Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
Vom Netzwerk:
erwarten. Ich sage, wir wenden uns nach Westen und gehen nach Jaransor. «
    Der Wind blies laut in ihr Schweigen und fegte Schotter durch den Biwakeingang herein. » Die Jaransor-Hügel. « Nhairins Stimme klang merkwürdig flach. » Das ist ein unglückseliger Ort. «
    » Das würde der Hauptmann tun « , antwortete Kyr. » Etwas, das niemand erwartet. «
    » Ich glaube, niemand würde Jaransor erwarten « , antwortete Nhairin in immer noch demselben merkwürdigen Tonfall. Sie sah Malian mit müden Augen an, und ihre Lippen waren nur noch ein Strich.
    Kyr beobachtete sie neugierig. » Was wisst Ihr von Jaransor? « , fragte er.
    Nhairin zuckte mit den Schultern. » Nur das, was jeder weiß. Diese Hügel sind seit Langem verboten, der Zutritt ist tabu, weil zu viele unserer Leute dort untergegangen sind. Die alten Aufzeichnungen besagten, dass Jaransor den Derai und dem Schwarm feindlich gesinnt ist. Sie behaupten, dass es sich um einen der uralten Orte dieser Welt handelt, der von einer Macht besessen ist, die schläft. Ihr Schlaf ist aber leicht, und sie ist gefährlich, wenn sie geweckt wird. Man sagt ebenfalls, dass Jaransor voller Geister ist und die Leute in den Wahnsinn treibt. «
    Kyr sah sie an. » Die Leute sagen auch, dass die Alte Burg voller Geister ist, die mit ihrem alten Hass erfüllt sind. Doch wir haben keine gesehen, als wir dort hineingingen, oder, Lira? «
    Die andere Wache schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Scheinbar war sie zufrieden damit, Kyr und Nhairin die Lösung dieser Sache zu überlassen. Malian sah Kyr an. » Ich habe noch nie von Jaransor oder diesen Geschichten gehört « , sagte sie. » Ist es wirklich so gefährlich, wie Nhairin sagt? «
    » Ja « , antwortete er, » es ist gefährlich. Doch wie Ihr wisst, wurde ich in einer Festung geboren. Ich wuchs in Westwind auf, das Jaransor am nächsten liegt. Leute aus Westwind gehen immer noch in die Jaransor-Hügel, trotz des Banns, und kommen zurück, um darüber zu berichten. Die wirkliche Frage ist, können wir unseren Verfolgern entkommen, wenn wir so weitermachen wie bisher? Und die Antwort darauf lautet: nein. «
    Ein weiteres kurzes Schweigen entstand, während alle das verdauten. » Also was passiert, wenn wir nach Jaransor gelangen? « , fragte Kalan schließlich und richtete sich auf. » Können wir von dort aus immer noch die Grenzmarkierung erreichen, oder müssen wir einen anderen Weg nach Süden finden? «
    Kyr zeichnete eine Karte in den Staub. Alle versammelten sich darum, um sie anzuschauen. » Der Hauptgebirgszug von Jaransor wird uns zurückbringen zur Grenzmarkierung, wenn wir unsere Verfolger lange genug abschütteln können. Jaransor war noch nie freundlich zu dem Finsteren Schwarm und seinen Schergen. Deshalb hoffe ich, dass wir die nötige Zeit gewinnen, wenn wir in die Hügel gehen. «
    » Und wenn nicht? « , fragte Kalan. » Was liegt in der anderen Richtung? «
    Kyr zeichnete noch mehr Linien in den Schmutz. » Irgendwann teilt sich der Gebirgsrücken. Ein Gebirgsrücken führt zurück zum Wall, bis er schließlich die nördlichen Regionen der Ebene erreicht. Der andere Arm zieht sich Meile um Meile, bis man schließlich im Winterland herauskommt. Zumindest sagt man das. Westlich von Jaransor befindet sich nur Wildnis. Ich habe noch nie gehört, was dahinter liegt, wenn es überhaupt etwas dort gibt. «
    » Also sagt Ihr, dass wir die Wahl haben zwischen möglicher Gefahr, wenn wir Jaransor betreten, und sicherer Gefahr, wenn wir es nicht tun? « , fragte Malian vorsichtig.
    » Oh, wir werden mit Sicherheit in Gefahr sein, wenn wir nach Jaransor hineingehen « , sagte Kyr grimmig. » Doch wenigstens sollte es uns eine gute Chance bieten, unseren Verfolgern zu entkommen. Denn hier draußen auf der Ebene … « Er beendete seinen Satz mit einem vielsagenden Schulterzucken.
    » Das gefällt mir trotzdem nicht « , murmelte Nhairin.
    » Es würde Euch noch weniger gefallen, wenn wir tot wären « , bemerkte Lira und stand auf. Kyr wischte die Karte fort. » Und glaubt mir, das werden wir sein, wenn wir hierbleiben. «
    Sobald es dunkel wurde, ritten sie los und wandten die Pferde nach Westen Richtung Jaransor. Kyr trieb sie zur Eile an, gab einen schnelleren Schritt vor und ließ nur noch wenige Halts zu. Er ritt etwas weiter vor der kleinen Gruppe. Lira bildete die Nachhut und ließ sich öfter zurückfallen, um nach ihren Verfolgern zu sehen. Malian und Kalan ritten nah beieinander, manchmal Knie an Knie,

Weitere Kostenlose Bücher