Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen und offensichtlich die Schule schwänzten. Er folgte Lettie in die Küche, wo Phedra ihm eine Tasse Kaffee einschenkte. Dann unterhielt er sich eine Weile mit den Frauen, machte sich ein paar Notizen über die Drohanrufe, stellte fest, dass der Telefonhörer nicht auf der Gabel lag, und sagte, er werde eine Weile hierbleiben, für den Fall, dass sie ihn bräuchten, und um Präsenz zu zeigen. Sheriff Walls bedaure das alles sehr. Simeon sei in einer Einzelzelle, ziemlich angeschlagen und schlafe immer noch seinen Rausch aus. Hastings sagte, er kenne die Rostons nicht und habe nicht mit ihnen gesprochen, aber er wisse, dass sie zu Hause seien, im Kreise ihrer Familie und Freunde. Lettie gab ihm einen Brief, den sie ganz früh am Morgen geschrieben hatte, und bat ihn, dafür zu sorgen, dass die Rostons ihn bekamen. »Wir wollten ihnen nur sagen, wie schrecklich wir uns fühlen«, erklärte sie.
    Hastings versprach, der Brief werde noch vor Mittag bei den Rostons sein.
    Nachdem ihm die Frauen Kaffee nachgeschenkt hatten, ging er nach draußen. Die Temperatur lag immer noch unter dem Gefrierpunkt, doch die Heizung in seinem Streifenwagen funktionierte gut. Den ganzen Morgen über trank er Kaffee, behielt die Straße im Auge, sah nichts Auffälliges und versuchte, wach zu bleiben.
    Um sieben Uhr morgens wurde in den Morgennachrichten des Lokalsenders von Tupelo ein Bericht über den Unfall gebracht. Stillman Rush stand unter der Dusche und verpasste ihn, einer seiner Kollegen nicht. Telefonanrufe wurden gemacht, Details bestätigt, und eine Stunde später rief Stillman seinen Kollegen Wade Lanier in Jackson an und überbrachte ihm die tragische, aber auch vielversprechende Neuigkeit. Der Blitz hatte eingeschlagen. Keiner ihrer Geschworenen würde die Chance haben, Simeon Lang zu bestrafen, doch seine Frau war zu einem einfachen Ziel für ihre Rache geworden.

30
    Am Donnerstagmorgen wurde Simeon Lang geweckt und bekam Frühstück. Dann wurden ihm Handschellen angelegt, und man führte ihn aus seiner Zelle hinaus den Flur hinunter zu einem kleinen Besprechungszimmer, wo ein Fremder auf ihn wartete. Simeon, der immer noch Handschellen trug, setzte sich auf einen Klappstuhl und hörte zu, als der Fremde sagte: »Ich heiße Arthur Welch und bin Anwalt aus Clarksdale drüben im Delta.«
    »Ich weiß, wo Clarksdale ist«, antwortete Simeon. Auf seiner Nase klebte ein dicker Verband, und seine linke Augenbraue war genäht.
    »Schön für Sie«, erwiderte Welch. »Ich bin hier, um Ihre Ver tretung zu übernehmen, weil niemand sonst den Fall haben will. Sie müssen heute Morgen um neun Uhr zur Kautions anhörung vor Gericht erscheinen, und dazu brauchen Sie einen Anwalt.«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Ein Freund hat mich darum gebeten, okay? Das ist alles, was Sie wissen müssen. Sie brauchen einen Anwalt, und ich bin der einzige Idiot, der bereit ist, Sie zu vertreten.«
    Simeon nickte langsam.
    Um 8.30 Uhr wurde er zum Gericht gefahren und über eine Hintertreppe in den großen Gerichtssaal gebracht, wo er vorübergehend unter die Verfügungsgewalt des Ehrenwerten Percy Bullard, Richter am County Court, fiel. Richter Bullards eigener Gerichtssaal lag ein Stück den Korridor hinunter und war ziemlich klein, daher benutzte er lieber den großen Saal, wenn dieser leer war, was mindestens die Hälfte der Zeit der Fall war. Den größten Teil seiner sechzehn Jahre auf der Richterbank hatte er mit kleineren Zivilstreitigkeiten und minder schweren Kapitalverbrechen verbracht, doch gelegentlich wurde er ge beten, einen schwereren Fall zu übernehmen und zügig zu bearbeiten. Da das County in Trauer und die Atmosphäre angespannt war, beschloss er, Lang herbringen zu lassen, ihm den Kopf zu waschen und die Leute wissen zu lassen, dass die Mühlen der Justiz in Bewegung waren, und das nicht etwa langsam.
    Es hatte sich herumgesprochen, dass die Anhörung stattfinden sollte, daher waren auch Zuschauer im Gerichtssaal. Um Punkt neun Uhr wurde Simeon hereingeführt, und noch nie hatte ein Angeklagter schuldiger gewirkt. Sein Gesicht sah fürch terlich aus. Sein orangefarbener Gefängnisoverall war viel zu groß und blutbefleckt. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt, und die Gerichtsdiener ließen sich alle Zeit der Welt, ihm die Handschellen abzunehmen.
    Richter Bullard sah ihn an und sagte: » Der Staat gegen Simeon Lang. Hier rüber.« Er wies auf eine Stelle vor der Richterbank. Simeon

Weitere Kostenlose Bücher