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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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geschlüpft war. Er nahm sie an der Hand und führte sie mit sich zu den beiden Wachen hinüber. Diese sahen ihnen mit einer Mischung aus Amüsement und Verachtung entgegen.
    »He, Kameraden«, sagte Samuel.
    »Du bist nicht unser Kamerad, Brahe!«, zischte der Soldat, den Samuel zuvor auf den Boden geworfen hatte. »Du hast keine Ehre.«
    »Kommt schon, Kameraden«, sagte Brahe. »Ich hab vielleicht keine Ehre, aber ich hab einen Schwanz.«
    »Na und?«
    »Die Sache ist die«, sagte Brahe. »Das Täubchen hier hat noch Platz für einen zweiten, und ich dachte, ich tue einem von meinen Männern einen Gefallen. Ist es nicht so, mein Täubchen?«
    Alexandra besaß die Geistesgegenwart, albern zu kichern.
    »Warum sollte ich nicht der Zweite sein?«, fragte der Wachposten mit dem Spieß zu Alexandras Entsetzen.
    »Willst du ihn dahin stecken, wohin der ihn schon gesteckt hat!?«, fragte der mit der Armbrust und spuckte Alexandra vor die Füße. »Pfui Teufel.«
    »Also, wie sieht’s aus, Kameraden?«
    Die Wachposten sahen sich an. In das Gesicht des Spießträgers trat ein schlauer Ausdruck. »Du hast da einen netten Ring am Finger, Brahe.«
    Samuel zog ihn, ohne zu zögern, ab. »Meinst du den, den ich dir schon seit Langem schenken wollte?«
    »Du nimmst doch wohl nichts von dem da an?«, fragte der Armbrustschütze.
    Samuel ließ den Ring zu Boden fallen. »Hoppla«, sagte er dann. »Da liegt ja ein Ring auf dem Boden. Den muss einer verloren haben. Ich würde mich danach bücken, wenn ich es nicht so verteufelt im Rücken hätte.«
    Der Soldat mit dem Spieß las den Ring auf und steckte ihn ein. »Eine Stunde, Brahe. Such dir einen von deinen Dreckskerlen aus.«
    »Danke, Kamerad. Und du, Täubchen …«, er klopfte Alexandra auf den Hintern, »… marsch zurück in deinen Verschlag. Halt dich feucht, bis wir wiederkommen.«
    Alexandra huschte über die Gasse davon. Ihr Gesicht brannte vor Scham und gleichzeitig vor Spannung. Würde es Samuel wirklich gelingen, ihre Flucht zu arrangieren? Das war jede verächtliche Anrede eines Soldaten wert, der von Ehre redete und wahrscheinlich noch die Kratzer des letzten Opfers auf dem Hintern trug, das er vergewaltigt hatte. Die Worte brannten dennoch in ihr. Und zugleich brannte etwas in ihr, von dem sie geglaubt hatte, es sei schon lange tot, und das nicht deplatzierter hätte sein können: das Bedauern, dass sie Samuel Brahe nicht noch einmal in sich spüren würde.

16.
    »Königsmarcks Quartiermeister hat an fast alles gedacht«, flüsterte Samuel Alexandra ins Ohr. »Sogar das kleine Türchen hier in der Stadtmauer, das zu den Fischteichen führt, lässt er bewachen.«
    Alexandras Blicke schweiften zwischen den anderen hin und her: Agnes, dem Schreiber, dem Bauern, Samuel und dem Mann mit dem runden Gesicht, der, so viel wusste sie mittlerweile, Alfred Alfredsson hieß. Er hatte seine komplizierte Verbeugung vor Agnes und ihr erneut vollführt, alssie in dem eingefallenen Haus gegenüber von Samuels Quartier aufeinandergetroffen waren. Agnes hob eine Augenbraue, sagte jedoch nichts. Sie hatte auch nicht gefragt, wie Alexandra Samuel gefunden hatte und weshalb er ihnen helfen wollte, aus der Stadt zu entkommen. Alexandra ahnte dumpf, dass Agnes mit ihrem üblichen siebten Sinn längst wusste, wie das Verhältnis Alexandras zu Samuel sich gestaltete.
    »Ich sehe keine Wache«, sagte Alexandra und bemühte sich, die Dunkelheit zu durchdringen. Das Türchen war halb unter dicken Efeu- und Weinranken versteckt, die an der Innenseite der Mauer hingen. Es hätte nicht verlassener daliegen können.
    Samuel zögerte einen kleinen Moment. »Komm mit«, sagte er dann. Er huschte über die Gasse und drückte sich an rußgeschwärzten Hauswänden entlang bis zu einer nur leicht beschädigten Hütte, die ein paar Dutzend Schritte von dem zu bewachenden Türchen entfernt lag. Mit einem Finger auf den Lippen führte er sie um die Hütte herum, und Alexandra sah zu ihrer Überraschung, dass aus einer Fensteröffnung in der Rückseite Licht sickerte. Das Fenster war nicht mehr als ein rechteckiges Loch in der Wand, von innen mit einem Stück Tuch verhängt. Unendlich vorsichtig schob Samuel das Tuch ein paar Fingerbreit beiseite. Dann winkte er Alexandra mit einer Kopf bewegung heran.
    Der Blick war der in einen Raum, der als Koch-, Wohn- und Schlafstätte diente. Die Kochstelle war nicht mehr als eine Ausbuchtung in der Wand, in der ein paar Scheite schwach glommen; ein kleiner Kessel

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