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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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aufbricht.
    Diego Garcia löste die Vertäuung, ließ den Motor an, und die Fähre legte langsam ab. Auf Deck betrachtete Jamie die entschlossenen Mienen ihrer Kollegen, die alle über die bevorstehende Expedition nachdachten. Auf ihrer Seite des Boots befanden sich Paulo Domingues, Roger Stiles und Jeremy Evans. Ein Stück weiter saßen David Mercer und Sameer Gupta. Im Bug neben Diego hatte João Miguel Santos Platz genommen, ein weiterer Mitarbeiter der Wachmannschaft von BrainStem Therapeutics.
    Auf der einen Seite des Boots standen nebeneinander aufgereiht sechs Rucksäcke, und eine Plane bedeckte eine lose Sammlung von Vorräten im Bug. Das Wasser war ungewöhnlich ruhig, sodass man die träge Strömung in der hellen Morgensonne kaum wahrnahm. Jamie atmete das feuchte Aroma von Regen und toten Fischen tief ein. Das Ufer gegenüber war überhaupt nicht zu sehen, da es von Dunst verhangen war.
    Sowie sie aufgebrochen waren, fühlte sie, wie die anderen die Blicke auf sie und Paulo richteten und etwas von ihnen hören wollten. Sie setzte sich auf. »Für diejenigen, die sich noch nicht bekannt gemacht haben – das ist Paulo Domingues, der auf dieser Expedition unser Geländeführer sein wird. Er hat zehn Jahre mehr Regenwalderfahrung als alle anderen und das letzte Wort über sämtliche Aspekte unserer Mission. Vielleicht sollten wir den Zeitpunkt nutzen, um ein paar grundlegende Vorsichtsmaßnahmen zu besprechen, ehe wir den Wald betreten.«
    Auf sein Stichwort hin bedachte Paulo die gesamte Crew mit einem vertrauenerweckenden Lächeln. In einem Tonfall, in dem Wissen und echtes Engagement mitschwangen, stellte er sich vor und ließ sich die Namen der anderen nennen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der alle ihren Hintergrund skizzierten, legte er die Grundregeln für die Expedition fest.
    »Zuerst muss ein für alle Mal feststehen, dass im Regenwald niemand zu irgendeinem Zeitpunkt oder unter irgendwelchen Umständen allein sein darf. Eine Gruppe muss mindestens zwei oder drei Personen umfassen, und jede Gruppe sollte möglichst ein Satellitentelefon und einen GPS-Empfänger bei sich haben. Die größte Gefahr im Regenwald besteht darin, nicht wieder herauszufinden. Und zweitens – ganz egal, wie wichtig die Mission ist –, die Sicherheit der Teilnehmer geht vor.
    Ein paar Worte über mich selbst. Ich lebe seit fünfzehn Jahren im Regenwald. In dieser Zeit habe ich des Öfteren gedacht, dass ich schon jeden fiesen Dämon gesehen habe, den der Dschungel zu bieten hat, und jedes Mal hat es nicht lang gedauert, bis ich einen neuen entdeckt habe. Wenn Sie eine reelle Chance haben wollen, sich selbst und Ihren Schimpansen heil nach Hause zu bringen, dann müssen wir effizient und zügig vorgehen.
    Obwohl ich bisher noch nie Gelegenheit hatte, eine Verfolgung mit einer Yagi-Antenne durchzuführen, bin ich sicher, dass es ein nützliches Werkzeug ist. Bin ich richtig informiert, dass wir im Wald einen Boden-zu-Boden-Radius von etwa fünfzehn Kilometern haben?«
    »Das wissen wir nicht genau«, antwortete Sameer. »Das Funkhalsband war für die Verwendung auf unserem Gelände gedacht, und wir haben es kein einziges Mal draußen auf seine Reichweite getestet. Auf unserem Gelände hatten wir nie ein Problem damit, aber das hat ja auch nur einen Durchmesser von etwa fünfzehn Kilometern und ist ziemlich eben. Die Antennen sind nicht leicht zu bedienen, und die Reichweite wird manchmal radikal abgekürzt, wenn das Objekt hinter einem Hügel, unter Wasser oder unter der Erde verschwindet. Wir können nur vermuten, dass wir mit unseren Drei-Elemente-Yagi-Antennen fünfzehn Kilometer Reichweite haben müssten, vielleicht auch ein bisschen mehr, wenn er oben auf einem Baum sitzt.«
    Paulo nickte. »Wie viele Antennen haben wir denn?«, wollte er wissen.
    Jamie, die den größten Teil der Ausrüstung selbst gepackt hatte, antwortete ihm. »Wir haben drei Antennen dabei, damit wir im schlimmsten Fall drei Zweierteams bilden und zwei Leute in einem Basislager am Ausgangspunkt die Stellung halten können.« Sie nickte zu Diego und João Miguel hin.
    Paulo fuhr fort. »Ich habe mich dermaßen auf die Logistik für den Weg hinein und hinaus konzentriert, dass mir gar nicht richtig klar ist, wie wir vorgehen sollen, wenn wir den Schimpansen finden. Was haben wir denn für Instrumente, um ihn außer Gefecht zu setzen und zu sedieren? Wie transportieren wir ihn, wenn wir ihn haben?«
    »Wir haben ein paar Ketaminpfeile zum

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