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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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habe Sie beobachtet, verzeihen Sie, doch Sie stehen schon ziemlich lange hier in der Kälte vor unserem Hotel …«
    Der Bedienstete war zu höflich, um auszusprechen, welchen Verdacht dieses Verhalten nahelegte. Dafür war Bram zu gut gekleidet und der Bedienstete wollte sich ja nicht selbst in Schwierigkeiten bringen. Dennoch würde er es auch nicht hinnehmen, dass Bram weiter auf seinem Beobachtungsposten blieb.
    Bram gab ein gezwungenes Lachen von sich. »Ich warte auf meine Nichte, um sie auszuführen, doch ich hätte es wissen müssen, dass sie sich wieder einmal verspätet. Frauen!«
    Der Mann in Livree nickte. »Wohnt sie bei uns im Hotel? Dann treten Sie doch ein und warten in der Halle auf sie.«

    Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als das Angebot dankend anzunehmen. Wie hätte er weggehen können, ohne Misstrauen zu erwecken?
    »Ein vernünftiger Gedanke, ja, nach einer Weile merkt man, dass es kälter ist als noch heute Nachmittag.«
    Er schenkte dem Bediensteten ein Kopfnicken und ging auf die Tür zu. Die Helligkeit in der Halle ließ ihn blinzeln. Er ließ seinen Blick über die Tische mit den zierlichen Stühlen und die massigen Lehnsessel in den Nischen schweifen, konnte Latona jedoch nicht entdecken. Was nun? Sollte er sich hinter einer der Topfpflanzen verstecken und die Fahrstühle im Auge behalten, damit er ihr heimlich folgen und auf sie aufpassen konnte? Bram zog eine Grimasse. Nein, da war es schon besser, eine Tasse Tee zu bestellen und sich aufzuwärmen. Nicht dass er gleich wieder die Aufmerksamkeit eines der Hotelangestellten auf sich zog.
    Vielleicht sollte er hinauf zu ihrem Zimmer gehen und Latona frei heraus auf ihr Vorhaben ansprechen - und seine Hilfe anbieten. Egal was sie vorhatte? Das konnte ins Auge gehen. Hatte er eine Vorstellung davon, was sie plante? Sie war eine energische junge Frau, die vor nichts zurückschreckte. Die Nichte eines berüchtigten Vampirjägers, der sicher nicht zimperlich war. Was sie in ihrem jungen Leben wohl schon alles gesehen hatte?
    Bram Stoker konnte sich eines Schauderns nicht erwehren. Er begann zu ahnen, warum sie den für ihr Alter viel zu abgeklärten und manches Mal auch zutiefst traurigen Ausdruck in den Augen hatte. Aber wenn er nicht bereit war, ihr bedingungslos zur Seite zu stehen, was dann? Sie von ihrem Vorhaben abhalten? Wieder verzog er das Gesicht. Die Chancen auf Erfolg waren nicht sehr groß. Sie war verdammt störrisch!
    Bram hatte sich noch nicht entschieden, welchen Weg er einschlagen sollte, als eine Bewegung ihn aufmerken ließ. Was war das? Gebannt starrte er auf den etwas zurückversetzten Torbogen in der seitlichen Wand, in den eine schmale Treppe einmündete. Die Palmwedel der Topfpflanze schwangen wie unter einem plötzlichen Luftzug. Als sei jemand vorbeigestreift. Aber da war niemand. Und
dennoch drängte sich das Bild der irischen Vampirin und ihres Wolfes in seinen Geist. So klar und eindringlich, dass er keuchte. Wieder sah er zu der leeren Öffnung.
    Konnte das sein? Sah sein Geist mehr, als sein Auge erfassen konnte? Wenn ja, dann war das kein Zufall, und sie konnte nur ein Ziel haben.
    Bram Stoker hatte seinen Instinkten zu trauen gelernt. Damals, als er als Kind von einer unerklärlichen Krankheit Jahr für Jahr ans Bett gefesselt worden war, hatten sich seine Sinne entwickelt. Seinen Augen bot der stets abgedunkelte kleine Raum nicht viel Anregung, und so blieben ihm, wenn er nicht gerade las, nur sein Gehör, sein Geruchssinn und die Ahnungen. Er nannte sie seinen Instinkt, und es kam ihm vor, als sei er auch heute noch schärfer als bei anderen Menschen, Latona ausgenommen. Vielleicht interessierte er sich gerade deshalb so sehr für das Mädchen und fühlte sich für ihre Sicherheit verantwortlich.
    So schnell es ging, ohne aufzufallen, durchquerte Bram Stoker die belebte Eingangshalle und eilte dann die Treppe bis in den dritten Stock hinauf. Er lauschte. Stille. Doch die dicken Teppiche hätten sogar das Geräusch von menschlichen Schritten geschluckt. Er unterdrückte das Verlangen, sich zu räuspern, das seine Nervosität verriet. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Der Gang war leer. Er konnte die geschlossene Tür zu Latonas und Carmelos Zimmer sehen. Was sollte er tun? Anklopfen und fragen, ob zufällig ein paar Vampire bei ihr seien, die ihr Leben bedrohten? Wieder dieses Brennen im Hals, das auch ein hysterisches Kichern sein konnte.
    Was, wenn ihr Onkel öffnete? Wie sollte er ihm sein dreistes

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