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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Frontlinie Wallensteins brach im Verlauf von noch nicht einmal einer Stunde zusammen … und wir schauten zu, Alfred Alfredsson war dabei, Magnus Karlsson, Gerd Brandestein, fast alle, die heute hier mit dabei sind … wir hatten einen Ring um den König geformt, die Gesichter nach außen, die Gewehre im Anschlag, und der König zappelte und schrie und gab Befehle aus und ließ Signale setzen und sprang förmlich auf dem Pferderücken auf und ab vor Erregung … Wir wünschten uns nichts so sehr, als dass eine feindliche Schwadron bis hierher vorstoßen würde,damit wir sie töten konnten, um den König zu verteidigen, und sterben konnten, während wir sein Leben schützten – so trunken waren wir von seiner Aufregung und wie sich die Schlacht entwickelte! Und dann erschien auf einmal General Pappenheim auf dem Schlachtfeld.«
    Pappenheims zweitausend kroatische Reiter stürmten in den Kampf, ausgeruht, zornig und voller Blutdurst. Sie griffen sofort die Östergötländer an, und als dort Verwirrung entstand, jagten auch noch Piccolominis Kürassiere heran. Aus der wilden Jagd der schwedischen Reiterattacke wurde auf einmal ein hektischer Kampf ums Überleben, während zwei überlegene feindliche Abteilungen sie in die Zange nahmen und zwischen sich aufrieben. Die Fußsoldaten, die sich aus dem Graben gewagt hatten, während die Reiter die kaiserlichen Schützen beschäftigten, wurden wieder unter Feuer genommen, und als sie in den Graben zurückflüchteten, fielen weitere kroatische Reiter über sie her.
    »Der König sah es als Erster – Pappenheims Überraschungsangriff hatte eine Lücke innerhalb unserer Front geschaffen, eine Lücke, durch die ein beherzter Sturmangriff der Kaiserlichen ihre Soldaten bis ins Zentrum unserer Schlachtordnung getragen hätte. Wallenstein muss es auch gesehen haben … seine Soldaten rafften sich zu einem Gegenangriff auf, und nun war auch die Infanterie zwischen zwei feindlichen Kräften eingeschlossen, den kroatischen Reitern auf der einen und der kaiserlichen Infanterie auf der anderen Seite. Sie hielten stand … hielten stand … hielten stand … aber unsere Reiterei drohte unterzugehen! Das Småländische Regiment hatte Oberst Fredrik Stenbock verloren, die Östergötländer Major Lennard Nilson – die beiden befehlshabenden Offiziere! Kannst du dir vorstellen, wie du dich fühlst, wenn du deine Freunde da unten sterben siehst, und du kannst nichts tun … du musst auf deinem Posten bleiben, das Leben deines Königs bewachen, aber du hasteinen klaren Ausblick auf das Schlachtfeld, und inmitten der Qualmwolken und der Dreckfontänen von den Kanoneneinschlägen und dem Dampf und dem Rauch siehst du immer mehr Pferde mit leeren Sätteln über das Schlachtfeld flüchten, Sätteln, in denen eben noch deine Kameraden gesessen haben, die Besten der Besten …?«
    Alexandra packte seine Faust und bog seine Finger auf. Ihr standen Tränen in den Augen, so fest hatte er ihre Hand gedrückt. Er merkte es nicht einmal.
    »Der König erkannte, dass wir die Schlacht verlieren würden, wenn die Reiterei unterging. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte auf den Teil des Getümmels zu, in dem unsere Kameraden niedergehauen wurden. Er wollte sich selbst an die Spitze setzen, wollte sie da herausführen, neu gruppieren … vielleicht wollte er sich auch nur Überblick verschaffen, weil er mit seinen schwachen Augen von seiner Position aus nichts mehr erkennen konnte. Es kam, wie einige von uns erwartet hatten, es war weit nach dem Mittag, und der Nebel begann wieder zu sinken …«
    Er schwieg. Als die Pause zu lang wurde, schaute Alexandra auf. Samuels Gesicht war so bleich, dass es auch in der Dunkelheit erkennbar war. Seine Lippen bewegten sich. Seine Augen starrten irgendwohin, wo Schlachtenlärm tobte und Freunde fielen und ein König einen tollkühnen Ritt wagte, um seine Männer zu retten und mit ihnen sein Schlachtenglück. Er zitterte.
    »Samuel?«
    »Ich habe zu lange gewartet«, murmelte er. »Später hat es geheißen, wir wären zu feige gewesen, dem König zu folgen. Zu feige! Wir wären zu jeder Stunde unseres Dienstes lachend für ihn gestorben. Aber ich habe zu lange gewartet …«
    »Worauf, Samuel? Worauf?«
    »Ich starrte auf das Schlachtfeld, auf die reiterlosen Tiere, auf den Lärm und das Geschrei … auf die Männer, die ausden Sätteln fielen und liegen blieben, auf diejenigen, die sich unter ihren erschossenen Pferden hervorarbeiteten und aufgespießt wurden,

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