Die Erben der Schöpfung
lassen«, gab Ayala zurück.
Ayala verständigte sich durch Blicke und ein Nicken mit Carlos. Er nickte zurück, und die beiden gingen mit gezogenen Waffen in raschem Schritt los, während Susan dicht dahinter folgte.
Eine halbe Stunde lang marschierten sie schweigend vor sich hin und lauschten aufmerksam auf jedes Geräusch. Schließlich gebot Ayala den anderen durch eine Geste, stehen zu bleiben.
»Jetzt müssten wir in Sicherheit sein«, sagte sie leise. »Ab sofort halten wir rund um die Uhr Wache. Ich weiß zwar nicht, was für ein Kunststück dieser Schimpanse kann, dass er so wertvoll ist, aber offenbar will ihn auch jemand anders unbedingt haben. Ich übernehme die erste Wache.«
Susan hatte nach wie vor zu große Angst, um zu schlafen, doch Carlos nickte und streckte sich sogleich mit dem Kopf auf seinem Rucksack am Boden aus. Es war Susan klar, dass es dumm wäre, sich die Gelegenheit zum Ausruhen entgehen zu lassen, daher tat sie es ihm nach. Die Erde war weich, und nach längerer Rastlosigkeit übermannte sie die Müdigkeit, und sie schlief ein.
Nach gefühlten fünf Minuten weckte Carlos sie auf. »Können Sie jetzt Wache halten?«, fragte er leise.
Susan rieb sich die Augen und nickte verständnislos. »Und was muss ich da machen?«
»Bis jetzt war alles ruhig. Wenn Sie irgendein ungewöhnliches Geräusch hören, wecken Sie mich.« Er reichte ihr das Gewehr und legte sich hin.
Vorsichtig nahm Susan die Waffe entgegen. Da sie noch nie eine in der Hand gehalten hatte, legte sie sich das Gewehr voller Respekt quer über den Schoß und lehnte sich gegen einen Baum. Auf der Stelle war sie hellwach. Es wunderte sie, dass ihr die anderen eine Wache anvertrauten. Vielleicht konnten sie es sich in ihrer Situation einfach nicht leisten, wertvollen Schlaf zu verlieren.
Bald sah sie die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume blitzen. Wahrscheinlich würden sie sich schon in zwei Stunden zum Weitermarsch rüsten. Also trauten ihr die anderen doch nicht so viel zu, wie sie gedacht hatte.
Auf jeden Fall hatte sie richtig vermutet, dass ihre Angst mehr als ausreichen würde, um sie für den Rest ihrer Wache putzmunter zu halten.
33
Jamie rieb sich die Augen, als ihr die feuchte Morgenluft in die Nase stieg. Paulo lag schlafend neben ihr. Sie setzte sich auf, ließ die Ereignisse der letzten drei Tage langsam vor ihrem inneren Auge Revue passieren und versuchte, die Gefühle und Probleme einzuordnen, mit denen sie konfrontiert war. Zum Teil fühlte sie sich verantwortlich für den unglücklichen Verlauf der Expedition, da sie die Suchaktion ja im Grunde organisiert hatte. Bald merkte sie jedoch, dass solche Gedanken zu nichts führten, und verdrängte sie.
Stattdessen dachte sie an ihre Nähe zu Paulo in der vergangenen Nacht zurück und sann darüber nach, wie seine Küsse sie beruhigt, sie befreit und ihr Ruhe geschenkt hatten. Genießerisch schwelgte sie in der Erinnerung.
Doch nun musste sie wieder nach vorn blicken, was sie damit begann, dass sie eine Hand auf Paulos Bein legte und es sanft drückte, bis er aufwachte. Im ersten Moment war er noch verwirrt, doch wurde er schnell hellwach.
Ehe er sprach, gab er ihr einen Kuss. »Wir brauchen einen Plan«, sagte er schließlich. »Das Wichtigste ist, dass wir Sameer und Roger finden. Und das schaffen wir meiner Meinung nach nur, indem wir uns so schnell wie möglich auf den Schimpansen zubewegen.«
»Versuchen wir doch noch mal, sie anzurufen.« Kaum hatte sie den Gedanken ausgesprochen, fing sie an, nach ihrem Telefon zu suchen. Am Abend hatte sie es noch gehabt. Aber wo war es jetzt?
Sie durchsuchte vergebens ihre Taschen, ehe sie aufstand und ihre Kleidung abklopfte. Auf einmal entdeckte sie es ein Stück weit weg in einer Pfütze dunklen Wassers. Als sie es herausfischte, war es natürlich tropfnass.
Sie klappte das Satellitentelefon auf und schaltete es an, doch es gab kein Lebenszeichen von sich. Obwohl sie es schüttelte und immer heftiger auf die Tasten drückte, blieb es tot.
Verlegen sah sie Paulo an und teilte ihm mit, was ohnehin nicht zu übersehen war.
»Vielleicht funktioniert es wieder, wenn es getrocknet ist«, sagte er großzügig.
»Gehen wir mal weiter.« Jamie holte die Antenne aus dem Rucksack, klappte sie aus und schwenkte sie in die Richtung, in die sie gegangen waren. Erfreut registrierte sie ein deutlich pulsierendes Signal mit guter Amplitude in derselben Richtung wie am Abend zuvor und lächelte dankbar. Paulo streckte
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