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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Zeit zunehmend seine Pflichten. Seine Abwesenheit heute setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich denke, es ist an der Zeit, ihn daran zu erinnern, was er mir als mein Schatten schuldig ist.«
    Sie querten die Höhle und stiegen dann die gewundene Treppe hinunter, die über einen weiteren kurzen Gang in die Kaverne führte, in der die Särge der fremden Servienten standen. Alisa blieb unter dem Eingang stehen und ließ den Blick schweifen, dann stürzte sie auf Hindrik zu.
    Der Servient der Vamalia saß in seinem offenen Sarg, den Kopf in beide Hände gestützt. Sein blondes Haar wirkte stumpf und ungepflegt. Neben ihm stand Matthias und sah mit besorgter Miene auf ihn herab.
    »Hindrik, was ist mit dir?«, rief Alisa und ließ sich neben seinem Sarg auf die Knie fallen.
    Ganz langsam wandte er den Kopf. »Alisa? Ich kann es dir nicht sagen. Der Nebel ist so dicht und das Wasser rauscht so laut.«
    »Wasser? Hindrik, hier ist weder Wasser noch Nebel!« Sie schüttelte seinen Arm.
    Hindrik ging nicht darauf ein. »Dame Elina wird von mir enttäuscht sein«, sagte er träge. Franz Leopold nickte zustimmend, Ivy brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen, ehe er seine Gedanken aussprechen konnte.
    »Sie kann sich nicht mehr auf mich verlassen«, fuhr Hindrik fort. Seine Hand tastete nach Alisas Fingern. »Sie wird im nächsten Jahr einen anderen mit euch mitschicken müssen.« Er schien angestrengt nachzudenken und fügte dann leise hinzu. »Schade.«
    »Rede keinen solchen Unsinn!«, rief Alisa aus und griff nach seinem Arm. »Komm hoch! Matthias, hilf mir. Wir tragen seinen Sarg in die große Halle. Dort kannst du ihn neben meinen stellen. Hindrik, nun komm! Das wird schon wieder. Du hast dich so viele Jahre um
uns gekümmert. Jetzt kümmere ich mich um dich.« Sie schleuderte Franz Leopold einen wütenden Blick zu, als sich dessen Augenbrauen nach oben bewegten.
    Alisa und Ivy stützten den schwankenden Hindrik, während M atthias seinen Sarg hinter ihnen hertrug. Zweimal stolperte er auf der Treppe und handelte sich von Franz Leopold eine scharfe Rüge ein.
    »Wie liebevoll«, spottete der Dracas, als Alisa dem Servienten wieder in seinen Sarg half und ihn bequem zwischen einige Kissen bettete. Sie ignorierte seinen Spott und eilte stattdessen davon, Hindrik eine Ration Tierblut zu besorgen.
    »Du musst auf Tammo aufpassen«, ächzte er zwischen den Schlucken, die ihm sichtlich schwerfielen.
    »Mit ihm ist alles in Ordnung«, beschwichtigte ihn Alisa und warf Ivy einen Blick zu. Sie verriet Hindrik lieber nicht, dass ihr Bruder sich mit Fernand davongemacht hatte und irgendwo auf der Suche nach einem neuen, spannenden Spiel die Gänge durchstreifte.
    Die Pyras sammelten sich in der großen Halle. Anscheinend hatte Seigneur Lucien sie zusammenrufen lassen. Auch die Erben und einige ihrer Servienten näherten sich neugierig, um zu hören, was er zu sagen hatte.
    Die erste Nachricht war für die Freunde keine Neuigkeit mehr. Fünf weitere Altehrwürdige waren ausgelöscht, was unter denen, die es noch nicht wussten, aufgeregtes Getuschel auslöste. Seigneur Lucien befahl, die Überreste zu den anderen zu schaffen. Doch das war noch nicht alles. Inzwischen konnte sich keiner mehr der Illusion hingeben, der schreckliche Verfall würde nur ein paar wenige Altehrwürdige betreffen, die dumm genug gewesen waren, sich an ungesundem Blut zu vergreifen. Die Veränderung betraf alle Altehrwürdigen und noch immer konnte sich keiner der Pyras auch nur eine Erklärung für dieses Phänomen vorstellen. So lautete Seigneur Luciens Entscheidung, dass je ein Clanmitglied einen Altehrwürdigen zugeteilt bekommen würde, um den er sich kümmern und ihn mit frischem, gutem Blut versorgen sollte.
    »Lasst sie so wenig wie möglich aus den Augen und gebt ihnen
Blut, so viel sie trinken können.«, schärfte er den Pyras ein. »Am besten, ihr stellt ihre Särge neben euren auf.«
    Lucien forderte alle auf, beim Umzug der Altehrwürdigen mitzuhelfen, und so stiegen auch die Erben noch einmal in die untere Ebene hinab. Luciano ging neben Ivy und half einem Altehrwürdigen die Treppe hinauf. Ivy sah sich um. Wo war Alisa geblieben? Bei Hindrik? Bevor sie sich zum zweiten Mal hinunterbegab, sah sie bei dem Servienten der Vamalia vorbei, doch der lag alleine in seinem Sarg, die Hände über der Brust gefaltet, die Augen geschlossen. Alisa war nirgends zu sehen. Ivy tastete mit ihren Gedanken nach der Freundin. Sie war nicht mehr in der

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