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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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sich halb in den Steigbügeln auf und streckte die Arme aus; in seinen Fäusten steckten langläufige Pistolen. Zwei Schüsse, gleichzeitig abgegeben, und die beiden bayerischen Dragoner, die Erik Wrangel am nächsten standen und ebenso starr wie alle anderen den Angreifern entgegenblickten, brachen zusammen. Erik Wrangel duckte sich und barg den Kopf inden Händen. Der Offizier preschte an ihm vorbei, steckte die Pistolen zurück in die Sattelhalfter und riss ein Rapier aus der Scheide, während er das Pferd nur mit den Schenkeln um den jungen Schweden herumlenkte.
    Alexandra packte ihre Mutter an der Hand. »Zum Baum!«, schrie sie. »Schnell!«
    Die Waffe des Musketiers dröhnte erneut los und traf. In die Überfallenen kehrte das Leben zurück. Sie hatten keinen Offizier mehr, der sie befehligte, aber sie hatten lange Erfahrung sammeln können in einem Krieg, der begonnen hatte, als sie noch nicht auf der Welt gewesen waren.
    Die Hellebardenträger rannten aufeinander zu, um eine Front aus Stahl aufrichten zu können; die Schützen schlossen auf und fummelten bereits an ihren Waffen herum. Der einsame Musketier unter den Angreifern hatte seinen Standort gewechselt und lud nun ebenfalls nach. Ein paar von den bayerischen Dragonern rannten zu den Zelten, um ihre Pferde zu holen, aber die meisten erkannten, dass sie sich entweder hier und jetzt oder nie mehr würden verteidigen können. Eine Handvoll floh kopflos in den Wald hinein.
    Der Schreiber aus dem Kontor der Firma, der die schwedische Sprache kannte, lag immer noch auf dem Boden, eingerollt wie ein kleines Kind, den Kopf unter den Armen. Agnes riss sich aus Alexandras Griff los und bückte sich, um ihn in die Höhe zu ziehen. Ihr langes graues Haar hatte sich halb gelöst und wehte um ihr Gesicht. Ihre Wangen waren bleich, aber ihre Augen glühten. Der Schreiber kam schluchzend auf die Beine und ließ sich von Agnes davonzerren. Alexandra fuhr herum. Der Mann aus dem Dorf einen halben Tag weiter, der sich ihnen als Führer angeboten hatte, stand zur Salzsäule erstarrt zwischen den sich hektisch organisierenden Bayern. Den Baum fast in Reichweite, änderte sie die Richtung und lief auf ihn zu. Sie hörte ihre Mutter schreien und erkannte einen der bayerischen Dragoner, der mit gezogenemRapier auf sie zuhielt. Ihre Blicke flogen herum auf der Suche nach etwas, mit dem sie sich verteidigen konnte, da donnerte ein Pferd von hinten an den Dragoner heran, ein nägelbeschlagener Knüppel schwang durch die Luft, und der bayerische Soldat schlug einen vollendeten Purzelbaum und blieb auf dem Boden liegen. Sein Rapier polterte Alexandra vor die Füße. Der Angreifer riss das Pferd herum, und einen unwahrscheinlichen Augenblick lang glaubte Alexandra zu sehen, dass er ihr eine Kusshand zuwarf, bevor er davonsprengte.
    Eine Salve von Schüssen brüllte auf – die Reihe der bayerischen Schützen. Offenbar hatten sie keinen der Angreifer getroffen. Der eine Musketier mit dem grün-türkisfarbenen Gewand legte den Musketenlauf in die Gabel und drückte ab, und aus der dichten weißen Rauchwolke, die die bayerischen Schützen einhüllte, stolperte eine Gestalt heraus und schlug schwer auf den Boden, wo sie sich zu winden begann. Von der Seite preschten zwei Reiter heran und sprengten die Schützen auseinander. Die Angreifer waren zahlenmäßig unterlegen, aber ihre reibungslose Koordination wog den Nachteil mehr als auf. Der Offizier mit der gelben Feder kam aus der Reihe der Zelte herausgaloppiert, eine Anzahl von Pferden an den Zügeln hinter sich herziehend – er lenkte sie direkt in die Dragoner hinein, die ihre Tiere zu erreichen versucht hatten. Die Pferde wieherten und scheuten, sie schlugen mit den Hufen aus und trampelten ihre Besitzer nieder. Einer der Soldaten entkam dem Gemetzel, warf sich herum und zog eine Pistole aus dem Gürtel. Er richtete sie auf den Mann mit der gelben Feder, der ihm den Rücken zuwandte. Dicht neben Alexandra dröhnte das Gewehr des einsamen Musketiers los, und der Dragoner mit der Pistole machte einen Satz und sackte zusammen, ohne gefeuert zu haben. Sie fuhr herum und starrte den Mann mit der Muskete an; er stand keine fünf Schritte von ihr entfernt und lud mit der ihm eigenenSeelenruhe nach. Als spürte er ihren Blick, sah er auf und zuckte dann mit den Schultern.
    In den Bauern kehrte das Leben zurück. Er stieß Alexandra beiseite und rannte los. Pferde stiegen mit wirbelnden Hufen, und er machte kehrt und sprang mit riesigen

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