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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Sätzen zu Alexandra zurück. Sie packte ihn am Ärmel. Nebeneinander rannten sie auf den Baum zu, wo Agnes bereits dicht an den Stamm gepresst kauerte. Der Schreiber hatte ihre Hüfte umklammert und den Kopf in ihre Röcke gepresst, und Alexandra sah mit der Fassungslosigkeit, die sie angesichts der Entschlossenheit ihrer Mutter auch nach so vielen Jahren noch empfand, dass Agnes ihm mit der einen Hand über das Haar strich und mit der anderen einen abgebrochenen Ast zur Verteidigung parat hielt. Keuchend fiel sie neben ihr auf die Knie und zerrte den Bauern einfach mit sich. Sie zeigte ihrer Mutter das erbeutete Rapier.
    »Wollen wir tauschen?«, stieß sie hervor.
    Agnes schüttelte den Kopf. »Du bist gut mit dem Skalpell«, rief sie atemlos. »Mein Metier sind mehr Kopfnüsse!« Sie schwang den Ast.
    Zwischen den Zelten und dem Wald herrschte Armageddon. Die Reiter hatten eine einfache Taktik – sie kreisten und ritten durcheinander, als würden sie auf dem Exerzierplatz ihre Kunststücke vorführen, und beinahe sah es wirklich so aus wie ein eleganter Tanz, nur dass in diesem Tanz etliche mitmachen mussten, die zu Fuß waren und niedergeschossen, niedergehauen, niedergetrampelt wurden. Die fehlgegangene Salve war die einzige Verteidigungsaktion der Bayern gewesen; nun waren sie nur noch ein Haufen Kopfloser, die niedergemäht wurden wie Gras. Gebrüll, Pferdegeruch, der Gestank des Pulverqualms, die Geräusche, wenn Klingen und Knüppel auf Körper trafen …
    »Heilige Maria«, keuchte Agnes. »Das ist die Hölle!«
    Alexandra starrte mit aufgerissenen Augen auf das mitKörpern übersäte Schlachtfeld. Sie erblickte Erik Wrangel, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag, und dachte daran, wie er unwillkürlich nach seinem Rapier gegriffen hatte, als habe er kurz überlegt, ihr und Agnes beizuspringen.
    Ein Mann rannte auf sie zu. Er schwang eine Pistole in der Hand. Direkt vor dem Baum stolperte er und fiel vornüber, richtete sich wieder auf und stierte Alexandra, Agnes und die beiden Männer an. Das Gesicht des Soldaten war voller Blut. Er hob seine Waffe und zielte auf Agnes. Alexandra versuchte aufzuspringen. Einer der grün-türkisfarbenen Reiter sprengte heran, doch er würde zu spät kommen. Der Soldat knickte ein, drehte sich halb herum, erspähte den einsamen Musketier, der sich ein weiteres Ziel suchte, schwenkte die Pistole herum und nahm den Musketier ins Visier …
    Alexandra kam auf die Beine. Sie wollte schreien, doch sie brachte keinen Ton heraus. Die Pistole knallte.
    Der Musketier drehte sich um, eine Augenbraue erhoben, als sei er milde empört über die Störung.
    Der Dragoner mit der Pistole richtete sich auf die Knie auf.
    Der grüne Reiter war heran. Es war der Mann mit der Keule. Ein dumpfer Schlag, der Dragoner machte einen unfreiwilligen Satz nach vorn und landete mit dem Gesicht im Dreck, bereits leblos.
    Der einsame Musketier schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Waffe zu, die er an die in den Boden gerammte Gabel gelehnt hatte.
    Der grüne Reiter zog sein Pferd herum, grinste übers ganze Gesicht, als er Alexandra erblickte, tippte sich an den Rand seines Helms und rief etwas, das sie nicht verstand. Agnes blinzelte, als erwache sie aus einer Ohmacht. Alexandra stierte den toten Dragoner vor ihren Füßen an. Seine Augen waren offen, aus einem Ohr und der Nase tropfte Blut.
    Der einsame Musketier hob den Lauf seines Gewehrs in die Gabel und fiel dann langsam damit vornüber.
    Stille kehrte ebenso plötzlich ein wie zuvor der Schlachtlärm.
    Bis auf zwei stiegen die Reiter ab, zückten Messer und schlenderten zu den Gefallenen. Die beiden Berittenen lenkten ihre Pferde herüber. Alexandra packte den Griff des Rapiers fester. Das Wimmern des Schreibers ging ihr plötzlich auf die Nerven. Sie versetzte ihm einen Stoß, und er schrie auf, das Gesicht noch immer in Agnes’ Rock gepresst.
    Beide Reiter hielten vor der stillen Gestalt Erik Wrangels an. Überrascht sah Alexandra, dass der junge Schwede den Kopf hob und die Männer anstarrte. Er war unversehrt! Der Reiter mit dem Knüppel hob seine Waffe und wirbelte sie einmal um sein Handgelenk. Erik Wrangel versuchte aufzustehen und kam nicht weiter als bis auf die Knie.
    »Lasst ihn in Ruhe, ihr Mordpack!«, schrie eine Stimme, von der Alexandra nach einigen Augenblicken erkannte, dass es die ihre war.
    Die beiden Reiter sahen auf. Der Offizier lenkte sein Pferd zum Baum herüber. Der Reiter mit dem Knüppel in der Faust

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