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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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heran, zweihundert Mannslängen entfernt, hundertfünfzig, hundert, die Degenklingen noch immer gegen die Schultern gepresst, die Karabinerläufe erhoben. Sie ritten jetzt in einer perfekten Reihe, und Björn Spirger schrie: »Na endlich!«
    Das Donnern der Hufe war wie das Dröhnen der See bei Sturm, der Boden schüttelte sich. Ein plötzlicher Aufschrei, und die Degenspitzen kamen herunter und zeigten nach vorn, die Karabinerläufe schwangen herab und zielten auf sie. Die Reiter in der Mitte beugten sich über die Hälse ihrer Pferde und streckten Degenklingen voraus, ihre Gesichter verzerrte helle Flecke unter den grauen Helmen. Die Pferde beschleunigten nochmals, die ganze Linie schien einen Satzzu machen. Ebbas Hände klammerten sich um das Luntenschlossgewehr, dessen Lauf sie über den Rand ihrer Deckung geschoben hatte. Sie wusste, sie würde diesen Griff nie lösen können, würde nie die Lunte nehmen und auf die Zündpfanne drücken können. Der rechte und der linke Flügel der Dragoner lösten ihre Karabiner aus, und plötzlich war die Luft erfüllt vom Jaulen der Kugeln und dem Sirren der Splitter, die sie aus den Steinen schlugen.
    Samuel schrie: »Erste Linie: Feuer!«
    Die Salve dröhnte in einer gewaltigen Dampfwolke los, spuckte Feuer und einen Hagel aus Blei gegen die heranstürmenden Dragoner. Es hielt sie nicht auf. Pferde überschlugen sich, Männer wurden aus den Sätteln gefegt. Ebba bemerkte plötzlich, dass sie die erste der beiden Radschlossmusketen in den Händen hielt und dass das Luntenschlossgewehr mit rauchendem Lauf neben ihr lag. Sie musste es abgefeuert haben, ohne es zu merken. Sie wusste nicht, ob sie getroffen hatte. Sie sah die Reiter über den Lauf der Muskete herankommen wie einen Brecher, so nahe, dass sie sie mit der Hand berühren zu können glaubte, wenn sie sie ausstreckte. Sie sah den breiten Brustkorb eines Pferdes, den über den weit ausgreifenden Vorderbeinen tanzenden Brustgurt, die geblähten Nüstern, die rollenden Augen – ihre Muskete dröhnte los, und mit ihr die Waffen der anderen. Die zweite Salve! Sie warf die Muskete weg, versuchte durch den Rauch zu sehen und erkannte nichts. Pferd und Reiter, auf die sie gezielt hatten, waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Die Angriffswelle teilte sich vor der Mauer auf und raste nach links und rechts an ihr entlang, und sie erkannte, dass Samuel noch für eine Überraschung gesorgt hatte: an den Enden ihrer kurzen, kümmerlichen Linie quollen plötzlich weitere Pulverdampfwolken auf, als die Schützen, die dort in Deckung lagen und bisher nicht gefeuert hatten, auf die ersten Reiter in den beiden Kolonnen zielten und abdrückten.Körper flogen durch die Luft, Pferde schrien, die Nachfolger ritten in die Niedergeschossenen hinein, die beiden Wellen kamen ins Stocken. Direkt vor ihnen war eine um sich schlagende, sich windende Masse aus Leibern und Hufen. Noch während Ebba sie anstarrte, kamen einzelne Soldaten aus dieser Masse hervor, schwangen ihre Degen oder ihre Pistolen, brüllend und fluchend, sprangen und kletterten über die eingestürzte Mauer hinweg auf sie zu. Sie hörte Samuels Befehl: »Zweite Linie: Feuer!«, und sah, wie die Soldaten von den Beinen geholt wurden, wie sie zurückprallten und zwischen ihre vorrückenden Kameraden stürzten, wie sie nach hinten fielen und sich zwischen den Steinen zu winden begannen. Die anderen rannten weiter, rannten scheinbar direkt auf sie zu, geschwungene Degen, brüllende Mäuler … jeder Gedanke an den Fangschuss für sich selbst zerstob, und sie riss die Pistole an sich und feuerte in das Gesicht hinein, das ihr am nächsten war, das schon direkt über ihr zu sein schien. Ein zweiter Soldat hechtete auf sie zu, riss sie zu Boden, sie klammerte sich an der Pistole fest, prallte auf die Steine und sah Funken vor den Augen, bäumte sich auf und schüttelte den Angreifer ab, versuchte auf die Beine zu kommen, bevor er es tat, und sah seinen Kopf explodieren. Sein Körper zuckte wie der eines Fischs auf dem Strand. Ihr Blick flog zu Samuel, der seine rauchende Pistole fallen ließ und brüllte: »Erste Linie: Feuer!«
    Sie stürzte zurück zu ihrer dritten Muskete, aber es war zu spät, sie abzufeuern. Der nächste Dragoner war direkt über ihr, er holte mit dem Degen aus, sie brachte die Muskete in die Höhe und wehrte die Klinge damit ab und fiel von der Wucht des Schlags wieder zu Boden. Er sprang brüllend über sie hinweg und rannte blindlings in Björn

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