Die Erben
wart ihr währenddessen?“
Simon grinste. „Wir saßen unter dem Tisch und haben alles gehört.“
Reid lachte und schüttelte den Kopf. „Und was wollten die von euch?“
„Frag mich was Leichteres“, entgegnete Simon und zuckte mit den Schultern. „Die wissen, dass wir Fähigkeiten haben, aber die wissen noch eine ganze Menge mehr über uns und ich habe keinen blassen Schimmer, was sie mit uns anstellen wollen, wenn sie uns in die Finger kriegen.“
Ich starrte die ganze Zeit wortlos zwischen Simon und Reid aus der Windschutzscheibe, als ich plötzlich zusammen zuckte.
„Da steht der Wagen“, sagte ich und deutete auf den dunkelgrünen Chevy, der am Straßenrand parkte.
„Stimmt.“ Simon sah ebenfalls zu dem Pick up und suchte die Häuser ab. „Das muss das Gästezimmer sein, von dem dieser Hank gelabert hat.“
Er deutete aus dem Fenster. An einem der Häuser hing ein unscheinbares Holzschild mit der Aufschrift „Bed Breakfast“.
„Immerhin wissen wir jetzt, wo wir diese Typen finden könnten“, meinte Simon grimmig.
Ich lehnte mich zurück und versuchte weiter zu verarbeiten, was in meinem Kopf vorging.
„Sie haben uns
Luziheren
genannt“, murmelte ich schließlich und Simon drehte sich um.
„Was?“
Ich räusperte mich. „Sie haben uns
Luziheren
genannt“, widerholte ich. „Und Lichterben. Was soll das bedeuten?“
Simon zuckte mit der Schulter. „Ich denk mal,
Erben
und
Lichterben
bedeutet im Prinzip das Gleiche. Vielleicht hat sich über die Zeit Erben einfach durchgesetzt, keine Ahnung.“
„Das müsste alles das Gleiche sein“, meinte Reid und überrascht sah ich zu ihm.
„Hä?“
„Na,
Luzihere
und
Lichterbe
müsste das Gleiche bedeuten.“ Grinsend sah er zu Simon. „Du erinnerst dich schon, dass ich Medizin studieren will und deswegen Latein belegt habe, oder?“
Simon grinste zurück. „Stimmt ja, du bist ja schlau.“
Reid verdrehte die Augen. „Jedenfalls, ich könnte mir vorstellen, dass das eine Kombination von Lux und Heres ist, also den lateinischen Wörtern für Licht und Erbe.“
„Also war’s immerhin keine Beleidigung“, kommentierte ich trocken und ruckartig drehte Simon sich wieder zu mir.
„Da!“, meinte er grinsend. „Sie taut langsam auf.“
Ich schenkte ihm ein schiefes Lächeln und zufrieden wandte er sich wieder ab.
Als wir bei Simon ankamen, erwartete Sarah uns bereits an der Tür.
„Was ist passiert?“, wollte sie sofort wissen.
Simon zog sie mit sich auf das Haus zu und begann zu erklären, gefolgt von Reid, der auf seinem Handy herum tippte. Ich trottete hinterher und begutachtete Simons Heim.
Es war protzig.
Und ich hätte um nichts in der Welt da drin zum Aufräumen verdonnert werden wollen.
Das ganze Anwesen sah genauso aus, wie ich es einer Familie wie den van der Veers zugetraut hätte, trotzdem erschlug mich die Größe ein wenig.
Wenig überraschte mich allerdings der Efeu an der Fassade.
Reid hielt mir die schwere Holztür auf, die in eine unerwartet schlichte Eingangshalle führte.
Die wenigen Möbel waren alt und massiv, ich schätzte auf vorletztes Jahrhundert, aber ich hätte mit wesentlich mehr Schnickschnack gerechnet. Die einzigen Dekorationen waren ein Teppich, mit dem ich wahrscheinlich mein zukünftiges Studium hätte finanzieren können und die Ahnengalerie verstorbener van der Veers an der Wand.
Eine große, breite Treppe führte in das obere Stockwerk, Simon war jedoch mit Sarah und Reid in ein Zimmer gegangen, das neben der Eingangshalle lag.
Als ich ihnen folgte, fand ich mich in einer Art Salon wieder. Etwas dekorativer als die Eingangshalle, aber trotzdem mit dem einladenden Charme eines Museums.
Sarah legte ihren Mantel ab und hörte Simons Bericht aufmerksam zu.
Es war das erste Mal seit fast zwei Wochen, dass ich sie sah. Wie Simon gesagt hatte, wirkte sie angespannt und müde. Obwohl sie wie üblich ein teuer wirkendes Kleid anhatte und geschminkt war, sah man die Augenringe dennoch und selbst ihre zusammen gebundenen Haare wirkten irgendwie glanzlos und müde.
Simon beendete seinen Vortrag und ernst blickte sie aus dem Fenster. „Wir müssen nach Providence“, erklärte sie schließlich. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn diese Kerle herausfinden, dass Constantine uns kontaktieren konnte und irgendwie heraus finden, wo er ist, dann werden sie vor uns bei ihm sein.“
Simon nickte. „Daran habe ich auch schon gedacht. Aber sollten wir nicht warten, bis Sisy aus New
Weitere Kostenlose Bücher