Die Erben des Terrors (German Edition)
bremsend geriet der in China gebaute Volkswagen, dessen günstiger Preis vor allem durch das Weglassen unnötiger Teile wie ABS, ESP oder sonstigem Schnickschnack zustande kam, ins Schleudern. Die bergauf führende Rampe am Ende des Tunnels verhinderte das Schlimmste, und mit viel Geschick und gekonntem Einsatz der Handbremse schaffte es Li, den Wagen wenige Millimeter vor der Wagenbarrikade zum Stehen zu bekommen. Noch etwas verwirrt bekam er kaum mit, dass nach nicht mal drei Sekunden ein halbes Dutzend schwerbewaffneter Elitesoldaten um sein Fahrzeug herum positioniert waren.
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Zhang Jin musste kurz an den Fahrer des Taxis denken, als er an der U-Bahn-Station Century Avenue aus der U-Bahn Linie Vier ausstieg und an Shanghais geschäftigster Umsteigestation in Richtung des Bahnsteigs für Linie Sechs ging. Sein Handy, das immer noch eingeschaltet unter dem Beifahrersitz verblieben war, als er ausstieg, würde sicher eine interessante Spur durch halb Shanghai legen.
Ein kurzer Blick auf das offen vor ihm getragene Notebook zeigte ihm, dass der Download des minimalistischen Linux-basierten Betriebssystems und der von ihm benötigten Programmiertools fast beendet war, als der Zug einfuhr.
Die Spezialeinheit hätte wohl vom Fahrer bestätigt bekommen, dass er am Bahnhof ausgestiegen sei und Zhang hoffte, dass sie das eine Weile ablenken würde. Aber der Zug war nie eine Alternative gewesen, die Passagiere werden in China sehr gut kontrolliert. Gleiches galt für den Flughafen, auch da sah er seine Chancen als sehr niedrig an. Aber er war schließlich in Shanghai, der Stadt mit dem größten Containerhafen der Welt, und er war sehr zuversichtlich, dass sich da etwas machen ließe.
In der recht leeren U-Bahn stellte er das Notebook auf den Platz neben sich und öffnete seine Aktentasche, das einzige an Besitz, was er noch hatte. Allerdings befand sich darin neben ein paar wichtig aussehenden, aber völlig irrelevanten Unterlagen und seinem Kindle nichts – außer dem Kartenspiel, von dem Daniel Dreyer ein identisch sortiertes besaß. Er nahm den Kindle und das Kartenspiel heraus und packte es in die billige Notebooktasche, in der Hoffnung, diese würde nicht so auffallen wie die sehr gut gefälschte Montblanc-Ledertasche.
Die Endstation der U-Bahn war immer noch mehrere Kilometer vom Hafen entfernt, und Zhang hatte keine Ahnung, was er am Hafen machen sollte. Z udem hatte er nicht einmal mehr die zwei Yuan im Geldbeutel, die ein Bus kosten würde. Er brauchte also Geld, stellte er fest, aber das sollte kein Problem sein.
Er setzte sich in ein kleines Straßenlokal an einer Straßenecke, an der sich auch ein Geldautomat befand, und bestellte eine Nudelsuppe. Der Geldautomat, hatte er sich im Vorbeigehen gemerkt, war von der ICBC, der Industrial & Commercial Bank of China. Es war einer dieser modernen, minimalistischen Automaten mit wenig Geld darin, die weitgehend frei herumstanden. Ein kle ines Schild auf der Rückseite verriet ihm die Seriennummer, und das war alles, was Zhang brauchte.
Unaufmerksam schlürfte er seine Suppe, seine ganze Konzentration galt einer Unmenge weißer Buchstaben auf schwarzem Grund auf seinem Notebook, denen er ständig neue hinzufügte. Nach der halben Suppe hatte er eine verschlüsselte VPN-Verbindung zum Wartungsserver der Bank aufgebaut – die Hintertüren, die er für das MSS in die Bankennetze programmiert hatte, funktionierten noch. Als die Suppe leer war, war er zuversichtlich, dass sein Plan ebenfalls funktionieren würde, und er entschuldigte sich bei dem Wirt, dessen Suppe etwas fad schmeckte, dass er erst Geld holen müsste und bat ihn darum, auf das Notebook zu achten.
Ein mehrere Tausend Euro teures Notebook als Pfand für eine fünfzig-Cent-Suppe war dem Mann nur zu recht, und er sah Zhang nicht einmal hinterher, als er um die Ecke ging. Das war auch gut so, denn sonst hätte er gesehen, dass der Geldautomat Nummer 81.247.822 bereits so fleißig Banknoten ausspuckte, dass der Wind sie in die Nebenstraße trieb, die ansonsten glücklicherweise menschenleer war. Zhang sammelte alles Geld, was der Automat abgab, in seine Notebooktasche, die danach sehr voll wirkte. Es waren vielleicht zweihunderttausend Yuan, Zweitausend rosafarbene hundert-Yuan-Scheine mit dem unausweichlichen Bild des großen Anführers Mao darauf.
Der Koch und Besitzer des Straßenlokals konnte, was Zhang nicht weiter wu nderte, nicht siebenundneunzig Yuan Wechselgeld herausgeben, aber immerhin
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