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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Pyras verblüfft an. Joanne beachtete den Nosferas nicht. Sie kniete sich vor den Bretterstapel und stieß eine kurze, hohe Tonfolge aus. Die gleichen Töne kamen zurück. Unter den fragenden Blicken der Erben kamen die drei Ratten aus ihrem Versteck und kletterten auf Joannes dargebotene Hand.
    »Was macht sie da?«, fragte Tammo.
    »Es sieht jedenfalls nicht so aus, als wollte sie ihren Blutdurst stillen«, sagte seine Schwester, die die Szene ebenso interessiert beobachtete.
    »Sie fragt die Ratten aus«, meinte Ivy, die sich mit zusammengekniffenen Augen ein wenig vorneigte. »Sie verwendet eine andere Technik als wir, aber irgendwie kommuniziert sie mit ihnen.«

    »Sie redet mit Ratten?«, wiederholte Tammo und wandte sich an Fernand, die Hände vorwurfsvoll in die Hüften gestützt. »Kannst du das auch? Warum hast du mir das nie gesagt?«
    Fernand hob die Achseln. »Du weißt doch, dass ich mit meiner Ratte reden kann. Sie folgt mir überallhin und gehorcht mir.«
    »Ja, deine Ratte, aber alle anderen Ratten dieser Welt?«
    »Es sind ja auch nicht alle Ratten«, korrigierte Fernand. »Nur die entwickelten Rassen sind bereit und in der Lage, uns zu unterstützen und Nachrichten weiterzugeben. Die ordinäre Pariser Kanalratte taugt zu nichts. Doch dann zogen zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts die, wie man sagt, norwegischen Ratten in Scharen in Paris ein. Dabei sollen sie eigentlich aus einer Gegend im Süden Russlands stammen und sich nach einem schweren Erdbeben auf die Wanderschaft begeben haben. Ist ja auch egal. Jedenfalls waren sie schneller, stärker und intelligenter, und so war es bald aus und vorbei mit den Pariser Ratten. Ich denke, sie haben sie einfach aufgefressen. Die neuen sind ganz schön aggressiv, kann ich euch sagen! Aber eben auch schlau. Sie sahen bald ein, dass es ihnen nur von Nutzen sein kann, wenn sie die Pyras mit einigen Diensten unterstützen und dafür nicht jede Nacht Massen von ihnen ausgesaugt werden. Allerdings kann man dies nicht für alle Rudel sagen. Es gibt immer wieder welche, die sich verweigern. Sie scharen sich um einen besonders militanten Anführer. Manchmal nur ein paar Hundert, es können aber auch schon mal über tausend sein, die meinen, sie könnten sich von uns lossagen.«
    »Ich ahne, das endet dann in einem Massaker«, sagte Franz Leopold, der zwischen Faszination und Ekel schwankte.
    »Oder in einem Festessen«, meinte Luciano mit einem breiten Grinsen. »Das kannst du so oder so sehen.«
    »Jedenfalls steigt so eine Ahnung in mir auf, dass die Monate hier noch interessanter werden, als ich es mir vorgestellt habe«, ergänzte Alisa.
    Hindrik schüttelte mit einer Miene des Abscheus den Kopf. »Ein Bündnis mit Ratten! Warum nur wundert mich das bei den Pyras nicht?« Seine Stimme klang eine Spur abfällig, als er sich an Joanne
wandte. »Und? Was haben die Ratten dir gesagt? Wann kommen deine Leute, um uns abzuholen?«
    Joanne entließ die drei Nager, die sich sogleich zurückzogen, und wandte sich Hindrik zu. »Wir brauchen hier nicht weiter auf ein Empfangskomitee zu warten.«
    »Was? Euer Clan hält es nicht für nötig, uns abzuholen und zu seinem Lager - oder wie ihr das hier nennt - zu begleiten?« Nun war seine Verachtung nicht zu überhören, doch Joanne hob nur die Schultern.
    »Wenn sie keine Ahnung haben, dass wir kommen? Sie glauben uns in Hamburg in Sicherheit.« Sie erwiderte Hindriks verächtliches Lächeln. »Die Pyras haben sich darauf verlassen, dass die Vamalia wenigstens für die wenigen Monate alles im Griff haben. Vielleicht war es ein Fehler, dass wir nicht mit solch einem Desaster rechneten.«
    Hindrik ballte wütend die Fäuste, doch was ließ sich dagegen sagen? Ivy trat zu ihm und legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Niemand konnte so etwas vorhersehen«, sagte sie mit ihrer ruhigen Art, die die erhitzten Gemüter abkühlte. »Das ist nicht das Entscheidende. Die Frage ist: Warum wissen die Pyras nichts von unserem Kommen? Dame Elina ließ an eure Seigneurs telegrafieren.«
    Fernand lachte. »Ihr habt seltsame Vorstellungen vom Pariser Untergrund. Glaubt ihr, dorthin kann man sich so einfach ein Telegramm liefern lassen? Die Wegbeschreibung stelle ich mir spaßig vor. Zum Beispiel: Steigt im Marais in der Rue du Temple Ecke Rambuteau in den Kanal. Ihr müsst nur das Gitter öffnen und dann dem Abwasser folgen, das euch zum Collecteur Rivoli bringt. Dort an der Ecke befindet sich ein Briefkasten für wichtige

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