vamalia.
    Er zuckte mit gespieltem Entsetzen zurück. »Hu, da ist aber heute jemand schlecht gelaunt und vielleicht sogar gefährlich?«
    »Lass sie in Ruhe«, wies ihn Ivy zurecht.
    Franz Leopold fuhr zu ihr herum. »Das hört sich auch sehr griesgrämig an. Was ist denn mit euch los?«
    Ivy kehrte zu ihrem gewohnten Gleichmut zurück. »Entschuldige, ich wollte dich nicht anfahren. Ich bedaure es nur ebenfalls, dass unser Unterricht nur noch, wie soll ich sagen, rudimentär abgehalten wird. Wir wollen noch so viel lernen.«
    »Von den Pyras?« Franz Leopold kräuselte die Lippe. »Ich gebe ja zu, dass die Sache mit den Ratten nicht schlecht und mich die Gabe, den eigenen Standort zu erspüren und jede Richtungsabweichung zu erkennen, erstaunt hat, aber mehr erwarte ich wirklich nicht.«
    »Ich glaube, dass es durchaus noch überraschende Fähigkeiten zu
entdecken gibt«, widersprach Ivy. »Und außerdem haben die meisten von uns noch viel Training nötig. Sie brauchen noch zu viel ihrer Konzentration für die Führung der Tiere und blockieren damit ihren Geist für andere Dinge.«
    Die Freunde erledigten schweigend ihre Aufgaben und trafen sich anschließend wieder in der großen Halle, wo sich auch einige der Altehrwürdigen aufhielten. Natürlich ließen die Kräfte der Vampire im Alter nach, doch das Bild, das sie boten, war erschreckend. Sie saßen nur teilnahmslos herum, den Blick trübe in die Ferne gerichtet, oder tappten wie Greise umher, verwirrt und ohne Ziel.
    »Ist es nicht ein Bild des Jammers?«, sagte Luciano mit Abscheu in der Stimme.
    »Wobei ich sagen muss, ich finde, auch einige jüngere Pyras sehen heute nicht gut aus«, meinte Alisa nachdenklich.
    »Nicht gut?«, spottete Luciano. »Du meinst, noch schlimmer, als sie so schon aussehen?«
    »Ich meine, dass sie irgendwie erschöpft wirken.«
    »Hindrik und Matthias aber auch«, mischte sich Ivy ein, die bisher geschwiegen hatte, ihre Finger nachdenklich in Seymours Fell vergraben. »Und sieh dir eure drei Schatten an, Luciano!«
    »Ich habe keinen Schatten mehr«, wehrte der Nosferas ab.
    »Paris scheint durch und durch verdorben zu sein, bis ins Blut«, meinte Franz Leopold.
    »Wie kann das sein?«, widersprach Alisa. »Sébastien

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