Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
Vom Netzwerk:
Wir sind zusammen mit dem Zug gefahren. Und weil wir unsere Absicht kundgetan hatten, dass wir an der Demonstration der Frauen der Reformliga teilnehmen wollen, hat man uns am Bahnhof abgeholt. Ich bin die ganze Zeit nicht allein gewesen, nicht ein einziges Mal.“ Sie breitete die Arme aus. „Sehe ich allein aus?“
    „Ja, nun … aber trotzdem …“ Er schaute zur Seite, zu der dunkelhaarigen Frau, die so tat, als belausche sie ihre Unterhaltung nicht, dann zu der anderen Seite, wo eine Blondine sich keine Mühe gab, ihre Belustigung zu verhehlen.
    „Von vier Uhr morgens bis um sechs bin ich mit dieser Gruppe hier zusammen gewesen“, erklärte Free. „Wir haben die Durchführung der Demonstration besprochen. Frauen sind vielleicht nicht so stark wie Männer, aber in Masse können wir durchaus Respekt einflößend sein.“
    „Ich muss zugeben, dass deine Freundinnen eine sehr wirksame Barriere bilden. Trotzdem bleibt ein gewisses Risiko.“
    „Wir haben unser Vorgehen besprochen“, sagte Free. „Wir sind heute Morgen alles durchgegangen. Auf jede Frau passen zwei andere auf, während sie wiederum auch zwei im Auge behält. Auf diese Weise wissen wir, dass alle zu jeder Zeit in Sicherheit sind. Wir trennen uns nicht, und wir lassen niemand in unsere Reihen.“ Sie bedachte Oliver mit einem harten Blick. „Wenn eine von uns verhaftet wird, werden wir uns alle zur Polizeistation bringen lassen.“
    „Free.“ Er rieb sich die Augen.
    „Anna Marie Higgins – das ist die Dame dort drüben mit dem Matrosenhut – ist bereits dreizehnmal zur Station gebracht worden.“ Oliver schaute nach rechts.
    Miss Higgins sah nicht wie eine kampferprobte Suffragette aus. Sie trug ein hübsches, sehr modisches Kleid in Himmelblau. Ihre Aufmachung krönte ein Matrosenhut, den sie mit leuchtend blauen Bändern verziert hatte, die nun in der Brise flatterten.
    Ein vorbeikommender Mann reckte die Faust und rief: „Wahlrecht für alle!“
    Miss Higgins warf ihm eine Kusshand zu.
    Oliver schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „Ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich eine Frau bewundern solltest, deren wesentliches Verdienst es ist, mehr als ein Dutzend Mal verhaftet worden zu sein.“
    „Wen sonst sollte ich denn bewundern?“, fragte Free. „Dich? Du bist hier, um mich zu belehren, dass mein Verhalten unverantwortlich war, aber ich habe mehr Vorkehrungen getroffen, um meine Sicherheit zu gewährleisten, als du. Du bist der Sohn eines Herzogs in einer potenziell feindseligen Menschenmenge. Um Himmels willen, dort drüben spielen sie die Marseillaise. Wer weiß, was dir geschehen könnte.“
    „Das ist doch lachhaft“, widersprach Oliver hitzig. „Ich bin nur hergekommen, um dich zu finden. Tu nicht so, als ob es hier um mich ginge. Mir ist egal, welche Sicherheitsvorkehrungen du getroffen hast. Es ist immer noch gefährlich. Das hier ist riskant. Selbst wenn sich am Ende herausstellt, dass alles gut gegangen ist, hätte es sich um gewaltbereite Demonstranten handeln können.“
    Free weigerte sich, sich davon beeindrucken zu lassen. „Du scheinst zu glauben, dass es akzeptabel ist, diese Gefahr einzugehen, um herzukommen und … äh, mich zu retten.“ Sie verdrehte die Augen. „Ich glaube, es ist hinnehmbar, eine Gefahr einzugehen, um herzukommen und zu sagen, dass auch Frauen es verdienen, wählen zu dürfen. Warum ist dein Risiko ritterlich und meines dumm?“
    „Verdammt, Free. Es ist jetzt nicht die Zeit für Haarspaltereien. Wir müssen dich hier wegschaffen.“
    Free lächelte nur. „Ach, das ist wunderbar. Wenn ich dich dazu bringen kann zu fluchen, dann weil du mit Argumenten nicht mehr weiterkommst. Lass es, Oliver. Du weißt, dass ich im Recht bin, selbst wenn du dich weigerst, es zuzugeben. Und hör auf, so albern zu sein. Ich werde hier nicht weggehen. Wenn die Stimmung in Gewalt umschlägt, bin ich umgeben von hundert Frauen, die alle Punkte in Bezug auf Sicherheit durchgesprochen haben, sicherer als allein mit dir. Was würdest du tun, wenn wir von einer Gruppe Demonstranten angegriffen würden?“
    „Ich würde …“ Er hielt inne.
    „Du würdest in der Luft zerrissen werden.“ Sie schenkte ihm ein engelsgleiches Lächeln, das überhaupt nicht zu ihren Worten passte. „Mach dir keine Sorgen, großer Bruder. Ich sorge schon dafür, dass dir nichts passiert.“
    „Verdammt, Free“, wiederholte er.
    Sie lachte und schaute ihre Freundinnen an. „Das ist mein Bruder“, erklärte sie. „Er

Weitere Kostenlose Bücher