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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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war noch schlimmer, noch viel schlimmer.
    „Ich meine, natürlich denke ich, dass Sie …“
    Das war bis jetzt das Schlimmste überhaupt.
    Sie kniff die Augen zu. „Halt den Mund, Jane“, flüsterte sie sich zu.
    „Nein.“ Er fuhr wieder mit dem Daumen über ihre Unterlippe. „Sprechen Sie weiter, Jane.“
    „Das ist eine furchtbare Idee.“ In ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme heiser. „Es ist unmöglich, da wieder heil herauszukommen. Es macht keinen Unterschied, ob ich Sie für attraktiv halte. Ihnen ist egal, was ich denke. Selbst mir ist es egal, was ich denke.“
    Ein Finger gesellte sich zu seinem Daumen auf ihren Lippen. „Ich denke, Sie sind überaus mutig“, flüsterte er zurück „Sie sind wie ein Feuer, das eigentlich strahlend hell auflodern und in fünf Sekunden niedergebrannt sein müsste. Ich weiß, wie es ist, so viel Energie aufzubringen, doch Sie tun das Abend für Abend. Und niemand – kein Marquis, kein Vormund oder Arzt noch die gesamte Last dessen, was die Gesellschaft erwartet – kann Sie dazu bringen, aufzuhören.“
    Sie ließ ein Seufzen hören, ein zitterndes Seufzen, bei dem ihre Lippen seinen Daumen streiften. Wie ein Kuss.
    „Wenn die Leute wollen, dass Sie aufhören zu reden oder sich so zu kleiden, wie Sie es tun, oder dass Sie ändern, wer Sie sind, dann deswegen, weil es ihnen in den Augen wehtut. Uns allen ist beigebracht worden, nicht in die Sonne zu schauen.“
    Er legte einen weiteren Finger auf ihre Lippen. „Ich kann nicht hinschauen, und ich kann nicht wegschauen. Aber keine Angst, Miss Fairfield, mich interessiert, was Sie denken.“
    Er hob ihr Kinn an. Er tat es ganz sacht, als stellte er eine Frage. Aber wenn seine Finger auf ihrem Gesicht eine Frage stellten, dann beantworteten seine Augen sie. Sie waren klar und blau und zeigten mehr Stärke, als sie sich vorgestellt hatte.
    „Also, was stimmt nun?“, fragte er leise. „Finden Sie mich attraktiv oder …?“
    „Es gibt kein oder“, teilte sie ihm mit.
    Er beugte sich vor. So dicht zu ihr, dass sie die Wärme seines Atems auf ihren Lippen spürte, so dicht, dass sie meinte, wenn sie einatmete, würde ein Hauch seiner Essenz ihre Lunge füllen. Sie spürte die Spannung der Erwartung, als setzte sie ein Puzzle zusammen. Als fügte sie zwei Teile zusammen, und wusste mit jeder Faser ihres Körper, dass sie zusammenpassen würden.
    Doch er richtete sich mit einer Grimasse auf und ließ seine Hand sinken.
    „Ist es etwas, was ich gesagt habe?“, wollte Jane wissen. Und wenn ja, welcher Satz war es? Schließlich hatte sie so viele gesagt.
    „Unmögliches Mädchen“, bemerkte er halblaut.
    Es traf sie, dass er sie so nannte, nach allem, was sie miteinander geteilt hatten. „Nur, weil ich es so will“, erklärte sie spitz, aber sie wusste, es war mehr als das. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass die vornehme Welt sie nicht gemocht hätte, selbst wenn sie versuchte hätte, alles richtig zu machen. „Ich mag unmöglich sein, aber wenigstens bin ich nicht … bin ich nicht …“
    „Das meine ich gar nicht.“ Er streckte die Hand aus, als wollte er sie erneut berühren, und sie verharrte regungslos. Wünschte sich, die paar Zoll Luft zwischen seinen Fingerspitzen und ihrer Wange würden verschwinden. Ihre Gesichtshaut prickelte, und sie atmete abrupt ein.
    „Unmögliches Mädchen“, wiederholte er, aber dieses Mal war seine Stimme leise und tief, verwandelte die Worte in etwas Sinnliches. „Ich sage es als Mahnung an mich, nicht um Sie zu kränken. Jane. Tapferes Mädchen. Entzückendes Mädchen.“ Endlich berührte er sie an der Wange, legte seine Finger erneut dagegen. Und oh, wie gut es sich anfühlte, diese kleine, leichte Berührung. Dieser Verbindungspunkt.
    „Mädchen, das ich nicht anfassen sollte“, sagte er. „Oder küssen. Oder haben.“
    Sein Lächeln war leicht traurig, und sie konnte sich erinnern, dass er gesagt hatte, dass sie die letzte Frau sei, die er je heiraten würde.
    „Aber klug. So klug. Es ist eine wahre Schande, Miss Fairfield, dass Sie so unmöglich sind, denn wären Sie das nicht, würde ich, glaube ich, mein Glück bei Ihnen versuchen.“
    Es hatte ihr besser gefallen, als er sie Jane genannt hatte. Sie mochte es, wie er ihren Namen aussprach, nicht kurz und knapp, eine einzige Silbe, mit der man schnell fertig war, sondern langsam und gedehnt, wie ein Bissen, den man genoss.
    Sie hob die Hand, legte ihre Hand über seine auf ihrer Wange. Wärme traf auf

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