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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Patienten verliehen wurde.“
    Also war er ein hoffnungsloser Quacksalber. Jane faltete die Hände und wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass ihr Onkel nicht so furchtbar leichtgläubig wäre.
    „Interessant“, bemerkte sie. „Haben Sie schon jemals jemanden mit plötzlichen Krampfanfällen geheilt?
    „Äh, nein. Aber ich habe Krämpfe ausgelöst, und … äh …“ Er schaute zu Emily, als ob er sich nicht sicher sei, ob er in ihrer Anwesenheit darüber sprechen sollte.
    Wenn er ihr einen elektrischen Schlag versetzen konnte, sollte er verdammt noch einmal auch imstande sein, ihr ins Gesicht zu sagen, was er vorhatte. Jane gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, doch bitte weiterzusprechen.
    „Es ist eine Theorie, die ich entwickelt habe. Galvanischer Strom fließt. Er hat eine Richtung. Wenn Strom also Krämpfe auslösen kann, wenn er in eine Richtung fließt, müsste man, wenn jemand einen Krampfanfall hat, diesen aufhalten können, indem man einen gleichen, aber entgegengesetzten Strom in die andere Richtung fließen lässt. Es ist eine schlichte Anwendung der Newtonschen Gesetze. Mit einer hinreichenden Zahl von Experimenten bin ich sicher, exakt die richtige Menge Strom austarieren zu können, die man verabreichen muss.“
    „Sie sind sich sicher?“, erkundigte sich Jane zweifelnd. „Ist ‚sicher’ das richtige Wort, um ihre Theorie angemessen zu beschreiben?“
    „Ich bin … hoffnungsvoll“, verbesserte er sich. „Sehr hoffnungsvoll.“
    Vor ein paar Jahren vielleicht hätte sie es ihn ausprobieren lassen. Aber Jane hatte mittlerweile Dutzende von Männern genauso redegewandt vollmundige Versprechen darüber machen hören, wie ihre spezielle Form der Folter die Anfälle ihrer Schwester würde heilen können. Keine der Behandlungen hatte Wirkung gezeigt, und sie waren alle schmerzhaft gewesen. Und dann waren da noch Emilys Brandnarben. Sie spürte, wie sich ihre Mundwinkel bitter verzogen.
    „Lassen Sie mich zusammenfassen: Sie schlagen also vor, meiner Schwester auf unbestimmte Zeit so viele elektrische Schläge zu verabreichen, wie Sie wollen, auf Grundlage einer Theorie, für die Sie keine Beweise haben, nur ein paar vage Vermutungen?“
    „Das ist ja wohl kaum fair“, protestierte er. „Ich hatte ja noch nicht einmal die Chance …“
    „Oh nein“, meldete sich endlich auch Emily zu Wort. „Er hat demonstriert, dass er mit seinem Strom einen Krampf auslösen kann. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht dieselbe Art von Anfall ist, die ich sonst habe. Es fühlt sich völlig anders an. Aber schließlich ist es ja nur mein Körper. Was weiß ich schon?“
    Jane konnte nicht sprechen, so wütend war sie. Sie wollte Emily beschützen. Warum musste ihr Onkel immer diese Narren anschleppen?
    „Genau“, sagte der Scharlatan. „Ich bin der Experte der Galvanik. Was weiß sie schon davon?“
    Jane konnte sich besonders gut an den Mann erinnern, der behauptet hatte, die Krämpfe seien eine Erfindung von Emilys Verstand. Da dem so war, hatte er darauf bestanden, dass er ihr nur den richtigen Anreiz liefern musste, damit aufzuhören. Die Brandnarben auf Emilys Arm und die dazu passenden auf ihren Oberschenkeln waren seine Idee dieses Anreizes gewesen. Was wusste Emily schon?
    „Nun gut.“ Janes Stimme bebte. „Es gibt nur einen Weg, denke ich, herauszufinden, was Emily weiß.“
    „Wie meinen?“ Der Arzt schüttelte den Kopf.
    Jane versuchte, nicht zu grob zu sein. „Ich schlage vor, Sie wählen die unerhört radikale Methode, sie zu fragen. Emily, was hältst du von dieser Behandlungsmethode?“
    Allein das Zittern von Emilys Händen beantwortete diese Frage schon. Jane schluckte ihren Ärger herunter und wartete auf die Antwort ihrer Schwester.
    „Ich habe lieber die Anfälle, wenn es recht ist.“
    Dann konnte der falsche Dr. Fallon ihretwegen zur Hölle gehen. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, ihn dorthin zu schicken. Sie wandte sich an ihn. „Vielen Dank“, sage sie, „aber Ihre Dienste werden nicht länger benötigt.“
    Er wirkte verblüfft, blickte von seinen übel riechenden Gläsern zu Emily und dann weiter zu Jane. „Sie können mich nicht entlassen“, erwiderte er schließlich. „Das hier ist meine Chance. Ich könnte alles dokumentieren und einen Bericht schreiben, mir einen Namen machen.“
    Es gab einen guten Grund, warum Jane immer ein paar Banknoten in einer versteckten Tasche bei sich trug. Sie fand sie und holte sie heraus, faltete sie auseinander und

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