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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ein arrogantes Lachen entgegen.
    »Aber Monsieur!«, rief er mit französischem Akzent. »Vertraut Ihr meinen Leuten etwa nicht?«
    »Ich habe keinen Grund dazu«, gab der Conde mürrisch zurück, bemüht, seine Unruhe zu verbergen. Vor Dieben und Mördern wollte er sich schließlich keine Blöße geben. »Vertraut Ihr ihnen etwa?«
    »Non« , entgegnete der andere lachend. »Und das brauche ich auch nicht, denn meine Leute fürchten mich dafür. Angst ist ein vollwertiger Ersatz für Loyalität, n’est-ce pas ?«
    Der Schwarzgekleidete blieb vor Navarro stehen. Ein blasses, von hellblondem Haar umrahmtes Gesicht blickte ihm entgegen, das einem noch jungen Mann gehörte. Dennoch wusste der Graf, dass er sein Gegenüber nicht unterschätzen durfte. Denn so jung und unbedarft er auch wirken mochte – dieser Jüngling war ein berüchtigter Pirat und Kapitän eines noch berüchtigteren Schiffes.
    »Ihr kommt spät, Bricassart«, stellte Navarro fest.
    »Besser spät als nie«, gab der Franzose grinsend zurück. »Außerdem, mon ami, bin nicht ich es gewesen, der um dieses Treffen gebeten hat, sondern Ihr.«
    »Ihr seid reichlich unverschämt«, tadelte der Conde. »Vergesst nicht, wen Ihr vor Euch habt. Wenn Euer Vater wüsste, dass Ihr mir mangelnden Respekt erweist, würde er …«
    »Monsieur, lasst meinen Vater aus dem Spiel«, bat Bricassart, noch immer grinsend. »Ihr wisst, dass er von Euresgleichen noch weniger hält als ich. Also sagt uns lieber, was Ihr von uns wollt, anstatt weiter unsere wertvolle Zeit zu verschwenden.«
    Am liebsten hätte Navarro den unverschämten Jüngling auf der Stelle zum Duell gefordert, um ihn mit blanker Klinge zur Räson zu bringen. Aber er war auf ihn und seinen Vater angewiesen, deshalb schluckte er den Ärger hinunter und schwieg.
    »Also, worum geht es, Monsieur? Ich will hoffen, Ihr habt meine Leute und mich nicht nur auf dieses karge Eiland bestellt, um unsere Manieren zu bemängeln.«
    »Allerdings nicht«, knurrte Navarro. »Ich bin hier, weil eine neue Macht auf den Plan getreten ist, die in unserem Spiel mitmischt.«
    »Ach?« Bricassart hob die Brauen. »Und wer sollte das sein?«
    »Sein Name ist Nick Flanagan. Vor kurzem noch war er Sklave in meinen Diensten. Bis ihm die Flucht gelang und er irgendwie zu einem Schiff und einer Mannschaft gekommen ist. Er hat eine meiner Galeonen ausgeraubt und auf den Grund des Meeres geschickt.«
    »Oh«, rief der Pirat in gespielter Bestürzung. »Das ist sehr unfreundlich von ihm, n’est-ce pas ?«
    »Ihr habt gut lachen, schließlich müsst Ihr Euch für solche Vorfälle nicht verantworten. Ich hingegen muss dem Vizekönig Rede und Antwort stehen, und ich fürchte, er hat Verdacht geschöpft. In Maracaibo wimmelt es von Spitzeln, die mich ausspionieren sollen, und je mehr Galeonen gekapert werden, desto argwöhnischer werden sie.«
    »Und?«, fragte Bricassart.
    »Ich will, dass Ihr Flanagan findet und unschädlich macht, ehe er noch mehr Unheil anrichten kann.«
    »Unheil? Ein entlaufener Sklave?« Der Jüngling lachte höhnisch. »Übertreibt Ihr da nicht ein wenig?«
    »Keineswegs. Dieser Flanagan handelt nicht aus Gier, sondern aus Rachsucht. Ich habe seinen Vater zu Tode foltern lassen, unddas scheint er mir zu verübeln. Er hat mich persönlich angegriffen, und ich kann nicht dulden, dass jemand einen Privatkrieg gegen mich führt.«
    »Warum schickt Ihr nicht Eure Armada?«
    »Weil meine Capitánes damit beschäftigt sind, Euch quer durch die Karibik zu jagen, Bricassart, und das ist gut so. Denn je mehr diese Einfaltspinsel sich darauf konzentrieren, Euch zu fassen, desto weniger werden sie argwöhnen, dass es einen Verräter in den eigenen Reihen gibt.«
    »Und schon gar nicht, dass dieser Verräter der eigene Conde sein könnte«, fügte der Pirat hinzu und lachte auf eine Weise, die Navarro nicht gefiel. »Ihr wollt also, dass ich diesen Nick Flanagan finde und für Euch töte, oui ?«
    »So ist es.«
    »Und was habe ich davon?«
    »Übertreibt es nicht, Bricassart. Bei dieser Sache springt für Euch und Euren Vater mehr Beute heraus als bei jedem anderen Geschäft, das Ihr je gemacht habt. Die Hälfte von jedem gekaperten Silbertransport für Euch – das ist mehr, als Ihr Euch bis vor kurzem noch vorstellen konntet. Sollte der Vizekönig jedoch Verdacht schöpfen und mich als Provinzverwalter absetzen, so ist es damit vorbei. Euch muss also ebenso daran gelegen sein, Flanagan das Handwerk zu legen, wie

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