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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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auf die, die mit erhobenen Händen in ihrem eigenen Blut knieten und denen aus nächster Nähe in den Kopf geschossen wurde … ich konnte mich nicht bewegen … ich merkte erst, dass der König davongaloppiert war, als er schon auf dem halben Weg mitten in das Schlachthaus war, in das sich der Kampf verwandelt hatte. Ich raste ihm hinterher. Ich dachte nicht einmal daran, die Männer mitzunehmen, aber Alfred … Alfred sammelte sie und folgte mir auf dem Fuß. Was für ein bizarres Bild müssen wir abgegeben haben – der König an der Spitze, stumm und verbissen und darauf aus, die Katastrophe abzuwenden … hinter ihm der kleine Leublfing, sein Page, und sein Leibknecht Anders Jönsson, die verzweifelt versuchten, zu ihm aufzuschließen … ich mit weitem Abstand dahinter, brüllend und winkend, damit er umkehrte … und meine Männer zuletzt, ebenfalls brüllend, dass ich auf sie warten solle. Der Nebel verdichtete sich so schnell, dass er direkt aus der Luft herauszuquellen schien, und vermischte sich mit dem Pulverdampf … Es war, als ritte man in eine Wand hinein. Ich verlor den König aus den Augen, aber ich wusste, in welcher Richtung unsere Reiterei um ihr Leben kämpfte, und ich nahm an, dass er ebenfalls dorthin reiten würde. Dann war ich plötzlich inmitten meiner Männer, die mich irgendwie eingeholt hatten, und ich wandte mich ihnen zu, um ihnen den Befehl zum Ausschwärmen zu geben, und sah fremde Gestalten, die mich ebenso überrascht anstarrten wie ich sie. Es waren nicht Alfred und die anderen, es waren kaiserliche Kürassiere, gepanzert wie Automaten, nicht mehr menschenähnlich in ihren schwarzen Rüstungen … und für ein paar irrwitzige Herzschläge hetzten wir nebeneinander her, ich, der einsame småländische Rittmeister, der schon ahnte, dass er seinen König im Stich gelassen hatte, und zwei Dutzend Kaiserliche.Dann sah ich einen von ihnen im Galopp eine Sattelpistole hervorziehen und auf mich anlegen … und ich begann im selben Augenblick zu schweben, zu fliegen … alles war auf einmal hell, alles war auf einmal still, vollkommen still …«
    Eine Träne lief seine Wange hinunter. Seine Hand knetete Alexandras Finger.
    »Sie fanden mich, als die Schlacht vorüber war. Eine Kanonenkugel war direkt zwischen mir und den kaiserlichen Reitern eingeschlagen, eine Kugel, von der ich bis heute nicht weiß, welche Seite sie abgefeuert hat. Sie prallte vom Boden zurück und traf mein Pferd, zerriss es in Fetzen, ohne dass ich auch nur einen Kratzer davongetragen hätte. Ich wurde davongeschleudert, und als ich aufschlug, verlor ich das Bewusstsein. Ich musste mir nachträglich zusammenreimen und erfragen, was geschehen war; ich hatte nichts davon mitbekommen. Es war ohnehin ein Wunder, dass sie mich überhaupt fanden. Alfred zog mich unter einem Haufen Toter heraus; so voller Blut und Fleischfetzen von meinem Pferd, wie ich war, muss ich auf jeden anderen mausetot gewirkt haben. Die Toten waren unsere Reiter. Ich hatte sie erreicht; ich werde niemals wissen, wie es mir gelungen war – nur, dass ich zu spät war. Sie waren alle gefallen.«
    »Und der König?«
    »Er kam nie dort an, wo er hingewollt hatte. Ich nehme an, dass die Reiter, neben denen ich herritt, nur die Nachhut einer größeren Schwadron waren, die zwischen den König und uns geraten waren. Der König, Leublfing und Jönsson waren plötzlich von allen abgeschnitten und von Feinden umgeben. Ich glaube nicht, dass die Kürassiere wussten, wen sie vor sich hatten, nur, dass er zum Feind gehörte. Ich glaube auch nicht, dass ihm klar war, wo er sich befand. Er war so kurzsichtig und der Nebel wieder so dick, dass er nur Reiter auf Pferden gesehen haben muss, und wie hätte er auch annehmen sollen, dass wir ihn alle im Stich gelassen hatten,dass wir ihn allein auf die Seite des Feindes hatten reiten lassen … Wir waren doch immer um ihn herum gewesen, seit wir aus unserer Heimat aufgebrochen waren …«
    »Samuel …«
    Samuel zog die Nase hoch und wischte sich über die Augen. Er räusperte sich. »Leublfings und Jönssons Leichen fanden sich nicht weit von der Stelle entfernt, an der mich die Kanonenkugel getroffen hatte, buchstäblich in Stücke gehauen. Dort müssen die ersten Kugeln den König getroffen haben. Leublfing und Jönsson hatten nicht einmal ihre Pistolen abgefeuert – ich glaube, sie haben versucht, den König im Sattel zu halten und ihn und sein Pferd aus dem Getümmel herauszuzerren. Doch als sie fielen, glitt

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