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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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dunklen Augen funkelten. Sie schluckte. »Der Papst wird dich nicht anhören«, flüsterte sie, »egal, ob dieser oder sein Nachfolger. Für ihn bist du eine protestantische Ketzerin.«
    »Das lässt sich ändern. Was, glaubst du, habe ich damitgemeint, als ich sagte, die Jesuiten öffneten mir die Welt für den katholischen Glauben?«
    »Du willst … konvertieren?«
    Die Königin antwortete nicht.
    »Und du denkst, das reicht? Du trittst vor den Papst hin, sagst: ›Im Übrigen habe ich Euren Glauben angenommen, Heiliger Vater, also rückt schön beiseite und macht mir Platz auf dem Thron Petri, damit wir besprechen können, wie wir weiter vorgehen!‹, und er öffnet die Arme und preist sein Glück, dass ihm endlich jemand sagt, wo es langgeht?«
    »Belle, ma chère Belle« , sagte Kristina mit einer Zärtlichkeit, die ihre Worte im Grunde noch schärfer machte, »ne pas oublier que tu parles avec ta reine.«
    »Verzeih«, flüsterte Ebba.
    »Ich werde den Papst überzeugen, dass ich die richtige Gesprächspartnerin bin.«
    »Indem du zum katholischen Glauben übertrittst!?«
    »Indem ich ihm etwas zurückbringe, was vor langer Zeit aus dem Vatikan entwendet wurde. Die Jesuiten haben mir davon erzählt.«
    »Und was und wo soll dieses Geheimnis sein? Wie willst du es in deinen Besitz bringen?« Ebba war gegen ihre eigene Überzeugung plötzlich von Neugier gepackt. Kristina neigte nicht dazu, irgendwelche Übertreibungen zu machen oder Spinnereien nachzuhängen. Wenn ein Plan so weit in ihr gereift war, dann stand er auf sicheren Füßen. Und plötzlich hämmerte ihr Herz – nicht wegen der Nähe ihrer Geliebten, sondern weil es auf einmal schien, als schöbe sich eine Wolke vor die Sonne und die Wärme entweiche aus dem Raum.
    Kristina lächelte gezwungen. Die Worte drängten sich auf Ebbas Lippen: Sag es nicht! Was immer es ist, es wird sich zwischen uns schieben und uns und unsere Liebe zerstören. Sie schluckte die Worte hinunter, und ihr Herz schlug noch heftiger als zuvor. Nie hatte sie in Gegenwart Kristinas Schamempfunden, doch nun war der Drang, ihre Blöße zu bedecken, fast übermächtig. Sie fühlte ihre Brustwarzen hart wie Stein werden. Es war keine Lust damit verbunden.
    »Hier kommst du ins Spiel«, sagte Kristina, und ihr Lächeln flackerte. »Liebst du mich, schönste, einzigste Belle?«

12.
    Zwei schwarzgekleidete Gestalten eilten die Östliche Lange Gasse der Stockholmer Altstadt hinunter. Ihre Mäntel wehten, die Hüte hatten sie abgenommen. Die Menschen wichen ihnen aus, wie man eiligen Leuten immer ausweicht, deren Gesichter entschlossen wirken und von denen man den Eindruck gewinnt, dass sie einen eher über den Haufen rennen würden, als auszuweichen. Einige der Passanten zischten oder machten abfällige Geräusche, aber es hatte sich herumgesprochen, dass die Königin zwei katholische Ordensangehörige in ihrem Schloss beherbergte und dass sogar der alte Johann Matthiae mit ihnen zusammen in den Besprechungen saß. Wenn Königin Kristina die Jesuiten willkommen hieß, dann bedeutete das wohl, dass sie auch willkommen waren. Das schwedische Volk als Ganzes hatte nichts als tiefe Zuneigung zu ihrem König Gustav Adolf empfunden, und da dieser wiederum seine Tochter schon als Kleinkind vergöttert hatte, empfand das schwedische Volk so wie er und verehrte seine junge Königin – abgesehen davon, dass man seit Jahren darüber munkelte, dass ihre Mutter, die extravagante Königin Marie Eleonore von Brandenburg, sie mindestens einmal umzubringen versucht hatte, und welchem Kind würden die Herzen nicht zufliegen, das die Mordversuche der eigenen Mutter überlebt hatte? Insofern hätten die beiden Jesuiten, wären ihre Gedanken nicht anderswo gewesen, die seltsame Erfahrung gemacht, dass man ihnen im protestantischenFeindesland weniger ablehnend begegnete als zu Hause im Reich.
    Der eine der beiden blieb keuchend vor einer Tür stehen, während der andere weitereilte.
    »He, pst! Dies ist das Haus!«
    Der zweite Jesuit blieb zwei Häuser weiter stehen, sah sich um, musterte die Tür und schüttelte den Kopf. »Nein, es ist das da!«
    »Die rote Tür …!«
    »Nein, es hieß, es sei eine blaue Tür.«
    Die beiden Männer sahen sich über die Distanz hinweg an.
    »Rot.«
    »Blau!«
    »Garantiert?«
    »Ja …«
    »Bei der Wahrheit des großen Ignatius von Loyola?«
    Der zweite Jesuit zögerte. Ihre Blicke wechselten erneut zwischen den beiden Türen und sich selbst hin und her. Der zweite Jesuit

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