Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
schmerzlichen Erinnerungen zu verzeihen, die sie weckte. »Er hat mir versprochen, sich von mir helfen zu lassen, falls er sich jemals in meiner Lage befindet. Und an dieses Versprechen werde ich ihn erinnern, wenn du mir beistehst.«
Percy nahm den Arm von der Rückenlehne der Couch und
beugte sich vor. Ihre Argumente ergaben Sinn, auch wenn ihr Vorschlag ungesetzlich war. Von diesem Kauf würden alle profitieren. Selbst wenn es Mary nicht gelänge, Somerset zu halten – und diese Möglichkeit bestand durchaus –, wäre da immer noch das Kaufhaus als potenzielles Erbe für Matthew. Bei dem Arrangement verlor niemand – außer William. »Eins hast du vergessen, Mary«, sagte Percy. »Ollie wird dir nicht erlauben, Williams Land zu verkaufen, und von dir erwarten, dass du dich an die Bedingungen von Miles hältst.«
Kurz herrschte Schweigen, in dem nur das Zirpen der Grillen vom Seeufer zu hören war. Percys Kopfhaut begann zu prickeln. »Was verschweigst du mir?«, fragte er.
»Ollie kennt den Brief nicht«, gestand sie ihm. »Ich habe ihm lediglich gesagt, dass Miles uns bittet, William bei uns aufzunehmen, ihm die Urkunde mit meinem Namen gezeigt und ihm erklärt, dass Miles im Angesicht des Todes den Grund mir übereignet hat.«
Percy hatte Mühe, seinen Ekel zu verbergen. Er stellte sich den todkranken Miles vor, der den Brief im Vertrauen darauf verfasste, dass seine Schwester das Richtige für seinen Sohn tun würde. »Und warum hast du den Brief mir gezeigt, Mary? Ich hätte das Land kaufen können, ohne jemals zu erfahren, dass Miles dich gebeten hat, es für William zu verwalten.«
Sie sah ihn mit hilflos-verlegenem Blick an. »Wahrscheinlich … hätte ich es nicht übers Herz gebracht, dich auch hinters Licht zu führen, Percy. Ich wollte nicht, dass du dich auf meinen Vorschlag einlässt, ohne die ganze Wahrheit zu kennen.« Sie errötete. »Du solltest alles wissen, damit du ohne schlechtes Gewissen nein sagen könntest.«
»Als ob du das erwartet hättest!« Er sprang auf. »Wo ist der Scotch?« Er ging zur Küchennische, schenkte sich ein und nahm einen großen Schluck. Als der Whiskey ihm den
Magen wärmte, sagte er: »Vielleicht gibt’s noch eine andere Möglichkeit.«
»Und die wäre?«
»Ich könnte zu Holstein gehen und ihm die Hypothek abkaufen. Ollie bräuchte den Namen seines neuen Gläubigers nicht zu erfahren. Und ich würde ihm so viel Zeit für die Rückzahlung zur Verfügung stellen, wie er benötigt.«
Hoffnung ließ ihre Augen aufleuchten. »Darauf wäre ich nicht gekommen. Meinst du, das ginge, Percy?«
»Lass es mich versuchen. Wenn Holstein sich weigert, stimme ich deinem Vorschlag zu, aber eins musst du mir versprechen, Mary.« Seine Stimme nahm einen warnenden Tonfall an.
»Alles«, sagte sie.
»Du musst mir schwören, dass du mich für Ollie und nicht für Somerset darum bittest.«
»Das schwöre ich … bei der Seele meines Sohnes, Percy.«
»Hoffentlich weißt du, was du tust.« Er stellte das Glas ab. »Ich werde ein paar Tage brauchen, um einen Termin mit Holstein zu vereinbaren; anschließend setze ich mich schriftlich mit dir in Verbindung. Den Brief lasse ich dir von einem meiner Botenjungen bringen. Telefonate können wir in dieser Sache nicht riskieren.«
Eine Woche später schrieb Percy an seinem Schreibtisch im Büro einen Brief an Mary. Seine Verhandlungen mit Levi Holstein waren gescheitert. Der Einzelhändler hatte sein großzügiges Angebot nicht nur mit einem spöttischen Lächeln abgetan und erklärt, er warte bereits sein halbes Leben darauf, niveauvolle Kaufhäuser wie das von DuMont aufzukaufen, sondern höhnisch hinzugefügt, Ollie habe sich seine finanziellen Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben. »Ihm fehlt der Geschäftssinn«, hatte er in seinem schäbigen kleinen Büro in Houston gesagt und sich mit einem gelben Fingernagel an
die Stirn getippt. »Welcher Geschäftsinhaber, der alle seine Sinne beisammenhat, akzeptiert in Zeiten wie diesen denn noch Schuldscheine? Und welcher Grundbesitzer weigert sich, Pächter zu vertreiben, die mit der Pacht im Rückstand sind, wenn die Arbeiter der Ölfelder, von denen es in East Texas jetzt wimmelt, das Doppelte für die Unterkunft zahlen?«
»Vielleicht ein guter Mensch?«, hatte Percy geantwortet.
»Nein, ein dummer Mensch, Mr Warwick. Und dumm sind wir beide nicht.«
»Sind Sie da ganz sicher, Mr Holstein?«, hatte Percy gefragt und gesehen, wie der Mann blass wurde.
Percy versiegelte den
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